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Lohr
Wohnblocks statt Jugendherberge?
Was wird aus der geschlossenen Lohrer Jugendherberge und dem weitläufigen Grundstück? Die Baugenossenschaft Lohr wollte ein Interesse daran weder dementieren noch bestätigen. In der Gegend ist sie bereits mit den zwei Wohnblöcken Brunnen?wiesenweg 7 und Eichenstraße 17 (im Hintergrund links) präsent.
Foto: Thomas Josef Möhler | Was wird aus der geschlossenen Lohrer Jugendherberge und dem weitläufigen Grundstück? Die Baugenossenschaft Lohr wollte ein Interesse daran weder dementieren noch bestätigen.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 07.06.2021 02:15 Uhr

Seit Ende Februar ist klar, dass die Lohrer Jugendherberge am Brunnenwiesenweg nicht wieder aufgemacht wird. Was passiert mit dem Gebäude und dem weitläufigen Grundstück? Die Baugenossenschaft Lohr wollte gegenüber unserem Medienhaus ein Interesse daran weder dementieren noch bestätigen.

Dem Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergsverband (DJH) gehören nur das Gebäude und der Vorplatz. Der große Außenbereich mit Teichanlage und Mammutbaum ist im Besitz der Stadt Lohr. Ein Lohrer Geschäftsmann mit Hotel-Erfahrung, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat sein Interesse an dem Ensemble bekundet – und ist bei Stadt und Verband abgeblitzt.

Sein Ziel sei es gewesen, aus der Jugendherberge ein Hostel oder eine Pension für Radtouristen mit schmalem Geldbeutel wie junge Familien zu machen, berichtete er der Redaktion. Mit einem Fachmann habe er sich das Gebäude angesehen: "Es wäre zu schade, es nicht mehr als Beherbergungsbetrieb weiterzuführen."

Gutachten wird erstellt

Das gelte umso mehr, als vor Jahren erst 250 000 Euro in eine Sanierung gesteckt worden seien. Die Küche sei in Ordnung. Auf eine Anfrage hin habe ihm der DJH-Landesverband mitgeteilt, das Gebäude werde in diesem Jahr nicht mehr verkauft. Zunächst müsse ein Gutachten erstellt werden.

Über einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung habe er sich ans Lohrer Rathaus gewandt. Auch dort sei er "abgewimmelt" worden. Ihm sei bedeutet worden, dass in diesem Jahr auf dem Grundstück nichts passieren werde. "Für mich klang das so, als wollte man sagen, dafür fällt uns doch noch etwas Besseres ein."

Das findet der Geschäftsmann kurios: "Erst sammelt man in Lohr mit Unterstützung der Stadt Unterschriften für eine Erhaltung der Jugendherberge. Dann kommt jemand, der sie in ähnlicher Form fortführen will, und wird abgewimmelt."

Rathaussprecher Dieter Daus erklärte auf Anfrage, das Grundstück gehöre nicht der Stadt. Deshalb könne die Stadt nicht darüber verfügen und folglich auch niemanden "abwimmeln". Der Geschäftsmann bleibt bei seiner Darstellung.

Mittlerweile gibt es in Lohr Spekulationen, die Stadt wolle das Gesamtareal aus Gebäude und Außenbereich selbst überplanen: für einen Wohnblock der Baugenossenschaft. Diese hatte nach Jahrzehnten, in denen sie sich mit der Sanierung und Modernisierung ihres Wohnungsbestands beschäftigte, im vorigen Jahr gegenüber unserem Medienhaus das Interesse an Neubauten bekundet.

Konkret ging es um einen Wohnblock mit zwölf Wohneinheiten, für den das geschäftsführende Vorstandsmitglied Bernd Karmann aber noch keinen Standort nennen wollte. Im Mai 2020 ließ sich Karmann mit der Aussage zitieren, angesichts des Bedarfs in Lohr könnte die Baugenossenschaft auch 24 oder 36 Wohneinheiten zusätzlich vermieten.

"Näher betrachtet"

Nach den Worten von Sprecher Daus wird das Grundstück "im Rahmen der Stadtentwicklung Lohrs näher betrachtet". Dabei handle es sich um einen laufenden Prozess, der noch nicht abgeschlossen sei. Die Entwicklung kostengünstigen Wohnraums spiele in den Betrachtungen "immer eine wichtige Rolle, so auch in diesem Fall".

Für das Grundstück der Jugendherberge sei im Flächennutzungsplan eine "Gemeinbedarfsfläche Jugendherberge" dargestellt, erläuterte der geschäftsleitende Beamte im Rathaus. Da für diesen Bereich kein Bebauungsplan bestehe, gelte für die Beurteilung einer möglichen Bebauung die Vorschrift des Paragrafen 34 Baugesetzbuch (Neubau muss sich in die Umgebungsbebauung einfügen).

Gespräche laufen

Im Hintergrund scheint es aber bereits Gespräche über den Verkauf der Jugendherberge zu geben. Das legt die Antwort von Marko Junghänel auf eine Anfrage unserer Redaktion nahe. Der Pressesprecher des DJH-Landesverbands Bayern teilte mit, es sei im Landesverband "üblich, dass wir laufende Verkaufsgespräche mit (potenziellen) Interessenten und Käufern nicht kommentieren". Die Verhandlungen seien oft sehr sensibel "und wir wollen vermeiden, dass Vereinbarungen an die Öffentlichkeit gehen, bevor sie in trockenen Tüchern sind".

Bernd Karmann erklärte am Montag im Gespräch mit unserem Medienhaus: "Jedes Grundstück in Lohr, das bebaubar ist, ist für uns interessant." Es sei Absicht der Baugenossenschaft, ihren Wohnungsbestand zu aktualisieren und zu erweitern, um Einheimischen wie Neubürgern in Lohr Wohnraum zu anständigen Preisen anbieten zu können.

Dass die Baugenossenschaft am Gelände am Brunnenwiesenweg interessiert sei, wollte er weder bestätigen noch dementieren. Denn er wolle nicht über "ungelegte Eier" reden, sondern erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn er über gesicherte Informationen verfüge, so Karmann.

Lange Warteliste

Nach seinen Angaben sind sowohl die Pläne für einen Wohnblock mit zwölf Einheiten als auch seine Aussage weiterhin aktuell, wesentlich mehr Wohnungen vermieten zu können. Es gebe eine lange Warteliste für Wohnungen der Baugenossenschaft.

Karmann dementierte Informationen unserer Redaktion, den Mietern der Wohnblöcke Brunnenwiesenweg 7 und Eichenstraße 17 sei gekündigt worden: "Das stimmt nicht." Die beiden Wohnblöcke der Baugenossenschaft liegen unmittelbar neben dem Gelände der Jugendherberge und sind nach Karmanns Angaben noch nicht saniert.

Wohnblöcke abreißen?

Angeblich soll es Überlegungen geben, die beiden Wohnblöcke abzureißen. Käme die Baugenossenschaft an das Gelände mit der Jugendherberge, hätte sie entlang des Brunnenwiesenwegs von der Einmündung der Eichenstraße bis zur Einmündung des Nikolaus-Fey-Wegs ein Baufeld. Das nannte Karmann eine "interessante Idee", zu der er aber "gar nichts sagen" könne.

Bürgermeister Mario Paul wollte als Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft keine Stellungnahme abgeben.

 
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