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Triefenstein
Triefenstein unter Strom: Im Umspannwerk Trennfeld laufen die Leitungen aus der Region zusammen und sorgen für Frust
Nun wurde bekannt, dass eine neu geplante Stromtrasse "SuedWestLink" in Triefenstein enden soll. So viel Strom wird in der Gemeinde produziert und verbraucht.
Der Stromnetzbetreiber Tennet plant mit 'SuedWestLink' eine dritte neue Stromtrasse für Bayern. Diese soll – von Norden kommend – im Umspannwerk Trennfeld enden.
Foto: Stefanie Engelhardt | Der Stromnetzbetreiber Tennet plant mit "SuedWestLink" eine dritte neue Stromtrasse für Bayern. Diese soll – von Norden kommend – im Umspannwerk Trennfeld enden.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Mitte November wurde bekannt, dass im Umspannwerk in Trennfeld mit "SuedWestLink" eine weitere Stromtrasse von Norden nach Süddeutschland enden soll. Das planen die Übertragungsnetzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50Hertz. Für Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock bringt dieser Plan das Fass zum Überlaufen: "Wo soll das noch hinführen?" Sie bezeichnet ihre Marktgemeinde jetzt schon sinnbildlich als "Nabel der Welt" in Sachen Elektrizität.

Im Umspannwerk laufen große Versorgungsleitungen zusammen und dort werden Anlagen der näheren Umgebung, wie beispielsweise die in Wiebelbach geplante Photovoltaikanlage (PV) an das Stromnetz angeschlossen. Auch die bei Dertingen (Baden-Württemberg) vorgesehenen Windenergieanlagen sollen ihren produzierten Strom in Trennfeld einspeisen.

Welche Auswirkungen hat der geplante Konverter im Umspannwerk Trennfeld?

Deckenbrock befürchtet, dass die derzeitige Kapazität des Umspannwerks nicht endlich sei und es vergrößert werden müsse. Hinzu kommt, dass sie nicht einschätzen könne, wie viel Fläche für den geplanten Konverter benötigt wird und welche Auswirkungen er haben wird. Er soll den Gleichstrom der SuedWestLink-Trasse in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandeln. In Bergrheinfeld gab es zuletzt massive Proteste gegen den Bau eines ähnlichen Konverters.

Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock will verhindern, dass Triefenstein zum 'Nabel der Welt' in Sachen Elektrizität wird (Archivbild).
Foto: Günter Reinwarth | Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock will verhindern, dass Triefenstein zum "Nabel der Welt" in Sachen Elektrizität wird (Archivbild).

Erst kürzlich thematisierte der Triefensteiner Gemeinderat die Anfrage eines Unternehmens, das nahe dem Umspannwerk in Trennfeld einen Batteriespeicher für Strom errichten will. Das ist nach Ansicht von Deckenbrock nicht sinnvoll. "Der Betreiber der Photovoltaikanlagen (PV) hat bereits Platz für Batteriespeicher vorgesehen", erklärt sie. Sobald von der Politik die nötigen Voraussetzungen geschaffen seien, werde man bauen, sagt Christian Heeg vom Betreiber Main-Spessart-Solar dazu auf Anfrage.

Deckenbrock: Markt Triefenstein kann sich selbst mit Strom versorgen

Die Bürgermeisterin sagt, ihr sei bewusst, dass jeder seinen Beitrag zur Stromgewinnung leisten müsse, aber "wir leisten mehr als genug". Der Markt Triefenstein könne seine Bürgerinnen und Bürger selbst mit erneuerbarer Energie versorgen – den Bedarf der örtlichen Industrie rausgerechnet.

Tatsächlich hat Triefenstein vom 1. November 2022 bis zum 31. Oktober dieses Jahres insgesamt 92.870 Megawatt Strom pro Stunde (MWh) verbraucht und diesen zu 55,4 Prozent (51.430 MWh) vor Ort erzeugt. Den größten Anteil, nämlich 32.210 MWh, machte die Photovoltaik aus, gefolgt von Stromerzeugungsanlagen, die unter "Weiteres" zusammengefasst werden (19.160 MWh).

Darunter fällt im Wesentlichen die ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle), ein Verfahren zur Verstromung von Niedertemperaturabwärme im Werk von Heidelberg Materials in Lengfurt. Informationen zu den weiteren Stromerzeugern können im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur nachgelesen werden. Biomasse- und Windkraftanlagen gibt es in Triefenstein nicht. Das zeigt der Energie-Monitor des Netzbetreibers Bayernwerk.

Versorgungsgrad mit erzeugtem Strom liegt bei 42,6 Prozent

Tatsächlich weicht der Versorgungsgrad der Gemeinde von der erzeugten Strommenge ab. Der Mittelwert liegt bei lediglich 42,6 Prozent. Dies liegt daran, dass es zu Schwankungen vor allem bei der Stromerzeugung mit PV-Anlagen kommt. Betrachtet man zum Beispiel die erste Juliwoche dieses Jahres, in der es sonnig und trocken war, lag der Versorgungsgrad bei 68 Prozent.

Triefenstein unter Strom: Im Umspannwerk Trennfeld laufen die Leitungen aus der Region zusammen und sorgen für Frust

Auf insgesamt 4,72 Prozent der Gesamtfläche Triefensteins werde "grüner Strom" produziert, rechnet Deckenbrock vor. Nach ihren Angaben stellt die Gemeinde damit eine mehr als doppelt so große Fläche zur Verfügung als die von der Regierung geforderten zwei Prozent. Diese beziehen sich im Rahmen des Windenergie-Flächenbedarfs-Gesetzes allerdings nur auf Windkraft. Letztlich ist nicht der Flächenverbrauch entscheidend, sondern die Leistung, die eine Anlage erzeugt.

Grundsatzbeschluss des Gemeinderats: Keine PV-Anlagen auf Äckern mehr

Der Gemeinderat jedenfalls meint, das sei genug, und fasste 2022 den Grundsatzbeschluss, keine neuen PV-Anlagen auf bewirtschafteten Freiflächen mehr zu genehmigen. Einer Erweiterung der bestehenden Solarfelder durch Main-Spessart-Solar entlang der Autobahn stimmte er jedoch zu. Diese sei mittlerweile fertiggestellt, bestätigt Heeg.

In der Presse hieß es, dass am 5. Dezember eine Informationsveranstaltung für die Bürgermeister der von der SuedWestLink-Trasse betroffenen Gemeinden stattfinden werde. Bis Ende November hatte Deckenbrock keine Einladung erhalten. Sie hofft jedoch, dass an diesem Abend viele offene Fragen geklärt werden können. "Ich würde gerne meinen Bürgern Antworten auf die Fragen geben, die sie umtreiben." Das sei bisher nicht möglich gewesen. Doch offiziell am Verfahren beteiligt werde die Gemeinde in der Regel erst als sogenannter Träger öffentlicher Belange. Dann kann sie eine Stellungnahme abgeben. Ob die Bedenken tatsächlich berücksichtigt werden, bleibt offen.

 
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