Wenn alle an einem Strang ziehen, wenn Bauwillige ihre Bauabsicht bekunden und die Eigentümer bereit zum Verkauf sind, dann sind neue Baugebiete möglich. Das hat sich nun in Seifriedsburg gezeigt. Dort hat eine Interessengemeinschaft aus zehn jungen Familien/Interessenten aus Seifriedsburg bei der Stadt schriftlich ihre Bauabsicht kundgetan und so ein neues Baugebiet angestoßen. Dieses soll im Bereich der Wolfsmünsterer Straße und der Hammelburger Straße zwischen den bestehenden Häusern und dem Sportplatz entstehen. Am Montag wurde das Vorhaben erstmals öffentlich im Gemündener Stadtrat vorgestellt.
"Ich kann mich nicht erinnern, dass der Sitzungssaal schon mal so voll war", meinte Bürgermeister Jürgen Lippert. Über 20 Zuhörerinnen und Zuhörer saßen um die Stadträte herum. Stadträtin Monika Poracky rief dem Bürgermeister jedoch ins Gedächtnis: "Beim Hallenbad, Herr Bürgermeister." Warum jetzt auch ein Seifriedsburger Baugebiet nötig ist, während das neue Baugebiet Mühlwiesen II in Gemünden noch nicht erschlossen ist, formulierte Lippert, der bekanntlich aus Seifriedsburg stammt, so: "Wenn jemand in Seifriedsburg keinen Bauplatz kriegt, zieht der nicht nach Gemünden." Eine Konkurrenz sehe er keine.
Möglicher Geltungsbereich über 30.000 Quadratmeter groß
Baureferent Peter Interwies stellte das Vorhaben vor. Gut drei Hektar groß ist der mögliche Geltungsbereich nordöstlich der Häuserreihe entlang der Wolfsmünsterer Straße. "Ein Baugebiet ausweisen geht nur, wenn der Stadt die Grundstücke gehören", so Interwies. Und erst wenn die Stadt wisse, wie viele Grundstücke gebraucht werden, würden sie aufgekauft. Nur die benötigten, so Lippert. Vorverträge seien bereits abgeschlossen. Acht landwirtschaftlich genutzte Grundstücke kommen in Frage. Auch eine mögliche Zufahrt von der Wolfsmünsterer Straße zwischen den Hausnummern 8 und 8a sei schon abgesprochen. Es könnte aber auch eine Zufahrt von der Staatsstraße aus geben, an der entlang 2014 der Bürgerweg eröffnet wurde.
Der vorgeschlagene Geltungsbereich sei allerdings "viel zu groß", sagte Lippert, da würden ja 30 Grundstücke hineinpassen. Auf die Frage von Matthias Risser (CSU), wie man die Verteilung der Baugrundstücke vornehmen möchte, sagte Lippert: "Lückenlassen ist nicht unser Ziel." Man strebe ein möglichst geringen Flächenverbrauch an. Die Baugrundstücke würden auch nicht mehr so groß wie früher. Mit dem Planer wolle man Lage und Größe der Baugrundstücke absprechen. Eine Abrundung der bisherigen Bebauung sei das Ziel, so Interwies.
Auch Gewerbetreibende zeigen Interesse an Baugebiet
Klaus Strohmenger (BfB), ebenfalls Seifriedsburger, bedankte sich "bei denen, die das möglich gemacht haben". Es sei eine "einmalige Chance für uns und die Stadt Gemünden". Unter den Bauwilligen seien Gewerbetreibende, die ihr Gewerbe dort ansiedeln möchten. Das mögliche Baugebiet sei ein Signal, dass die dörfliche Entwicklung "nicht hinten runter fällt". Auf eine Frage von Werner Herrbach (FW/FB) sagte Interwies, dass das Kommunalunternehmen Stadtwerke schon im Boot sei. Ziel sei, dass Regenwasser versickere oder in Zisternen fließe und nicht in den Kanal. "Das Thema Versickerung ist beim lehmigen Boden in Seifriedsburg nicht ganz einfach", wusste Lippert.
"Es ist zu begrüßen, dass die Einheimischen vor Ort bauen können", sagte Ferdinand Heilgenthal (SPD). Man solle aber die anderen Ortsteile nicht vergessen. Er zeigte sich mit Blick auf den Skaterplatz, das Altstadtpflaster oder auch Mühlwiesen II überrascht, wie schnell das Vorhaben voranschreite. Und sei das Vorhaben haushaltstechnisch machbar? Lippert zeigte sich optimistisch, dass die Stadt das stemmen könne. Der große Unterschied zu Mühlwiesen II sei, dass in Seifriedsburg bekannt sei, wer die Bauwilligen sind. Für Mühlwiesen II müsse die Stadt länger in Vorleistung gehen. Wenn es in anderen Orten ähnliche Voraussetzungen gebe, "dann werden wir auch dort tätig werden". Er berichtete, dass man auch zu Schaippach schon zusammengesessen habe.
Konkurrenz zu Gemündener Baugebiet Mühlwiesen II sieht Lippert nicht
Monika Poracky sagte, dass es auch für Mühlwiesen II konkrete Bauwillige gebe, aber die wüssten bis jetzt nicht, was der Quadratmeter koste. Sie möchte nicht, dass das Seifriedsburger Baugebiet Mühlwiesen II überhole. Der Bürgermeister sehe nicht, wie Seifriedsburg Mühlwiesen II überholen könnte. Lippert verwies auf Verzögerungen durch Corona, den Ukrainekrieg und explodierende Preise. Es stehe immer noch die Genehmigung Wasserrecht aus. Druck zu machen, wie von Risser angeregt, bringe nichts, vielleicht ganz im Gegenteil.
Die Gefahr von Leerständen in Ortskernen sprach Hans-Joachim Schüßler (Ökokreis) an. Im Moment sei das in Seifriedsburg kein Thema, so Lippert.
Wiltschko will endlich auch für Schaippach ein Baugebiet
Erhard Wiltschko sagte, der Vorschlag des Baugebiets spreche ihm aus der Seele. Allerdings wolle Schaippach auch eins. Von dort hätten in den 1990er und 2000er Jahren Bauwillige nach Langenprozelten und die Gemündener Gartenstraße abwandern müssen, weil es keine Bauplätze gegeben habe. In Schaippach stehe man mit Grundstückseigentümern in Verhandlung, sagte Lippert.
Beim einstimmigen Votum für die Aufstellung des Bebauungsplans Hofrieth III und für die Suche nach einem Bauleitplanbüro musste Matthias Kübert (BfB) passen, weil er persönlich beteiligt ist.