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Karlstadt
Übernahme der Seniorenzentren durch die Heroldstiftung: Gespräche laufen, Neubaupläne werden geprüft
In einer Arbeitsgruppe zeichnen sich "einvernehmliche Lösungen" ab. Zwischenzeitlich hat die Staatsregierung die Standards gesenkt, das könnte die Neubaupläne beeinflussen.
Wie geht es weiter für die Kreisseniorenzentren im Landkreis? Nach der neuen bayerischen Regelung haben Heime, die vor 2011 gebaut wurden oder fertig geplant waren, nun Bestandsschutz.
Foto: Sina Schuldt, dpa; Heroldstiftung, Main-Post | Wie geht es weiter für die Kreisseniorenzentren im Landkreis? Nach der neuen bayerischen Regelung haben Heime, die vor 2011 gebaut wurden oder fertig geplant waren, nun Bestandsschutz.
Tabea Goppelt
 und  Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 19.03.2025 02:42 Uhr

Der Landkreis Main-Spessart beabsichtigt, seine beiden Kreisseniorenzentren in Gemünden und Marktheidenfeld an die Otto-und-Anna-Heroldstiftung abzugeben, die bereits ein Seniorenheim in Karlstadt betreibt. Die Heroldstiftung ist grundsätzlich zur Übernahme bereit, aktuell laufen allerdings noch Verhandlungen in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Klinikums, des Landratsamts und der Heroldstiftung. Zwischenzeitlich hat die bayerische Staatsregierung diverse bauliche und personelle Standards für Pflegeheime gesenkt, darunter Zimmergröße, Einzelzimmerquote und Barrierefreiheit.

Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen?

Bisher haben drei Treffen der Arbeitsgruppe stattgefunden, mit dem Ziel, die Modalitäten einer Übertragung der Kreisseniorenzentren an die Otto-und-Anna-Herold-Stiftung zu regeln. Das berichtet Markus Rill, Pressesprecher des Landratsamts. "Die Gespräche verlaufen harmonisch, es zeichnen sich einvernehmliche Lösungen für die zu klärenden Vertragsfragen und Grundstücksangelegenheiten ab", so Rill.

Vonseiten des Klinikums heißt es: "Die Gespräche zwischen der Heroldstiftung, dem Klinikum und dem Landratsamt verlaufen konstruktiv und zielführend. Es wurde jedoch vereinbart, Details zunächst nicht öffentlich zu kommunizieren." Für das Klinikum sind Klinikreferent René Bostelaar, Kaufmännischer Direktor Albert Prickarz und Marcus Müller, Verwaltungsleiter der Seniorenzentren, in der Arbeitsgruppe vertreten.

Wie viel könnten die Neubauten kosten?

Die Gesamtkosten der Neubauten in Marktheidenfeld und Gemünden werden laut Rill auf rund 30 Millionen Euro geschätzt. Ein gutes Drittel dieser Kosten sei förderfähig.

Wie viele Plätze sind geplant?

Laut Rill sind künftig in Marktheidenfeld 94 Plätze vorgesehen (72 Dauerpflegeplätze, 16 Tagespflegeplätze und 6 Kurzzeitplätze), in Gemünden 78 (72 Dauerpflegeplätze und 6 Kurzzeitpflegeplätze). In den bestehenden Kreisseniorenzentren sind in Marktheidenfeld theoretisch 86 stationäre Pflegeplätze vorhanden und in Gemünden 132. Allerdings sei eine Auslastung beider Häuser seit geraumer Zeit wegen Fachkräftemangels nicht möglich.

Was könnten die Lockerungen der Standards für die Neubauten bedeuten?

Die aktuellen Änderungen der baulichen und personellen Standards für Pflegeheime werden in der zuständigen Arbeitsgruppe eingehend geprüft und in die laufenden Gespräche einbezogen, heißt es auf Anfrage vom Klinikum und vom Landratsamt. Eine abschließende Entscheidung hinsichtlich möglicher Anpassungen der Planungen für die Kreisseniorenzentren in Gemünden und Marktheidenfeld steht derzeit noch aus.

Wer baut die neuen Heime?

Laut Rill ist die Heroldstiftung als Bauherr vorgesehen. Voraussetzung sei jedoch, dass sich Landkreis und Stiftung "auf eine Übernahme der Kreisseniorenzentren einigen können und eine Übertragung der Fördermittel möglich ist".

Wie sind die Kreisseniorenzentren finanziell aufgestellt?

Die beiden Kreisseniorenheime in Gemünden und Marktheidenfeld schlossen in den vergangenen Jahren teils mit Gewinnen, teils mit Verlusten ab. Die Pressestelle des Klinikums Main-Spessart teilt folgende Ergebnisse mit:

  • Jahr 2020: Gemünden 167.541 Euro Gewinn, Marktheidenfeld 133.750 Euro Gewinn, (Gewinn gesamt: 301.291 Euro).
  • Jahr 2021: Gemünden 655.133 Euro Gewinn, Marktheidenfeld 529.368 Euro Gewinn (Gewinn gesamt: 1,18 Millionen).
  • Jahr 2022: Gemünden 29.684 Euro Verlust, Marktheidenfeld 297.632 Euro Gewinn, (Gewinn gesamt: 267.948 Euro).
  • Jahr 2023: Gemünden 620.701 Euro Verlust, Marktheidenfeld 340.877 Euro Verlust, (Verlust gesamt: 961.578 Euro).
  • Prognose für das Jahr 2024: Gemünden 644.000 Euro Gewinn, Marktheidenfeld 47.000 Euro Gewinn
  • Plan für 2025: Gemünden 169.000 Euro Gewinn, Marktheidenfeld 125.000 Euro Gewinn
  • Plan für 2026: Gemünden 81.000 Euro Verlust, Marktheidenfeld 151.000 Euro Verlust

In Marktheidenfeld erwartet das Klinikum durch die Tagespflege eine Verbesserung des Ergebnisses, wobei zunächst Anschubkosten in 2025 entstehen. "Insgesamt ist es in Gemünden schwieriger, ein gutes Ergebnis zu erzielen, weil das Gebäude eine andere und größere Struktur hat", heißt es vonseiten der Pressestelle.

Wie ist die finanzielle Lage der Heroldstiftung?

Wie die Betriebsergebnisse des Seniorenheims der Heroldstiftung in Karlstadt im Vergleichszeitraum waren, gibt die Einrichtung nicht bekannt. Geschäftsführer Dieter Reichert teilt auf Anfrage mit: "Die Jahre 2020 bis 2022 waren im Gegensatz zum Jahr 2023 stark von der Corona-Pandemie geprägt, was sich folglich auf die Geschäftsergebnisse ausgewirkt hat. Daher ist ein Vergleich der Defizite beziehungsweise Gewinne dieser Jahre untereinander nur bedingt sinnvoll." Für eine angemessene Beurteilung sei ein fundiertes Wissen im Stiftungswesen nötig; er möchte eine falsche Interpretation der Zahlen verhindern.

Die Übernahme der Kreisseniorenzentren sieht er vor allem als Chance, die Fixkosten der einzelnen Betriebe zu senken. Verwaltungskosten etwa könnte man "durch drei teilen". Durch die Betriebsübernahme entstehen wiederum Kosten, die sich nicht refinanzieren lassen – etwa die Erweiterung des Rechenzentrums oder die Änderungen der Arbeitsverträge. 

"Die neuen Gebäude sind so kalkuliert, dass sie keine Verluste machen", ist Reichert zuversichtlich. Ein neues Zimmer werde auch für Pflegebedürftige teurer sein, so Reichert. Doch der Geschäftsführer rechnet damit, dass es aufgrund von Förderungen "nicht extrem teurer" sein wird.

Andererseits sehe er aber auch kein finanzielles Risiko für die Heroldstiftung, sollte diese die Heime nicht übernehmen. Dann müsse anderweitig expandiert werden, um Synergieeffekte und damit eine Fixkostendegression zu erzielen.

Was passiert, wenn es künftig Defizite gibt?

Sofern die Übernahme der beiden Seniorenheime des Landkreises Main-Spessart durch die Heroldstiftung zustande kommt, übernehme der Landkreis auch künftig eventuelle Defizite, war aus dem Landratsamt zu erfahren. Rill: "Der Landkreis Main-Spessart ist in Gewährträgerschaft verpflichtet, betriebliche Defizite der Otto-und-Anna-Herold-Stiftung auszugleichen."

Geschäftsführer Dieter Reichert hatte allerdings bereits in einem Interview im Sommer angemerkt, dass es in den Übernahmeverhandlungen auch darum gehen werde, ob der Gewährträgerschaftsvertrag um die beiden zusätzlichen Zentren ergänzt werden müsse. Außerdem sei ein Liquiditätsausgleich in der Anfangszeit nötig, weil die Heroldstiftung in finanzielle Vorleistung gehen müsse, solange sich die Neubauten im Bau befinden und noch keine Heimentgelte zurückfließen.

Wo soll gebaut werden?

Laut Markus Rill, Pressesprecher des Landkreises, sollen beide Neubauten auf landkreiseigenen Flächen entstehen; in Marktheidenfeld im Bereich des ehemaligen Kreiskrankenhauses auf dem sogenannten Baumhofareal, in Gemünden in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Kreisseniorenheim.

 
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