Die Verhandlungen zwischen der Stadt Wertheim und dem Insolvenzverwalter für eine städtische Trägerschaft der Rotkreuzklinik sind gescheitert: Wie die Stadt und eine Sprecherin des Insolvenzverwalters am Donnerstag bestätigten, soll das insolvente Wertheimer Krankenhaus nun doch eine Fachklinik für Amputationsnachsorge werden. Am Nachmittag wurden die Beschäftigten der Klinik über die neueste Entwicklung informiert.
In einer Stellungnahme erklärt die Stadt Wertheim, dass bereits vergangene Woche ein Gespräch mit dem Insolvenzverwalter, Dr. Mark Boddenberg, stattgefunden habe. Nachdem die Verhandlungen zuletzt ins Stocken geraten waren, ging es bei dem Treffen erneut um das Angebot der Stadt für eine städtische Trägerschaft mit Unterstützung des Landkreises und des bisherigen Trägers.
Im Raum stand ein prognostiziertes Defizit von rund 49 Millionen Euro bis zum Jahr 2030. Die Rotkreuzschwesternschaft, der bisherige Träger, habe dieses Angebot jedoch nicht angenommen. Als Begründung habe sie laut Stadt mitgeteilt, dass das "Angebot nicht in absehbarer Zeit rechtlich bewertet und verhandelt werden könne".
Angebot der Stadt mangelt es laut Schwesternschaft an "Detailtiefe"
Der Insolvenzverwalter habe daraufhin laut einer Sprecherin entschieden, das bestehende Angebot der Fachklinik für Amputationsnachsorge aus Osterhofen anzunehmen. Denn er habe festgestellt, dass es in absehbarer Zeit nicht zu einer Einigung zwischen der Stadt und der Schwesternschaft kommen werde. Im Sinne des Insolvenzrechts sei er jedoch verpflichtet, die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Klinik zu wählen.
Gleichzeitig heißt es von einer Sprecherin der Rotkreuzschwesternschaft, dass man weiter bereit sei zu verhandeln. Der Absichtserklärung der Stadt zur Übernahme fehle es allerdings "an entscheidenden Stellen an Detailtiefe". Durch die Entscheidung des Insolvenzverwalters hat diese Verhandlungsbereitschaft jedoch offenbar keine Bedeutung mehr.
Der Investor Dr. Josef Oswald hatte bereits zu Beginn des Insolvenzverfahrens ein Angebot zur Umwandlung der Rotkreuzklinik in eine Fachklinik für Amputationsnachsorge vorgelegt. Darin war zu diesem Zeitpunkt jedoch keine vollständige Notfallversorgung enthalten, weshalb die Stadt Wertheim und die Ärzteschaft aktiv geworden sind.
Bemühungen der Stadt laufen seit Monaten
"Wir sind enttäuscht und frustriert über diese Entwicklung", sagt der Wertheimer Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez laut Mitteilung der Stadt. "Das Angebot der Stadt Wertheim liegt seit Monaten vor, wurde mehrfach besprochen und verhandelt", so Herrera Torrez. Jetzt scheitere die Übernahme, weil die Rotkreuzschwesternschaft "nicht bereit oder fähig ist, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen".
Die seit Monaten laufenden Bemühungen der Stadt seien für alle mit viel Aufwand und Arbeit verbunden gewesen. Der Oberbürgermeister würdigt in diesem Zusammenhang auch den großen Einsatz der Wertheimer Ärzteschaft, die ein Konzept zur Unterstützung der Klinik vorgelegt hatte, sowie das Engagement der Bürgerschaft.
Was die Übernahme der Fachklinik für den Erhalt der Notfallversorgung bedeutet, ist noch unklar. "Die Modalitäten für die Ausgestaltung der Rotkreuzklinik Wertheim als Fachklinik und integrierter Notanlaufstelle werden nun in der kommenden Zeit erörtert", heißt es von der Sprecherin des Insolvenzverwalters. Die Stadt Wertheim will sich weiter dafür einsetzen, dass die Notfallversorgung bei einer Umwandlung in eine Fachklinik bestmöglich gewährleistet sei, so der Oberbürgermeister.