
Für das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Kreuzwertheim gibt es wohl keine Zukunft. Eine Sprecherin der Rotkreuzklinik Wertheim, Träger des MVZ "Alte Grafschaft", sagt, es werde voraussichtlich Ende März geschlossen. Nachdem mit Dr. Martina Prielozna eine der beiden dort beschäftigten Medizinerinnen im Februar angekündigt hatte, zum 1. April einen Arztsitz in Wertheim übernehmen zu wollen, wurde jetzt bekannt, dass ihre Kollegin ebenfalls wechselt.
Internistin Dr. Simone Gerlinger wird zukünftig die Kreuzwertheimer Hausarztpraxis "Am Kaffelstein" von Dr. Stefan Brunner verstärken. Beide Ärztinnen wollen ihre bisherigen Patientinnen und Patienten weiterhin betreuen. "Viele Menschen waren stark verunsichert, wohin sie sich zukünftig wenden können", sagt Gerlinger. Sie betont, wie wichtig das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten sei. Zum Wohl ihrer Patientinnen und Patienten sei es ihr ein Anliegen, in der Region zu bleiben.
"Praxis am Kaffelstein" stößt an die räumlichen Grenzen
"Wenn das MVZ zum 31. März schließt, können sich Gerlingers Patienten an unsere Praxis wenden", erklärt Stefan Brunner. Geplant sei, dass die Ärztin selbst ab Mitte Mai dort praktizieren wird. Bis dahin habe er viel zu tun, etwa Personal einstellen und Genehmigungen einholen. Est im November 2021 hat Brunner mit seiner Praxis die neuen Räumlichkeiten am Kaffelsteinweg bezogen. "Wir haben den Neubau sehr großzügig geplant", so Brunner, "dennoch stoßen wir jetzt mit Frau Dr. Gerlinger an die Grenzen".
Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma freut sich, dass es weitergeht – auch wenn er sich wünsche, dass das MVZ fortgeführt wird. "Als wir vom Insolvenzverfahren gehört haben, haben wir uns große Sorgen gemacht", sagt er im Pressegespräch. Er habe bereits frühzeitig Gespräche – etwa mit dem Klinikum Main-Spessart oder Stefan Brunner – geführt, wie das MVZ erhalten werden kann. Auch wenn diese konstruktiv verlaufen seien, habe man keine Möglichkeit gefunden. Brunner wirft dem Insolvenzverwalter und der Geschäftsführung der Rotkreuzklinik Wertheim vor, nicht nach einer zukunftsfähigen Lösung gesucht zu haben.

Die Hoffnungen waren groß, als das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) "Alte Grafschaft " in Kreuzwertheim 2019 seinen Betrieb aufgenommen hat. Bürgermeister Klaus Thoma hatte zuvor viele Gespräche geführt und Anstrengungen unternommen, um dem Ärztemangel in seiner Gemeinde entgegenzuwirken. Träger ist die Rotkreuzklinik in Wertheim. Und die hat im Dezember 2023 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Ziel sei ein Trägerwechsel der Klinik, um sie wirtschaftlich abzusichern, erklärte eine Sprecherin Mitte Februar.
Thoma: Kreuzwertheim will die Stadt Wertheim nicht im Stich lassen
Nachdem Anfang der Woche die Stadt Wertheim signalisiert hat, sich zukünftig am Krankenhaus zu beteiligen, hat auch Kreuzwertheims Bürgermeister Thoma bekannt gegeben, dass seine Gemeinde helfen wolle. Er teilte mit, dass der dies Marktgemeinderat am Dienstagabend in einer nichtöffentlichen Sitzung einstimmig beschlossen habe.
"Wir wollen die Stadt Wertheim nicht im Stich lassen", so Thoma. "Wertheim steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn nichts passiert, verlieren sie ihre medizinische Grund- und Regelversorgung, und sogar die Notfallversorgung." Die Rotkreuzklinik habe schon aufgrund ihrer räumlichen Nähe eine große Bedeutung für die Versorgung der Menschen aus Kreuzwertheim, heißt es in dem Beschluss.
Mehr Engagement von Landrat Christoph Schauer gewünscht
Und weiter: "Der Markt Kreuzwertheim bekennt sich deshalb zur wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit ärztlichen Leistungen zum Krankenhaus Wertheim und signalisiert seine Unterstützung in den Grenzen seiner Möglichkeiten, wie der dauernden Leistungsfähigkeit und rechtlichen Zulässigkeit."
Thoma appelliert: "Die Bürger müssen zu ihrem Klinikum vor Ort stehen, sich dort operieren lassen, anstatt abzuwandern", sagt er. Auch der Landkreis Main-Tauber solle sich mehr einbringen. Von Landrat Christoph Schauer hätte er sich gewünscht, dass er an der Kundgebung des Aktionsbündnisses "Rettet das Krankenhaus" am vergangenen Samstag teilnimmt, so Thoma. Doch der blieb fern. Als Landrat müsse man auch Präsenz zeigen, wenn es brennt. Das gehöre zu den Aufgaben.