Einen Schritt weiter ist der Stadtrat in seinem Plan, eine neue Kindertagesstätte in der Kolpingstraße zu bauen. Festgelegt wurde im Vorentwurf die Form des künftigen Gebäudes. Der Kindergarten bekommt eine neue Lage. Er wird von der Kolpingstraße in Richtung des heutigen Schwesternwohnheimes errichtet, das abgerissen wird. Die Verwaltung der Stadt und auch die Architekten Johannes Hettiger und Manuel Haus hatten auf der Sitzung des Stadtrats am Donnerstag allerdings eine andere Variante empfohlen. Sie wurden von der Mehrheit überstimmt.
Zur Diskussion standen drei Varianten für die Lage der neuen Kindertagesstätte mit künftig fünf Gruppen zwischen Kolpingstraße und Sparkasse, Bronnbacher Platz und HypoVereinsbank. Die Architekten Hettiger und Haus hatten geraten, die Kindertagesstätte an gleicher Stelle des jetzigen Gebäudes zu errichten. Dies sei städtebaulich sinnvoll, da es dadurch keine Baulücke in der Kolpingstraße gebe. Das Ergebnis wären helle und freundliche Gruppenräume nach Süden.
Neubau ohne Übergangslösung
Allerdings würde dies bedeuten, dass dort für den Bau alles abgerissen wird und für die Kinder eine Container-Lösung gefunden werden muss, sollte es keine andere Möglichkeit geben. Der Vorteil wäre eine unkomplizierte Bauausführung von eineinhalb bis zwei Jahren, die auch preiswerter ist, da auf den laufenden Betrieb keine Rücksicht genommen werden muss.
Die zweite von den Architekten vorgestellte Variante sah vor, die neue Kindergartentagesstätte im laufenden Betrieb an anderer Stelle des Grundstücks zu bauen. Nach Vorschlag der Architekten wäre der Baukörper weit abgerückt von der Kolpingstraße ungefähr dort, wo jetzt das Schwesternwohnheim ist. Als Nachteile nannten Hettiger und Haus, dass der Abschluss zur Kolpingstraße fehle und die Verschattung durch die Nachbargebäude erheblich sei.
So stimmte schließlich der Stadtrat mit Mehrheit für die dritte Version, nämlich eine Lage in Nord-Süd-Richtung (siehe Grafik). Ein Teil des heutigen Kindergartens wird abgerissen und weicht dem neuen Gebäude. Auch diese Variante lässt sich im laufenden Betrieb des Kindergartens verwirklichen. Der Teil des heutigen Kindergartens, der zunächst stehenbleibt, soll nach Inbetriebnahme der neuen Kindertagesstätte abgerissen werden.
Kritik: Baulücke entsteht zwischen neuer Kita und Pfarrheim
Die Gegner dieser Lösung hatten zuvor ihre Bedenken geäußert, den Kindergarten zu bauen, während der Betrieb weiterläuft. Caroline Kutz (proMAR) sieht "ein großes Gefahrenpotential". Es gebe Lärm und Staub in unmittelbarer Nähe des Kindergartens, auch die Baustelle selbst sei schwer einzurichten. Kritisiert wurde auch die Baulücke nach dem Abriss des gesamten Kindergartens zwischen dem neuen Gebäude und dem Pfarrheim St. Laurentius. Dies sei städtebaulich ungünstig, meinten die Architekten.
Stadtrat Heinz Richter (proMAR) empfand die Diskussion als "unbefriedigend", da er nicht wisse, wie es mit den Kindergärten in Marktheidenfeld weiter gehe. Er bezog sich auf den Plan, zunächst den Kindergarten Lohgraben auf einem anderen Grundstück neu zu bauen, in den dann erst der Kolpingkindergarten als Zwischenlösung einzieht, um diesen dann abzureißen. Auch so könnte eine Interims-Kita vermieden werden.
Handlungsbedarf wegen Ukraine-Flüchtlinge
Stadtrat Wolfgang Hörnig (CSU) erinnerte daran, dass erst jüngst der Bau eines zweiten Kindergartens aus der Finanzplanung des Haushalts gestrichen worden sei. Einig war man sich, dass auch aufgrund der Ukraine-Flüchtlinge dringender Handlungsbedarf besteht. Helmut Adam (CSU) fand es schwierig, sich für eine Lösung mit Totalabriss zu entscheiden, ohne zu wissen, "wo wir die Kinder unterbringen können".
Trotz eines Plädoyers von Bürgermeister Stamm für die erste Variante stimmten schließlich 14 gegen 9 Stadträte für die Lage der neuen Kindertagesstätte in Nord-Süd-Richtung. Die Architekten haben diese mit 5,33 Millionen Euro Kosten berechnet. Der Auftrag, die Vorplanung mit dieser Variante zu erstellen, wurde dann einstimmig vom Stadtrat erteilt.