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Karlstadt
Steigende Pflegekosten: Plätze im Altenheim der Heroldstiftung in Karlstadt werden deutlich teurer
Der Eigenanteil von Bewohnern mit Pflegestufe 3 könnte um mehr als 700 Euro steigen. "Wer kann das noch bezahlen?", das war die Frage bei einer Bewohnerversammlung. Der Geschäftsführer erklärt die Hintergründe.
Ist im Heim der Otto und Anna Herold-Stiftung der Stifterwille noch erfüllt, wenn die Preise für Pflegeplätze drastisch steigen? Darüber wurde in einer Bewohnerversammlung diskutiert.
Foto: Tom Weller/dpa (Symbolbild) | Ist im Heim der Otto und Anna Herold-Stiftung der Stifterwille noch erfüllt, wenn die Preise für Pflegeplätze drastisch steigen? Darüber wurde in einer Bewohnerversammlung diskutiert.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 01.04.2024 02:40 Uhr

Um die 2550 Euro lag bisher das selbst zu tragende monatliche Entgelt für einen Platz im Altenheim der Karlstadter Heroldstiftung. Künftig dürfte es sich um die 3200 Euro bewegen – rückwirkend ab 1. März. Das erregt die Gemüter derer, die diese Summe aufbringen müssen. In der Bewohnerversammlung wurde intensiv über diese Kostenentwicklung diskutiert.

Der Trend zeigt deutlich nach oben. Vor vier Jahren verursachte ein Heimplatz in Pflegegrad 1 noch rund 2300 Euro Gesamtkosten. Jetzt werden es 3600 Euro sein. Pflegegrad 5 verzeichnet einen Anstieg von rund 4200 auf 5500 Euro.

Diese Gesamtkosten müssen die Angehörigen oder Bewohner allerdings nicht komplett selbst aufbringen. Dank Pflegeversicherung liegt der selbst zu finanzierende Eigenanteil spürbar niedriger. Diese Pflegeversicherung gleicht auch die Unterschiede zwischen den Pflegegraden aus, sodass alle fast dasselbe zahlen – egal in welchem Pflegegrad sie eingestuft sind.

Eigenanteil bald womöglich 3200 statt 2550 Euro

In der Heroldstiftung haben die meisten Bewohner den Pflegegrad 3 oder 4. Für ein Rechenbeispiel möge hier Pflegegrad 3 dienen. Dort liegen die Gesamtkosten bisher bei 3800 Euro. Die Pflegeversicherung gibt rund 1250 Euro dazu. So kommt es zu dem eingangs genannten Eigenanteil von 2550 Euro.

Steigende Pflegekosten: Plätze im Altenheim der Heroldstiftung in Karlstadt werden deutlich teurer

Der Entwurf sieht nun ab 1. März 4800 Euro Gesamtkosten für Pflegegrad 3 vor. Minus 1250 Euro von der Pflegeversicherung ergäbe einen Eigenanteil von rund 3550 Euro. Diese Finanzierung ist aber noch nicht beschlossene Sache. Letztlich werde wohl ein Eigenanteil von rund 3200 Euro Realität werden, sagt Dieter Reichert, der Geschäftsführer der Heroldstiftung.

"Wer kann das noch bezahlen?", fragte Beiratsvorsitzender Lothar Ziegler in die Runde der knapp 50 erschienenen Bewohner und Angehörigen. Er zog einen Vergleich zur durchschnittlichen Rentenhöhe von 776 Euro bei Frauen und 1268 Euro bei Männern in Bayern. Über kurz oder lang werde das während des Lebens aufgebaute Vermögen aufgebraucht. "Wie können wir das verhindern?"

Verschiebung hin zu mehr Tagespflege

Ziegler suchte nach Gründen für die Kostensteigerung. Vor einigen Jahren hätten 145 Personen im Altenheim gelebt, jetzt gebe es nur noch 100 Plätze. Das Haus sei also bei gleichen Grundkosten weniger ausgelastet. Ziegler meinte, es sei Aufgabe der Stiftung, wieder 145 Menschen ein Zuhause zu geben. Dem widersprach Geschäftsführer Reichert. In der Satzung sei keine bestimmte Bewohnerzahl genannt. Es gebe eine Verschiebung hin zu mehr Tagespflege. "Die wurde massiv erweitert." Er bemerkte nebenbei, dass ein Teil der Bewohner eigentlich nicht stationär untergebracht sein müsste.

Ein Angehöriger beklagte, es widerspreche dem Gedanken, den das Ehepaar Otto und Anna Herold mit der Stiftung verfolgte, nämlich eine kostenmäßig verträgliche Unterbringen zu ermöglichen. Ein Eigenanteil von mehr als 3000 Euro sei nur Wohlhabenden möglich. Er vermutet das Problem in einer Aufblähung der Verwaltung.

Verwaltungskosten sind gesunken, seit sich das Heim selbst verwaltet

Reichert hielt dem entgegen, die Kostenträger würden den Personalschlüssel vorgeben. Pro 21 Bewohner werde eine Vollzeitkraft in der Verwaltung bezahlt. Dies habe also keinen Einfluss auf das gestiegene Heimentgelt. Früher wurde das Altenheim vom Klinikum mitverwaltet. Dafür musste eine Umlage gezahlt werden. Seit es sich selbst verwalte, seien die Verwaltungskosten sogar gefallen.

Geschäftsführer Dieter Reichert stellte in der Beiratsversammlung der Heroldstiftung die neue Pflegedienstleiterin Zdenka Thielke-Kolar vor.
Foto: Karlheinz Haase | Geschäftsführer Dieter Reichert stellte in der Beiratsversammlung der Heroldstiftung die neue Pflegedienstleiterin Zdenka Thielke-Kolar vor.

Reichert nannte Gründe für die gestiegenen Unterbringungskosten: So habe es am 1. März eine Tariferhöhung im öffentlichen Dienst von 5,5 Prozent plus 200 Euro gegeben. "Pflegekräfte haben mittlerweile einen guten Verdienst, es gab eine ordentliche Erhöhung, das wollte die Gesellschaft so." Außerdem seien in Bayern zusätzliche Funktionskräfte vorzuhalten: Hygienefachkraft, Qualitätsmanagement und geronto-psychiatrische Fachkraft. Schließlich erfordere der neue Pflegeschlüssel 4,5 Pflegekräfte zusätzlich, was rund 300.000 Mehrkosten bedeute.

Starker Fachkräftemangel erwartet

Ziegler sprach in der Versammlung auch ein ganz anderes Problem an. Es müsse überlegt werden, wie neues Personal gewonnen werden kann. In den nächsten sechs Jahren würden 14 Prozent mehr Pflegepersonal benötigt. In Deutschland würden dann 3000 bis 6000 Pflegekräfte gesucht und es gebe einen wachsenden Wettbewerb unter den Heimen. 

Gegen Ende der Versammlung stellte Reichert Zdenka Thielke-Kolar als neue Pflegedienstleiterin vor. Sie hat Gabriele Molnar abgelöst.

 
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