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Marktheidenfeld
Weniger Kinder als erwartet: Marktheidenfelder Stadtrat diskutiert, welche Kita-Erweiterungen und -Neubauten jetzt noch sinnvoll sind
Geplant war, alte Kitas zu ersetzen, in Altfeld zu erweitern und an der Grundschule neu zu bauen. Wenn weniger Kinder kommen, könnte man auf eine Baustelle verzichten – und Geld sparen.
Die Erweiterung der Kita Altfeld könnte schon im Sommer beginnen. Doch der Stadtrat ist sich uneinig, ob der Anbau noch nötig ist.
Foto: Carolin Schulte | Die Erweiterung der Kita Altfeld könnte schon im Sommer beginnen. Doch der Stadtrat ist sich uneinig, ob der Anbau noch nötig ist.
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 20.03.2025 02:38 Uhr

Die Kitas in Marktheidenfeld beschäftigen den Stadtrat schon lange – in der Sitzung am Donnerstag kam aber nochmal ganz neuer Schwung in das Thema. Bisher ging man von einem steigenden Bedarf an Kita und Krippenplätzen aus. Doch der Jahrgang 2024 ist nun überraschend klein, im Stadtgebiet leben nur 70 Kinder, die im vergangenen Jahr geboren wurden. In den Geburtsjahrgängen 2018 bis 2023 sind es dagegen immer um zwischen 90 und gut 100 Kindern gewesen, ein Ausreißer war der Jahrgang 2020 mit 115 Kindern. "Die sinkenden Zahlen haben uns überrascht", sagte Bürgermeister Thomas Stamm. Was bedeutet das nun für die Umbau-, Neubau- und Erweiterungspläne, die der Stadtrat schon beschlossen hat?

Grüne und ProMAR gegen Kita-Erweiterung in Altfeld

Die Kitas am Lohgraben und in der Kolpingstraße sind sanierungsbedürftig, für die Kolpingstraße wurde schon ein Neubau beschlossen. Die Kita Altfeld sollte um zwei Gruppen erweitert werden, dafür entschied sich der Stadtrat auch, weil man durch das Baugebiet Märzfeld und das neue Gewerbegebiet Söllershöhe mit steigender Nachfrage in Altfeld rechnete. Außerdem gibt es den Beschluss, an der Grundschule in der Ludwigstraße eine ganz neue Kita mit sechs Gruppen zu bauen. "Mit Blick auf die Kosten könnten wir überlegen, auf manche Baumaßnahme zu verzichten", eröffnete Stamm die Diskussion – eine Entscheidung war an diesem Abend ausdrücklich noch nicht vorgesehen.

ProMAR und Grüne sprachen sich zunächst dafür aus, die Erweiterung in Altfeld auf Eis zu legen. Den großen Ansturm auf die Gewerbeflächen und Bauplätze gebe es im Moment nicht, sagte Susanne Rinno (Grüne), deswegen sei auch nicht mit einer "Kinder-Welle" zu rechnen. Kinder aus der Kernstadt nach Altfeld zu schicken, sei auch wegen der schlechten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel schwierig. Nach Erfahrung von Caroline Kutz (ProMAR) sei das für die Kernstadt-Kinder auch deshalb nicht attraktiv, weil die Altfelder Kinder auf die Grundschule Bischbrunn gehen. "Die Pläne für die Erweiterung haben wir und könnten schnell reagieren, wenn sich doch noch etwas ändern sollte", so Kutz. 

CSU: Müssen auch an Kitas anderer Träger denken

Theoretisch könnte der Anbau in Altfeld in diesem Sommer beginnen und in zwei Jahren fertig sein, erklärte Bauamtsleiter Andreas Burk. Legt man die Pläne in die Schublade, bleibt die Baugenehmigung für drei Jahre bestehen und könnte auch noch verlängert werden. Damit ging er auf die Sorge von Richard Oswald (CSU) ein, dass die Pläne für die Tonne wären, sobald es eine neue Regelung für Kita-Gebäude geben sollte.

Oswald und seine CSU-Kollegen Wolfgang Hörnig und Helmut Adam sprachen sich für eine Erweiterung in Altfeld aus. Hörnig machte klar, dass die Altfelder Baumaßnahme viel weiter fortgeschritten ist, als alle anderen Projekte. "Wenn wir etwas Neues anfangen, dauert es Jahre, bis wir wieder an diesem Punkt sind." Er erinnerte daran, dass es in Marktheidenfeld auch private Kitas gibt: "Wir wissen nicht, ob diese Träger bleiben." Darauf baute Oswald auf: "Wenn einem anderen Träger die Lizenz entzogen wird, müssen wir als Stadt Plätze vorhalten."

Wenig Kinder von außerhalb in Marktheidenfelder Kitas

Adam wünschte sich Prognosen für die Kinderzahlen in den kommenden fünf Jahren. Er gehe davon aus, dass die Plätze im Baugebiet und auch im Gewerbegebiet irgendwann bezogen werden und dann auch Kita-Plätze nachgefragt werden. "Besser haben als brauchen", schlussfolgerte er. Für die Freien Wähler sprach sich auch Burkard Wagner für die Erweiterung in Altfeld aus.

Welche Rolle spielt das Kita-Angebot für Unternehmen, die sich vielleicht in Altfeld ansiedeln wollen? Darüber wurde herzlich gestritten. Wolfgang Hörnig maß dem große Bedeutung bei, er wisse zum Beispiel von früheren Warema-Kollegen aus Schweinfurt, deren Kinder hier in die Kita gingen. Dem widersprachen mehrere Stadträte. Auf Nachfrage der Redaktion teilte die Stadtverwaltung mit, dass nur wenige Kinder aus anderen Orten in Marktheidenfeld betreut werden. Hörnigs These wird nur gestützt durch ein Kind aus Würzburg, das die Kita Altfeld besucht, weil ein Elternteil bei Cummins arbeitet. Für auswärtige Warema-Mitarbeiter sind vier Krippenplätze in der Kita Baumhofstraße reserviert, davon wird jedoch aktuell nur einer genutzt – und die Eltern dieses Kindes kommen aus Triefenstein. Neue Anfragen liegen zur Zeit nicht vor, heißt es aus der Verwaltung. 

Standort Kolpingstraße hat hohe Bedeutung

Viel Zustimmung fand im Gremium der Impuls von Bürgermeister Stamm, an der Kolpingstraße eine Kita in der Altstadt zu erhalten. Baut man diese auf sechs Gruppen aus, könnte man auf die Erweiterung in Altfeld verzichten, fand Stamm. Bisher sind hier nur fünf Gruppen geplant. Damit widersprach Stamm dem Vorschlag, den die Kita-Leitungen gemacht hatten: Sie wünschten sich, die Erweiterung in Altfeld auszusetzen, an der Ludwigstraße einen Kindergarten mit sieben Gruppen neu zu bauen und die Kitas Kolpingstraße und Lohgraben dann in dieser neuen Kita zusammenzulegen. 

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Ähnlich sah es Martin Harth (SPD): Der "zentrale Baustein" liege seiner Ansicht nach in der Ludwigstraße, hier solle man die maximale Gruppenzahl ausschöpfen. Wenn dieser Neubau steht, könne man sich weiter umgucken. "Die Kinderzahlen sind nur als Momentaufnahme aufzufassen", ist Harths Ansicht. 

Schließlich band Stamm die ausgiebige Diskussion ab. Man werde die Stimmung des Stadtrats nun in Beschlussvorschläge einfließen lassen und in einer der kommenden Sitzungen abstimmen.

 
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  • Bernhard Schebler
    Die Stadträte, mit samt dem Bürgermeister, ich glaube, die denken zuwenig!
    Warum baut man nur ein Stockwerk, kann man nicht zwei oder drei Stockwerke hoch bauen, damit man mehr Gruppen unterbringen kann.
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  • Reinhold Braun
    Ohne die notwendigen Bedarfe an KITA Plätzen und unter Berücksichtigung des aktuell angespannten Finanzhaushalt es der Stadt Marktheidenfeld ist es geboten, eine Priorisierung der Baumaßnahmen festzulegen.
    „ Notwendiges vor Wünschenswertem“
    Ich halte es in der aktuellen Situation für zwingend geboten die Priorität A auf die Kernstadt zu legen, da hier die Bedarfe am größten sind. Die Blaupause „Baumhofkindergarten“ könnte auch für den Bau eines neuen Kindergartens dienen. Eine mögliche, schnelle Umsetzbarkeit der Baumaßnahme wäre der Benefit (Plan existiert, Stärken und Schwächen können übernommen oder verbessert werden, finanzieller Rahmen ist bekannt ). Das Rad muss doch nicht immer wieder neu erfunden werden und führt nur zu weiteren finanziellen Unsicherheiten.

    Alternative: „“Sondervermögen“
    Mit Auswirkung weiterer Erhöhung der Steuern und Abgaben der Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer Stadt Marktheidenfeld.
    Wollen wir das?
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  • Reinhold Braun
    Aufgrund der aktuellen Finanzlage der Stadt und unter Berücksichtigung der Zukünftigen Bedarfe halte ich eine Zurückhaltung bei der Erweiterung des KITA Altfeld geboten.
    Dringender wäre erstmal, die geplanten Neubauten in der Kernstadt anzupacken und zu modernisieren. Hier gilt es absolute Priorisierung vorzunehmen, das Geld und viel Ärger sparen könnte. Wo bleibt hier die finanzielle Weitsicht? „Notwendiges vor Wünscheswertem“
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