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Wertheim
Mögliche Übernahme der insolventen Rotkreuzklinik: Stadt Wertheim bietet Beteiligung von 60 Prozent
Der Gemeinderat stellt ein Konzept zu einer kommunalen Trägerschaft vor, braucht dafür aber die Unterstützung des Landkreises. Die Zukunft des MVZ in Kreuzwertheim ist nach wie vor ungewiss.
Die Stadt Wertheim könnte sich eine Beteiligung von 60 Prozent an der insolventen Rotkreuzklinik vorstellen. Die restlichen 40 Prozent müsste nach diesem Konzept der Landkreis finanzieren.
Foto: Thomas Obermeier | Die Stadt Wertheim könnte sich eine Beteiligung von 60 Prozent an der insolventen Rotkreuzklinik vorstellen. Die restlichen 40 Prozent müsste nach diesem Konzept der Landkreis finanzieren.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 03.03.2024 02:36 Uhr

Der Wertheimer Gemeinderat bekennt sich klar zur insolventen Rotkreuzklinik: Am Montagabend hat das Gremium in einer nicht-öffentlichen Sitzung die Verwaltung beauftragt, eine Grundsatzentscheidung zur Übernahme des Krankenhauses vorzubereiten. In einem Pressegespräch am Dienstag erklärte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden den Beschluss und das weitere Vorgehen.

Es sei noch keine endgültige Entscheidung für ein Übernahmeangebot der Klinik gefallen, so Herrera Torrez. "Aber wir haben eine klare und wichtige Richtung vorgegeben", sagte er. Eine Bedingung bleibt jedoch: Ohne die Unterstützung des Landkreises Main-Tauber und des Bundeslandes Baden-Württemberg sei eine Übernahme nicht möglich, stellte der Oberbürgermeister klar.

Konkret stellt sich der Gemeinderat folgendes Modell vor: Die Stadt Wertheim würde unter kommunaler Trägerschaft 60 Prozent des Defizites tragen. Der Landkreis müsste die restlichen 40 Prozent übernehmen. Eine Unternehmensberatung hat im Auftrag der Stadt einen Finanzierungsbedarf von 49 Millionen Euro bis 2030 ermittelt. Diese Summe sei nötig, um das Defizit der Klinik zu decken. Wichtig sei auch, dass sich das Bundesland klar zu Wertheim als Krankenhaus-Standort bekenne.

Stadt Wertheim wendet sich mit offenem Brief an Landkreis und Bundesland

Rund 6000 Patienten werden laut Herrera Torrez jährlich stationär in der Rotkreuzklinik behandelt, davon seien rund 35 Prozent aus Wertheim. Auch für viele Patientinnen und Patienten aus dem Marktheidenfelder Raum war Wertheim die erste Anlaufstelle, seit das Marktheidenfelder Krankenhaus geschlossen ist. Das Angebot der Stadt sei damit "mehr als fair", fand Herrera Torrez. Für die große Verantwortung erhalte man im Gegenzug aber auch einen Standortvorteil, der die Stadt attraktiver mache.

Das zur Klinik gehörende Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Kreuzwertheim sei derzeit eine "Unbekannte", erklärte Herrera Torrez auf Nachfrage dieser Redaktion. Angesichts der Komplexität der Klinik-Verhandlungen sei das hausärztliche Versorgungszentrum erst einmal ein wenig hinten angestellt. Entscheidend sei hier, dass man genug Personal finde. Eine der beiden Ärztinnen hat bereits gekündigt und übernimmt ab April eine Praxis in Wertheim.

Mit einem offenen Brief hatte sich die Stadt vergangene Woche an den Gesundheitsminister von Baden-Württemberg und den Landrat des Main-Tauber-Kreises gewandt. Sie fordern die beiden Politiker darin auf, das Krankenhaus in Wertheim als "notwendig für die Grund- und Regelversorgung" einzustufen und sich für den Erhalt der Notaufnahme auszusprechen. Diese Forderung gelte nach wie vor, so der Oberbürgermeister.

Über die große Anteilnahme der Bevölkerung freute sich Herrera Torrez. Zu einer Kundgebung waren am Samstag rund 1500 Menschen auf den Wertheimer Marktplatz gekommen und hatten sich für den Erhalt der Klinik ausgesprochen.

Der Wertheimer Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (Zweiter von links) und die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats erklärten am Dienstag bei einem Pressegespräch, dass die Stadt sich auf eine Übernahme der Rotkreuzklinik vorbereite.
Foto: Katrin Amling | Der Wertheimer Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (Zweiter von links) und die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats erklärten am Dienstag bei einem Pressegespräch, dass die Stadt sich auf eine Übernahme der ...

Konkret geht es nun darum, dass die Stadt ihre Absichtserklärung für eine Übernahme, die sie laut Oberbürgermeister seit November vorbereitet, zu einem Ende bringt. Dann kann sie in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter gehen.

OB kündigt Einschnitte in anderen Bereichen an

"Ein großes 'Aber' bleibt jedoch", so der Oberbürgermeister. Denn sollte die Stadt das Krankenhaus übernehmen, müsse man zum einen die Steuern und Abgaben erhöhen, um mehr Einnahmen zu generieren. Zum anderen müsse allen klar seien, dass es "echte Einschnitte" in anderen Bereichen geben werde. "Dazu müssen wir auch bereit sein und das muss auch den Bürgern klar sein", sagte er.

An der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend nahm auch Insolvenzverwalter Mark Boddenberg teil und sicherte dem Gremium zu, dass es keine Frist für eine Entscheidung über einen Investor gebe. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass bis vergangenen Freitag eine Entscheidung fallen sollte. "Das war für uns eine ganz wichtige Aussage", so Herrera Torrez.

Entscheidung soll noch im März fallen

Er räumte auf Nachfrage aber ein, dass man natürlich nicht ewig warten könne. "Unser Ziel ist, im März eine Entscheidung zu treffen. Ob uns das gelingt, können wir nicht sagen", so Herrera Torrez. Dazu gebe es zu viele Faktoren, wie das Gesundheitsministerium, die man nicht beeinflussen könne. Sollte die Stadt das Krankenhaus wirklich übernehmen, peile man den 1. Juli als Datum an.

Der Oberbürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden dankten auch der Wertheimer Ärzteschaft, die sich sehr aktiv in die Diskussion eingebracht und ein Konzept ausgearbeitet hätten, wie sie zur Finanzierung der Klinik beitragen können. Ein wichtiger Punkt sei, dass die niedergelassenen Ärzte künftig mehr Patienten an das Wertheimer Krankenhaus überweisen wollen, anstatt sie in umliegende Kliniken zu schicken. "Denn, so ehrlich muss man sein, auch das ist ein Grund für die finanzielle Schieflage der Klinik", so Herrera Torrez.

 
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  • Walter Seubert
    "dass die niedergelassenen Ärzte künftig mehr Patienten an das Wertheimer Krankenhaus überweisen wollen"

    Da kommt die Frage auf, warum haben sie das nicht schon vorher gemacht?
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