Das beliebte Wallfahrtsziel Kloster Kreuzberg kann nicht allen Pilgern und Pilgerinnen einen Schlafplatz bieten: Weiterhin stehen dort bedeutend weniger Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung, nachdem seit 2022 aus Brandschutzgründen die Massenquartiere nicht mehr belegt werden dürfen.
Das hatte kürzlich bei der Gräfendorfer Wallfahrt und vergangenes Jahr bei der Karlstadter Wallfahrt für logistische Herausforderungen gesorgt. Bei den Karlstadtern wirkte sich die reduzierte Bettenzahl drastisch auf die Teilnehmerzahl aus: Statt vorher um die 400 Personen pilgerten vergangenes Jahr noch etwa 150 Personen mit. Auch in diesem Jahr rechnet Susanne Keller, Dritte Vorsitzende der Kreuzbruderschaft Karlstadt, mit ungefähr der gleichen Teilnehmerzahl.
Die Verbindlichkeit der Anmeldung schreckt ab
"Die Bettenanzahl im Kloster haben wir ausgeschöpft", sagt Keller. Das sind knapp 130 Anmeldungen. Dazu kommen noch etwa 30 Wallfahrer, die in einem nahegelegenen Hotel untergebracht sind. Die Bruderschaft organisiert dazu einen Bustransport vom Kloster zum Hotel. Noch dazu gibt es eine Warteliste mit Leuten, die sich nach der Anmeldefrist angemeldet haben, so Keller. Erst seit nicht mehr alle direkt im Kloster übernachten können, hat die Kreuzbruderschaft eine verbindliche Anmeldung eingeführt. Keller sieht darin einen Grund für den Rückgang der Teilnehmenden: Die Verbindlichkeit der Anmeldung schrecke ab; die Spontanität gehe verloren.
Diese Verbindlichkeit wird sich vonseiten der Klosterbetriebe auch erst einmal nicht ändern lassen, erklärt Bruder Markus Fuhrmann. Der Provinzial der deutschen Franziskanerprovinz ist als Leiter der Ordensprovinz auch Gesellschafter der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH. Massenquartiere für die großen Wallfahrten können die Klosterbetriebe auch in Zukunft nicht mehr anbieten: Das sei grundsätzlich vom Brandschutz verboten. Momentan sind die Franziskaner deshalb auf der Suche nach neuen Lösungen.
Fuhrmann spricht von einem "riesigen Investitionsbedarf" für das Kloster Kreuzberg, und zwar in mehreren Bereichen. Darunter falle der Brandschutz und die Küche, aber auch das Energiekonzept und die Brauerei. Der ursprüngliche Plan sei gewesen, mit neuen Übernachtungsmöglichkeiten zu beginnen. Neubauten mit 160 Plätzen waren angedacht. Das sei jetzt erst einmal zurückgestellt und der Fokus liege auf den anderen notwendigen Investitionen.
Gesamtkonzept für das Kloster ist im Entstehen
"Wir versuchen, den Kreuzberg zukunftsfähig zu machen. In erster Linie für die Wallfahrt, dafür sind wir ja dort", sagt Fuhrmann. Doch ohne die Brauerei funktioniere es nicht. Man müsse sich gut überlegen, wie sich der Standort sichern lasse – das seien auch wirtschaftliche Fragen. Für die Finanzierung der nötigen Baumaßnahmen müssten die Franziskaner selbst aufkommen; laut Fuhrmann ein zweistelliger Millionenbetrag. Da brauche es ein Gesamtkonzept, das derzeit von einem Architekten ausgearbeitet werde. "Wir hoffen, bis Ende des Jahres klarer zu sehen", so der Provinzial.
Für Susanne Keller kommt es bei der diesjährigen Wallfahrt auch auf das Wetter an: "Jemand, der kein Bett gebucht hat, wird bei strömendem Regen nicht mitlaufen", sagt sie. Tages- oder etappenweise mitzuwandern sei weiterhin möglich, allerdings sei aus versicherungstechnischen Gründen auch dafür eine Anmeldung unter der Tel.: 0171 3563058 erwünscht. Auch kurzfristige Änderungen, falls beispielsweise jemand abspringt und dafür jemand anders im Kloster übernachten würde, müssen rechtzeitig über diese Nummer kommuniziert werden.
Für alle Daheimgebliebenen findet am 13. August um 15.30 Uhr eine Andacht in der Kirche Sankt Andreas in Karlstadt statt.