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Main-Spessart
Welches E-Bike passt zu mir? Diese 6 Fragen müssen Sie vor dem Kauf klären
Ein E-Bike ersetzt für manchen den PKW – doch es braucht ebenso regelmäßigen Service wie ein Auto. Zwei Fachhändler geben Tipps, damit der Kauf keine Enttäuschung wird.
Das E-Bike muss perfekt zum Radler oder zur Radlerin passen. Bei Fahrradhändler David Rustler kaufen die wenigsten Interessenten beim ersten Besuch.
Foto: Günter Roth | Das E-Bike muss perfekt zum Radler oder zur Radlerin passen. Bei Fahrradhändler David Rustler kaufen die wenigsten Interessenten beim ersten Besuch.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:31 Uhr

Was vor Jahren als belächelter "Fahrrad-Rollator für Senioren" begann, ist jetzt von den Straßen in der Stadt und den Fahrradwegen nicht mehr wegzudenken. Längst sind Menschen beim Einkaufen, bei der täglichen Fahrt zur Arbeit oder beim Wochenendausflug elektrisch unterwegs und auch junge Leute oder sogar Sportler nutzen gerne die Kraft des Stroms zum Training. Die Folge davon ist eine Fülle von Angeboten mit schier unendlichen Ausstattungsmöglichkeiten und zu teils stark unterschiedlichen Preisen. Dies kann Kaufinteressenten durchaus verwirren. Zwei Fachhändler aus dem Landkreis sprechen über ihre Erfahrungen und geben Tipps bei der Auswahl des Rades.

Ein Fahrrad muss passen wie ein Schuh

Wolfgang Zachleder vom Radhaus Gemünden bringt seine Erkenntnisse auf den Punkt: "Das beste E-Bike gibt es nicht" – nur das passende für die jeweilige Person. Gut 65 Prozent der hier verkauften Räder fahren mit elektrischer Unterstützung. Daher ist sein Grundsatz: Man muss sich die Leute genau anschauen, bevor diese eine Investition von 2500 Euro aufwärts tätigen. "Wenn man Schuhe kauft, müssen die passen – beim Fahrrad ist es dasselbe". Auch sein Kollege David Rustler verfolgt beim Fahrradfachhändler "Cube" in Lohr die gleiche Philosophie. Wer hier herkommt, kauft in der Regel nicht gleich beim ersten Besuch, sondern erst nach eingehender Beratung. "Wir haben ein breites Portfolio von Modellen und die passen wir unseren Kunden individuell an", betont er.

Wolfgang Zachleders Radhaus verkauft, berät und repariert die teuren E-Bikes.
Foto: Günter Roth | Wolfgang Zachleders Radhaus verkauft, berät und repariert die teuren E-Bikes.

Da jeder Mensch andere Anforderungen an sein E-Bike stellt und es eben das beste Angebot nicht gibt, gilt es dieses individuelle Fahrprofil im Voraus abzugleichen. Dazu gibt es für die beiden Fachhändler eine Checkliste:

1. Wo kaufe ich mein E-Bike - Baumarkt, Internet oder Fachhändler?

Das kann einen Preisunterschied von gut 1000 Euro ausmachen. Bedenkt man den Service nach dem Kauf, könne sich das nach Erfahrung der Fachhändler schon nach kurzer Zeit relativieren: wenn beispielsweise die ersten Reparaturen oder Wartungsarbeiten anfallen und der Onlinehändler in Norddeutschland sitzt oder der Baumarkt sein Angebot geändert hat. In den Fachgeschäften werden Fahrräder aus dem Baumarkt oder Internet auch gewartet, doch im Zweifelsfall müssen diese Kunden längere Wartezeiten in Kauf nehmen. In beiden Betrieben stehen vollausgestattete Werkstätten mit Fachkräften zur Verfügung.

2. Wie möchte ich mein Fahrrad nutzen?

Manche wollen nur Spaßradeln auf Radwegen, andere nutzen ihr Gefährt, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu kommen, für eine größer werdende Zahl jedoch ist es auch ein Sportgerät für Überlandtouren oder Fahrten in schwerem Gelände. Ein City-Bike mit schmalen Reifen würde beim Crossing im Spessart nicht lange durchhalten. Andererseits lohnen sich diese Mehrkosten für Einkaufsfahrten oder Wochenendausflüge in der Ebene nicht unbedingt.

3. Welche körperlichen Voraussetzungen habe ich?

Jeder Mensch hat persönliche Fahrgewohnheiten. Fahre ich gemächlich, auf Tempo oder Langstrecke? Kann ich viel Eigenleistung beisteuern? Dafür gibt es unterschiedliche Akkutypen und Motoren zwischen etwa 40 und 85 Newtonmetern. Dazu kommt die persönliche Körpergröße: Fachbetriebe können sowohl die Höhe des Rahmens, des Sattels und die Form sowie den Abstand des Lenkers optimal vermessen und anpassen. Probleme mit den Handgelenken werden beispielsweise oft durch eine falsche Einstellung hervorgerufen. Nicht ohne ist auch die Frage nach dem richtigen Sattel. Es gibt sehr bequeme mit Gel gepolsterte, eher feste, starre oder pneumatisch gefederte Sättel. Dazu hat das Gemündener Radhaus eine Anordnung vor dem Geschäft stehen, bei der man sechs verschiedene Modelle ausprobieren kann.

Wer den falschen Sattel gewählt hat, spürt das rasch am Allerwertesten. Bei Zachleder in Gemünden kann man verschiedene Varianten ausprobieren.
Foto: Günter Roth | Wer den falschen Sattel gewählt hat, spürt das rasch am Allerwertesten. Bei Zachleder in Gemünden kann man verschiedene Varianten ausprobieren.

4. Welche Ausstattung wünsche ich?

Da sind einmal die Bremsen: Neben den meist hydraulisch geregelten gibt es auch Scheibenbremsen mit unterschiedlichen Durchmessern und anderen Bremswirkungen. Damit muss man umgehen können, sonst steigt man womöglich ungewollt "über den Lenker ab". Neben den Handbremsen gibt es auch die Rücktrittbremsen im Hinterrad. Bei der Gangschaltung gibt es zwei Hauptvarianten. Die heute am weitesten verbreitete ist die Kettenschaltung, viele Kunden aber bevorzugen die Nabenschaltung im Hinterrad.

5. Welches Zubehör ist für mich wichtig?

Die Palette dafür ist reichhaltig und wird in den meisten Fachhandlungen einschließlich Beratung angeboten. Für die Lohrer und Gemündener Radhändler steht an erster Stelle der Helm als Lebensretter Nummer eins. Dieser sollte in jedem Fall individuell angepasst sein. Ein abgestelltes Rad für 3.000 Euro muss gesichert werden. David Rustler warnt vor billigen Schlössern und rät deshalb zu massiven Ketten oder noch besser ein spezielles Faltschloss, beide aus gehärtetem Stahl. Da sind allerdings schon mal bis zu 80 Euro zusätzlich fällig.

David Rustler zeigt ein Faltschloss, das eine hohe Sicherheit gegen Diebstahl bietet.
Foto: Günter Roth | David Rustler zeigt ein Faltschloss, das eine hohe Sicherheit gegen Diebstahl bietet.

Auf eine funktionierende Lichtanlage sollte man nicht verzichten. Eher persönlich sind dann eventuelle Wünsche nach Körben, Packtaschen und so weiter. Auch die Bekleidung stellt manche vor Herausforderungen. Ist eine spezielle Funktionsausstattung nötig, welchen Regenschutz brauche ich? Insgesamt kann die Zubehörpalette die Gesamtkosten schnell noch einmal um mehrere Hunderter erhöhen.

6. Welche Zusatzkosten muss ich erwarten?

Ein E-Bike ist eigentlich wie ein Auto, es braucht Wartung und Pflege, um Lebensdauer und Sicherheit zu garantieren. Viele Elektroradler bringen ihr Gefährt im Winter zum Kundendienst, wenn sie wegen Schnee und Eis eh nicht unterwegs sind. Dort werden die Bremsen, die Akkuleistung und anderes überprüft, eventuelle Schäden ermittelt und behoben, damit es im Frühjahr wieder sicher weiter geht. Auch hier muss man pro Jahr mindestens 100 Euro einplanen. Wenn man eine private Haftpflichtversicherung hat, ist eine zusätzliche fürs Rad nicht nötig. Wer sein Gefährt gegen Diebstahl versichern will, zahlt rund 10 Euro im Monat dafür.

 
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  • Paeonya
    Die Betriebs-Kosten für ein Pedelec gehen gegen Null, wenn man eine Verschleißteile Versicherung abgeschlossen hat. Mit einem kleinen PV-Panel oder Balkonkraftwerk ist sogar der Strom umsonst; die gängigen Ladegeräte ziehen 90 Watt. Nur so als kleiner Tipp.
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  • gerhard.rausch@gmx.net
    Die Null Betriebskosten für die Versicherung haben sie mit dem Kaufpreis bezahlt. Den umsonst Strom bezahlen sie mit der PV Anlage oder dem Balkonkraftwerk.
    Umsonst ist nichts!
    Und mein Tipp. Ein normales Rad kaufen. Das kostet nur einen Bruchteil, verbraucht keinen Strom und sie können es selbst warten.

    Der Nachteil ist, dass sie nicht Mainstream sind und kein E-Bike Statussymbol haben.
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