
Erst im vergangenen Jahr hat Rosemarie Schotte ihr 30-jähriges Jubiläum in der Weihnachtspostfiliale in Himmelstadt gefeiert: Seit 1993 beantwortet die 81-Jährige gemeinsam mit ihrem Team Briefe und Wunschzettel aus nah und fern im Namen des Christkinds. Nun wird ihr ehrenamtliches Engagement auch von höchster Stelle geehrt: An diesem Mittwoch, 5. Juli, erhält die gebürtige Rheinland-Pfälzerin gemeinsam mit 87 anderen Personen den Bayerischen Verdienstorden. Er ist nach dem Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst der zweithöchste Orden des Freistaates.
Der Brief mit der Ankündigung, unterzeichnet von Ministerpräsident Markus Söder, habe sie nach ihrem Urlaub sehr überrascht, sagt Schotte sichtlich gerührt im Gespräch mit dieser Redaktion. "Ich könnte weinen, es ist eine große Ehre. Ich freue mich deshalb so sehr, weil meine Arbeit von höherer Stelle wertgeschätzt wird." Bereits 2017 hatte Söder – damals noch Finanzminister – dem Team der Weihnachtspostfiliale den Heimatpreis Unterfranken für besondere Verdienste um Kultur, Heimat und Brauchtum verliehen.
Vorgeschlagen für den Verdienstorden hat Schotte der Himmelstadter Bürgermeister Herbert Hemmelmann. Das hielt er allerdings bis zuletzt geheim. Der Rathauschef war nicht für Nachfragen erreichbar.
Immer an Rosemarie Schottes Seite: Ehemann Bernhard
"Das Weihnachtspostamt ist mein Baby. Ich habe es von Jahr zu Jahr weiter aufgebaut und versucht, die Arbeit der Helferinnen und Helfer zu erleichtern." Corona sei eine große Herausforderung gewesen. "Da war ich schon fix und fertig und bin abends sogar über dem Schreiben zusammengebrochen." Eine große Stütze in all den Jahren ist Schottes Mann Bernhard (80) – der jährlich die Stempelmaschine bedient. "Im vergangenen Jahr ging die kaputt, da musste er ab 20. Dezember von Hand stempeln." Auch Enkelin Lisa hilft, wo sie kann.

Bei den aktuell sommerlichen Temperaturen denken wohl die wenigsten Menschen an Weihnachten. Und Rosemarie Schotte? "Ich habe vor kurzem erst ein Vorwort für ein weihnachtliches Kochbuch geschrieben." Und auch sonst ist Weihnachten im Hause Schotte das ganze Jahr Thema. "Im Frühjahr kommen oft schon die ersten Briefe ans Christkind an", sagt sie. Meist sind es Dankschreiben für Geschenke (von Kindern) oder ein Dank für die berührende Rückmeldung von den Helfern des Christkinds (oft von Eltern oder Großeltern).
Auch im Sommer lässt Rosemarie Schotte Weihnachten nicht los
Noch lange bevor im November die ersten Kinderbriefe beantwortet werden, muss Rosemarie Schotte ihren jährlichen Brief im Namen des Christkinds verfassen, das jedem Antwortschreiben beiliegt, und weitere Beilagen für verschiedene Länder drucken lassen. Auch die Helferinnen und Helfer müssen organisiert und die Briefmarken bestellt werden. Wie viel von allem geordert werden muss? Das hat Schotte nach über 30 Jahren im Gefühl.
Und dann erreichen Rosemarie Schotte das ganze Jahr über die verschiedensten Anfragen – von Presse, Vereinen oder Privatpersonen. So wie kürzlich diese: "Ein Mann aus Retzbach hat einen zerplatzten Ballon gefunden, an dem ein Brief befestigt war. Den hat ein Geschwisterchen an sein Brüderchen im Himmel geschrieben." Ob die Chef-Assistentin des Christkinds den nicht beantworten könne? Für Schotte selbstverständlich! So kommen im Jahr über 600 ehrenamtliche Stunden zusammen.
Übrigens: Auch mit bald 82 Jahren denkt Rosemarie Schotte noch nicht ans Aufhören: "Die Arbeit hier gibt mir so viel."