Seine Großbäckerei hat deutschlandweit 230 Filialen. Wenn die Wiener Feinbäckerei mit Sitz in Mühlheim am Main zwischen Hanau und Offenbach etwas backt, dann gleich mehrere Tonnen davon. Privat verbringt Bäckermeister Georg Heberer seit seiner Kindheit viel Zeit in Mittelsinn. Auch die ersten beiden Wochen des neuen Jahres brachte der 61-Jährige wieder im Sinngrund zu. Von Mittelsinn schwärmt er in höchsten Tönen. Und neuerdings backt er hier auch und entwickelt neue Ideen fürs Geschäft.
Die Worte sprudeln nur so aus Georg Heberer hervor, wie er gut gelaunt bei Gebäck am Küchentisch seines Hauses in Mittelsinn sitzt und Tee trinkt. Das große Holzhaus mit vielen Hirschgeweihen, die nicht auf sein Konto gehen, hat einst ein Dr. Macht gebaut, weiß er. Was er an Mittelsinn schätzt? „Wenn Sie hier spazieren gehen und sagen ,Grüß Gott‘, bekommen Sie auch ein ,Grüß Gott‘ zurück“, schwärmt er im Offenbacher Dialekt. Das sei im Rhein-Main-Gebiet anders. Da verhalle ein „Guten Tach“ einfach. Rutsche einem dort jedoch ein „Grüß Gott“ heraus, werde man angeschaut wie von einem anderen Stern.
Heberer genießt die Ruhe an der Jagdhütte
Heberer hat in den vergangenen Jahren die Jagdhütte seines Vaters, 85, die 1928 von einem Kommerzienrat an der Koppe erbaut wurde, saniert. Dort genießt er die Ruhe und die gute Luft. Gehör und Gerüche würden dort in der Einsamkeit geschärft, habe er gemerkt. Er und sein Bruder gehen nicht selbst auf die Jagd, obwohl schon ihr Urgroßvater hier jagte. Seine Vorfahren zieht es schon lange nach Mittelsinn. Im Krieg kam sein Großvater sogar mit dem Fahrrad von Offenbach angefahren, eine Strecke von rund 80 Kilometern.
Georg Heberer gehören in Mittelsinn knapp 18 Hektar Wald, das Meiste davon um die Jagdhütte herum. Vor seinem Haus hat er einen stattlichen Mammutbaum stehen, der früher einmal als Topfpflanze in Mühlheim sein Dasein fristete. Wenn der genug Wasser bekomme, könne man ihm förmlich beim Wachsen zusehen. „Ich bin kein Stadtmensch“, bekennt der Bäckermeister und bezeichnet sich als „extrem naturverbunden“.
Streiche mit den Jungs vom Oberdorf
Er kann viele Anekdoten aus seiner Kindheit erzählen, als er mit seinem jüngeren Bruder, der heute mit ihm das Unternehmen leitet, viel Zeit in Mittelsinn verbrachte, wo es anfangs nur zwei Autos gab. Einmal haben sie, eine Gruppe von Jungs aus dem Oberdorf, aus einem Kinderwagen eine Seifenkiste gebaut, den kleinen Bruder hineingesetzt und ihn die steile Stelle von der Turnhalle hinunterrollen lassen. Als unten plötzlich ein Polizeiauto gekommen sei, ließen die Jungs den kleinen Bruder alleine weiterrollen und schlugen sich in die Büsche. Die Seifenkiste landete auf einem Misthaufen.
Hinterher erzählte sein Bruder, dass die Polizei Frauen im Dorf gefragt habe, wem der Junge gehöre. Die hätten behauptet, ihn noch nie gesehen zu haben. Diesen „unglaublichen Zusammenhalt“ schätze er so. „Wir hatten als Kinder beim Spielen hier die schönste Zeit.“
Heberer will Gemeinschaft in Mittelsinn erhalten
Deshalb engagiere er sich auch im Christbaumdorf-Verein. „Ich will die Gemeinschaft erhalten, wie ich sie als Kind kennengelernt habe.“ Er hatte beim Adventsmarkt einen Stand mit Heberer-Gebäck und unterstützte seinen Freund Hans-Ekkehard Rösch an dessen Holzbackofen. Die 23 Brote in der Stunde seien immer in kürzester Zeit weggewesen. In der Großstadt sei es unvorstellbar, dass Leute zum Teil eineinhalb Stunden auf ihr Brot warten, zeigt sich Heberer beeindruckt.
Sogar 75 Mitarbeiter aus seiner Firma seien privat nach Mittelsinn gekommen – um ihren Chef arbeiten zu sehen, scherzt er. Er hofft, dass die zu Hause bei sich weitererzählen, wie toll sie den Adventsmarkt gefunden hätten, denn das sei die Rückmeldung der Mitarbeiter gewesen.
Georg Heberer jun. und sen. zugleich
Georg Heberer betont gern, dass seine familiären Wurzeln zum Teil fränkisch, nämlich aus der Rhön, sind. Er ist Bäcker in vierter Generation und trägt den Vornamen Georg in vierter Generation. Auch sein Sohn, ebenfalls Bäcker, trägt wieder den Namen Georg. Er höre daheim schon am Tonfall seiner Frau, ob sie nach ihm oder nach dem Sohn rufe.
Für die Zukunft der Firma kommen seine beiden Kinder, Sohn und Tochter, und die beiden seines Bruders in Frage. Die müssten sich zum Teil aber erst noch bewähren und natürlich wollen. Sein Sohn arbeitet schon mit. Den ziehe es zwar nicht so nach Mittelsinn, sagt der 61-Jährige, aber seine Schwiegertochter schon eher. Er hofft auf das Enkelkind, dem er in Mittelsinn gern ein Baumhaus bauen würde.
Wie seine Mutter, die in Mittelsinn einst 150 Obstbäume hatte, will auch Georg Heberer auf dem Grundstück wieder eine große Anzahl von Bäumen pflanzen, wenn auch kleine Spalierbäume. Daraus will er dann Apfelsaft machen.