Der von der Abschiebung bedrohte Nigerianer Osaivibie Ekogiawe, genannt "Kelvin", erhält kurz vor der Beratung des Falls im Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags am 19. April jetzt auch Unterstützung aus Karlstadt. Hier lebt die Freundin des jungen Mannes, der in Würzburg aktuell eine Ausbildung im Pflegebereich absolviert.
Ekogiawe wollte im vergangenen Sommer nach geltendem Recht eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Die Würzburger Ausländerbehörde widerrief jedoch die bisherige Duldung aufgrund der notwendigen Vorlage eines Reisepasses. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat dieses Vorgehen bestätigt, Ekogiawe droht erneut die Abschiebung.
Die Freundin von Ekogiawe bat Anja Baier um Hilfe
Ekogiawes Freundin habe sie nun um Unterstützung gebeten, sagt Anja Baier. Die 52-jährige ist Kreis- und Stadträtin und will für die Grünen im Landkreis Main-Spessart in den Landtag einziehen. "Dieser Bitte sind wir Grüne mit einem Schreiben an den Ministerpräsidenten nachgekommen. Leider haben wir darauf noch keine Antwort erhalten." Das Schreiben an Markus Söder (CSU) werde von den Fraktionen der Freien Wähler und der SPD im Stadtrat unterstützt.
Darin geht Baier unter anderem auf Söders Aussage ein, dass jeder Asylbewerber mit einem Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle die Möglichkeit haben müsse, in Bayern zu bleiben. "Sie sagen also zu, dass Asylbewerber mit Job und ohne Vorstrafen nicht abgeschoben werden." Im Fall von Ekogiawe, der vor über vier Jahren nach Deutschland gekommen ist, treffe beides zu.
Bitte an Söder: Position zum Chancenaufenthaltsrecht überdenken
Er habe die deutsche Sprache erlernt, einen Schulabschluss und eine Ausbildungsstelle erworben, seine "hohe Integrationsbereitschaft" beweise er auch im Fußballverein. "Im Blick auf Ihre Äußerungen und die von Innenminister Herrmann bitte ich Sie, Ihre Position zum Chancenaufenthaltsrecht zu überdenken" und die politischen Rahmenbedingungen zu Abschiebung und Duldung anzupassen. "Im konkreten Fall wäre Ihr Einfluss sicher hilfreich, um eine Entscheidung für ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht für Osaivbie Ekogiawe zu treffen", heißt es weiter in dem Schreiben an Söder.
Anja Baier fragt zudem, wie schutzsuchende Menschen die Kraft aufbringen sollen, sich in unsere Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren, wenn sie in ständiger Angst vor Abschiebung leben müssen. Für den bayerischen Arbeitsmarkt werde händeringend nach Fachkräften in Bereichen gesucht, "die mit hiesigen Kräften nur schwer zu besetzen sind". Es sei nicht nachvollziehbar, warum dann integrierte Menschen wieder in ihre Heimatländer abgeschoben werden.
Wollen wir solche Menschen, die bereits Teil unserer Gesellschaft sind, nur aus Paragraphenreiterei abschieben (vielleicht nach England), obwohl wir seine Kompetenz und seinen Fleiß in seinem Beruf dringend brauchen?
Wir würden dabei mehrere Lebensläufe (da er auch eine Partnerin hat), zerstören nur um ein veraltetes Gesetz zu erfüllen.
Die Union hatte Jahrzehnte Zeit unser Recht an die Notwendigkeiten eines Einwanderungslandes anzupassen. Aber leider pöbelten sie nur die dumme Parolen vom "vollen Boot" nach, ungeachtet der Tatsache, dass unsere Wirtschaft Zuwanderung in Größe einer mittleren Großstadt Jahr für Jahr braucht.
Die Deutschen können keinen Pragmatismus, wie es andere Länder zum Beispiel Kanada vormachen, warum auch immer?
Warum hat die Union nur gehetzt gegen Zuwanderer statt vernünftige gesetzliche Regelungen zu treffen?
Menschliche Lösungen wären angesagt nicht sture Erfüllung von Paragraphen. Wer Lösungen sucht statt Hindernisse, der findet vermutlich auch solche.
Ich bin jetzt kein Jurist, aber habe im Leben gelernt, dass fast immer auch ein Ausweg gegen unmenschliche Lösungen gefunden werden kann. Mann muss es halt wollen!
Frau Merkel hat einreisen lassen aber versäumt eine vernünftige Regelung für Integrierte in einen Gesetzestext gießen zu lassen.
Vermutlich weil jener bescheuerte CSU Politiker (mit dem Spruch vom ministrieren den Senegalesen) eben Teil des Kabinetts war.
Egal ob er integriert ist, einen Job in einem "edlen Beruf" anstrebt oder gut Fußball spielt, er verstößt immer noch gegen das Gesetzt.
Wäre das nicht so, gegen welches Gesetz darf er dann noch verstoßen, nur weil vermeindlich "edle Gründe" vorliegen?
Das ist nicht "Braun" sondern die Rechtslage. Zu einer guten Integration gehört bitte auch sich in das Rechtssystem des Gastlandes zu integrieren.
Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, dann müssen Sie das Gesetzt kritisieren und nicht die Menschen angreifen, die für die Einhaltung verantwortlich sind.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Menschen, die in Deutschland arbeiten wollen, die die Sprache lernen wollen, die sich engagieren wollen dies durch ein sinnvolles Zuwanderungsgesetz ermöglicht bekommen und solche Schlagzeilen und Diskussionen nicht mehr nötig sein müssen.
Wo ist eure Empathie, euer Mitgefühl?
Wo ist eure Menschlichkeit?
Nichts zu hören.
Daher umso mehr DANKE an Anja Baier und Co. für euren Einsatz.
Denn Wut, Frust, Missgunst führen uns ganz sicher in die falsche Richtung. Dabei will ich den von der Presse oft sogenannten WutbürgerInnen nicht einmal unterstellen, dass ihr Nazis seid.
Aber unreflektierte, polemische Äußerungen fangen heute leider viel zu schnell Feuer und kaum versieht man sich, steht man vor einem Flächenbrand. Ein Flächenbrand der Wut und (Selbst-)Zerstörung.
Ich wünsche allen weniger Hass und mehr Menschlichkeit.
Es mag nicht perfekt sein, aber es ist Grundlage des Zusammenlebens in Deutschland.
Jetzt habe Gerichte und Behörden nach geltendem Recht geurteilt und sagen, Nein, er kann nicht bleiben.
Wenn Sie den jungen Mann so gut kennen, dann erklären Sie doch bitte warum er abgelehnt wurde.
Nazi und Braun in den Raum zu stellen, ist auch nicht menschlich und empatisch.
Geflüchtete, die bei uns arbeiten und in Bereichen eine Ausbildung machen, in denen es einen eklatanten Fachkräftemangel gibt kosten den Staat auf lange Zeit nichts und unsere Gesellschaft profitiert davon. Ich lasse mich im Alter auf alle Fälle lieber von einer einfühlsamen Pflegekraft als von einem Roboter pflegen- ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird dies aber wohl nicht möglich sein.
Der junge Mann ist mittlerweile voll integriert. Arbeitet in einem Mangelberuf und zahlt im Rahmen seines Verdienstes Steuern und Sozialabgaben.
Dass Sie in ihm nicht einen Mitbürger sehen sondern einen unerwünschten Asylbewerber liegt einzig und allein an Ihrer xenophoben Einstellung, die Sie halt mit vielen Fans des "bescheuerten" CSU Politikers teilen.