Warum stehen da eigentlich diese beiden Mammutbäume in Kleinwernfeld? Gleich nach dem Ortsausgang in Richtung Hofstetten stehen zwei offenbar junge, aber schon stattliche Exemplare, die man sonst eher mit Kalifornien verbindet. Ralf Popp hat sie vor Jahren gepflanzt und sagt, er sei bisher noch nie auf die Bäume angesprochen worden. Er könne gar nicht sagen, ob die Leute wissen, dass das Mammutbäume sind. Er klärt auf, dass es sogar drei Mammutbäume sind, der dritte steht aber etwas zurückgesetzt hinter drei Esskastanien.
Das Ganze kam so: Der heute 53-Jährige, der aus Kleinwernfeld stammt und in Lohr wohnt, war im Jahr 2000 oder 2001 auf dem Würzburger Africa Festival, erinnert er sich. Dort gebe es jedes Jahr einen Stand mit exotischen Sämereien. Auf einem Tütchen habe er "kalifornische Riesenmammutbäume" gelesen. 1996 war er mal in Kalifornien, im Yosemite-Nationalpark, und habe dort gesehen, wie groß die Bäume werden. Er zeigt mit den Händen, wie groß die Zapfen waren, was auf Melonengröße schließen lässt. Tatsächlich finden sich im Internet Bilder, auf denen die länglichen Zapfen des Riesenmammutbaums groß wie ausgekommene Zucchini aussehen.
Mit einem Päckchen Samen vom Africa Festival fing es an
Popp griff auf dem Africa Festival zu und kaufte ein Päckchen Samen, die er zu Hause gleich in Töpfe säte. Er sei etwas skeptisch gewesen, ob aus ihnen wirklich etwas wird, aber tatsächlich hätten sie innerhalb von wenigen Wochen gekeimt. Es wuchsen kleine Bäumchen heran. Nach zwei Jahren, als sie etwa 40 Zentimeter hoch waren, setzte Popp drei davon in ein Beet seines Großvaters nahe des Fußgängerstegs hinüber nach Wernfeld. "Es scheint ihnen da zu gefallen." Saftig grün stehen sie da. Dass sie so gut wachsen und dass sie mit jetzt gut 20 Jahren schon so einen Stammdurchmesser haben, habe ihn überrascht. Er zieht die untersten Wedel etwas zur Seite, um den Stamm zu zeigen, und in der Tat erinnert der unten eher an eine stattliche Buche oder Eiche.
Dass er den einen etwas weiter hinten pflanzte, komme daher, dass dazwischen zuvor noch andere Bäume gewachsen seien. Die auch schon großen Esskastanien, die jetzt in der Lücke stehen, seien von Kastanien eines Baums im Lohrer Wald selbst gezogen und etwa drei, vier Jahre jünger als die Mammutbäume. Deren Früchte seien zwar relativ klein, aber roh schmecken sie, sagt der 53-Jährige. Er hat ein Faible für Bäume, schon mit 20 fing er an, Obstbäume zu pflanzen.
Riesenmammutbäume können 3000 Jahre und älter werden
Seine Mammutbäume sind noch so jung, dass sie noch keine Zapfen bilden. Es gibt gewaltige Riesenmammutbäume, die über 3000 Jahre alt sind und 80 Meter hoch, Küstenmammutbäume werden sogar über 100 Meter hoch. Die Kleinwernfelder Mammutbäume, die jetzt geschätzt acht Meter hoch sind, sind im Vergleich noch richtige Babys. "Vielleicht stehen sie in 200 Jahren noch", sinniert Ralf Popp. Wer weiß, wie groß sie bis dahin sind. Mit trockenen Sommern hätten sie bisher kein Problem gehabt, der Standort sei aber auch recht feucht. Weiter hinten entspringt eine Quelle.
In der Gegend gibt es mehrere Mammutbäume. In Mittelsinn etwa steht in einem Garten ein etwas älteres Exemplar, das einmal als Topfpflanze anfing, in Lohr eines neben der ehemaligen Jugendherberge, zudem mehrere im Naturschutzgebiet Romberg. Außerdem wurde in Arnstein 2006 im Balleswäldchen ein Mammutbaum gepflanzt und um die Jahrtausendwende mehrere an der höchsten Stelle des Rettersheimer Waldes.
Popp könne noch nicht sagen, was aus seinen Bäumen mal werden soll. "Irgendwann gibt's vielleicht Bretter oder man lässt sie halt wachsen. Eigentlich könnten sie da stehen bleiben", findet er. Zwei-, dreimal im Jahr komme er zum Mähen. Ihr schnelles Wachstum ist zwei weiteren Mammutbäumchen, die er damals verschenkte, mittlerweile zum Verhängnis geworden. Die seien gefällt worden, weil sie im Garten zu groß wurden. Die Bäume von Ralf Popp hingegen könnten theoretisch auch noch in 1000 oder 2000 Jahren stehen.
Kleine Anmerkung, damit der Baumbesitzer später nicht enttäuscht ist, wenn die ersten Zapfen wachsen: Die Zapfen der Mammutbäume sind überraschenderweise relativ klein (<10cm). Die riesigen Zapfen, die man in Kalifornien findet, gehören zu den dort wachsenden Kiefernarten.