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Stadtprozelten
Diese 6 Burgen und Ruinen am Untermain sind einen Ausflug wert
Eindrucksvoll, mächtig oder verfallen? In Unterfranken gibt es zahlreiche Burgen, in denen die Vergangenheit erlebbar wird. Ein Burgen-Experte hat Tipps für einen Besuch.
Lohnt einen Ausflug in der Burgenlandschaft am Main: die Burg Wertheim oberhalb der Stadt Wertheim (Main-Tauber-Kreis). 
Foto: Patty Varasano | Lohnt einen Ausflug in der Burgenlandschaft am Main: die Burg Wertheim oberhalb der Stadt Wertheim (Main-Tauber-Kreis). 
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 28.08.2024 02:39 Uhr

Etwa 200 mittelalterliche Burgen hat es in ganz Franken einst gegeben. Einige stehen heute noch in aller Pracht da, viele sind als Ruinen oder archäologische Bodendenkmäler erhalten. Seit ein paar Jahren widmet sich der gemeinnützige Verein Burglandschaft e.V. der Pflege und Erhaltung dieser Kulturdenkmale. In Spessart und Odenwald betreut er rund 60 Burgen, Schlösser, Ruinen, Wehrkirchen, Klöster oder andere historische Schätze.

Vor allem am Main gibt es eine "hohe Burgendichte", erklärt Dr. Jürgen Jung, Geograf und Projektleiter des Vereins. "Sehr wenig ist überbaut worden. Das Mittelalter wird so erlebbar." In Eschau (Lkr. Miltenberg), im Herzen des Spessarts, hat Burglandschaft e.V. seinen Sitz. In den kommenden Jahren soll hier ein Bildungs- und Informationszentrum für die burgenreiche Region entstehen. 

Welche Burgen lohnen sich für einen Ausflug in den Sommerferien? Sechs Tipps von Burgen-Experte Jürgen Jung.

1. Eine der größten Steinburgen Süddeutschlands: die Burgruine Wertheim

Die Burg Wertheim ist die Ruine einer Höhenburg auf einer hohen, schmalen Bergzunge oberhalb der Stadt Wertheim (Main-Tauber-Kreis).
Foto: Patty Varasano | Die Burg Wertheim ist die Ruine einer Höhenburg auf einer hohen, schmalen Bergzunge oberhalb der Stadt Wertheim (Main-Tauber-Kreis).

Am Ende des 12. Jahrhunderts verlieh Kaiser Friedrich Barbarossa den Grafen von Wertheim das Privileg, von den Mainschiffen Zoll zu erheben. "Dieses Recht legte den Grundstein für den Wohlstand dieses deutschen Adelsgeschlechts", sagt Jürgen Jung. Im 13. Jahrhundert verwandelte Graf Poppo II. die bescheidene Turmhügelburg seiner Vorfahren in eine prächtige kleine Residenz. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde sie stetig erweitert - "ein anschauliches Beispiel für die Entwicklung einer Burg zur Feste". 

Heute ragt der staufische Bergfried über Wertheim stolz in den Himmel. Ein Renaissanceportal aus dem Jahr 1562 erstrahlt nach aufwendiger Renovierung wieder in voller Pracht, die Wehranlagen zeugen von Stärke.  Es gibt hier viel zu entdecken, auch für Kinder. Vom Restaurant mit seiner Burgterrasse aus hat man einen guten Rundumblick über die Dächer der Altstadt bis hin zum Spessart.

Wann? Der Zugang zur Burg ist kostenpflichtig und von 9 Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit möglich. Führungen können bei der Tourist-Information Wertheim gebucht werden, Tel. (093 42) 93  509-0.

Wo? Von den Parkplätzen am Main geht es ein paar Schritte Richtung Stiftskirche und Grafschaftsmuseum, dann hoch Richtung Burg.

Adresse: Burg Wertheim, Schloßgasse 11, 97877 Wertheim. www.burgwertheim.de

2. Geheimnisvolle Gänge und Schießscharten: die Henneburg in Stadtprozelten

Hoch über Stadtprozelten thront die Ruine Henneburg und lädt zu einer Reise ins Mittelalter ein.
Foto: Dominik Stapf/Churfranken | Hoch über Stadtprozelten thront die Ruine Henneburg und lädt zu einer Reise ins Mittelalter ein.

Die Ruine Henneburg oberhalb von Stadtprozelten (Lkr. Miltenberg) ist eine der größten Burgruinen in Bayern. Auf einem Ausläufer des Kühlbergs thront sie etwa 70 Meter hoch über der Ortschaft. Durch den leuchtend roten Buntsandstein ist das imposante Bauwerk schon von Weitem zu sehen. Für die Größe und den letzten Ausbau war der Deutsche Orden im 14. und 15. Jahrhundert verantwortlich. Ab 1688 verließ der Deutsche Orden die Burg, das einst prächtige Bauwerk verfiel. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen des Freistaats Bayern kann die Ruine heute wieder besichtigt werden. 

Die beiden Bergfriede und der Wehrgang sind fast vollständig erhalten. Besucherinnen und Besucher können hier das Mittelalter gut erleben können, sagt der Burgen-Experte. Für den Besuch des Wehrgangs sollte man eine Taschenlampe mitnehmen. Ein dunkler Gang führt zu einer engen Treppe, die sich nach unten zu den ehemaligen Wehrgängen windet. Erst wenn die Schießscharten auftauchen, dringt etwas Licht in den düsteren Gang. 

Auf der Burg gibt es die Gaststätte "Henneburg Schenke" und einen Bogenparcours, der ganzjährig geöffnet ist (www.3d-bogenregion.de).

Wann? Von April bis Oktober von 9 Uhr bis 18.30 Uhr frei zugänglich. Burgführungen, auch speziell für Kinder, kann man bei der Stadt Stadtprozelten buchen, Tel. (09392) 98 47-222. Mail: info@stadtprozelten-tourismus.de

Wo? Die Henneburg ist am besten zu Fuß zu erreichen über den Spessartweg 2, der am Rathaus gegenüber beginnt. Parkplätze gibt es an der Fähranlegestelle am Main, direkt an der Burg nur einige wenige.

Adresse: Henneburg, Hauptstraße 41, 97909 Stadtprozelten

3. Vom Dornröschenschlaf zur Freilichtbühne: die Ruine Freudenburg in Freudenberg

Das Wahrzeichen der Stadt Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) ist die Freudenburg. Vielen Wanderern und Burgenfreunden ist sie ein beliebtes Ziel.
Foto: Franz Hofmann | Das Wahrzeichen der Stadt Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) ist die Freudenburg. Vielen Wanderern und Burgenfreunden ist sie ein beliebtes Ziel.

Die imposante Ruine der Freudenburg überragt die Stadt Freudenberg (Main-Tauber-Kreis). Ihr markanter, zweifach abgestufter Bergfried, ein sogenannter Butterfassturm, prägt das Stadtbild. Schon lange vor der Sanierung in den 1980er Jahren war die Anlage ein beliebtes Ausflugsziel mit Panoramablick. Engagierte Bürger hatten die Burg nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Sie legten sie Stück für Stück frei, restaurierten sie liebevoll und machten sie schließlich 1995 der Öffentlichkeit zugänglich.

Der Bau des Bergfrieds war Ende des 12. Jahrhunderts vom Würzburger Bischof Heinrich III. in Auftrag gegeben worden. Der Name der Burg leite sich vermutlich von der ritterlich-höfischen Tugend der "Freude" ab, sagt Geograf Jürgen Jung. Ab dem späten 13. Jahrhundert besaßen die Grafen von Wertheim die Freudenburg, bauten sie Burg mehrmals um und nutzten sie als Wohnsitz. Graf Eberhard prägte ab 1361 maßgeblich das Aussehen der Kernburg.

Wann? Die Ruine ist das ganze Jahr über frei zugänglich.

Wo? Etwa 400 Stufen führen ab dem Rathaus hinauf auf die Freudenburg. Man kann auch ab dem Wanderparkplatz Kreuzschleife in gut 20 Minuten zur Burg spazieren. Mit dem Auto geht es nicht zur Burg, kostenfreie Parkplätze gibt es an der Mainpromenade.

Adresse: Freudenburg, Mainstraße, 97896 Freudenberg am Main. www.freudenberg-main.de

4. Vom Mittelalter bis zur modernen Kunst: die Mildenburg in Miltenberg

Die hoch über der Stadt thronende mittelalterliche Mildenburg beherbergt das Museum Burg Miltenberg. 
Foto: Holger Leue | Die hoch über der Stadt thronende mittelalterliche Mildenburg beherbergt das Museum Burg Miltenberg. 

Die Mildenburg, das Wahrzeichen von Miltenberg, erhebt sich majestätisch über der Stadt und hat eine Geschichte, die fast 800 Jahre zurückreicht. Erstmals 1226 urkundlich erwähnt, diente die Burg den Mainzer Erzbischöfen als östliche Grenzsicherung ihres Einflussbereichs. Im Jahr 1803 ging die Burg in den Besitz der Familie von Leiningen über, wurde jedoch bereits 1808 verkauft:  Konsistorialrat Carl Gottlieb Horstig wurde der erste Privatbesitzer. In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Burg mehrmals den Besitzer, bis sie schließlich 1979 von der Stadt Miltenberg erworben und umfangreich renoviert wurde.

Die Burg Miltenberg, nur zu Fuß erreichbar, bietet Besuchern eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt und das Maintal. Ein kleines Café lädt zur Erholung ein. Das Museum präsentiert griechische und russische Ikonen und moderne Kunst, unter anderem Werke von Barlach, Beuys oder Polke.

Wann? Das Museum ist von 16. März bis 1. November, außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Im Winter gibt es Führungen oder Workshops nach Vereinbarung.

Wo? Vom Alten Marktplatz in der Altstadt (Schnatterloch) gelangt man über eine Treppe oder über einen Fußweg zur Burg. Wer ohne Höhenunterschiede zur Mildenburg laufen will, kann in der Burgstraße am alten jüdischen Friedhof parken. Über den Conradyweg gelangt man zur Burg.

Adresse: Museum Burg Miltenberg, Conradyweg 20, 63897 Miltenberg. www.museum-miltenberg.de

5. Vom Machtzentrum zur Ruine: die Clingenburg in Klingenberg

 Die Clingenburg wurde im Jahr 1100 von Conradus Colbo, dem Mundschenk Kaiser Friedrich Barbarossas erbaut. 
Foto: Patty Varasano |  Die Clingenburg wurde im Jahr 1100 von Conradus Colbo, dem Mundschenk Kaiser Friedrich Barbarossas erbaut. 

Die Clingenburg, das Wahrzeichen der Stadt Klingenberg (Lkr. Miltenberg), liegt auf einem kleinen Bergsporn an der Flanke des Schlossberges am Rand der Seltenbachschlucht. Die Kernburg hat annähernd die Form eines unregelmäßigen Trapezes, die Ringmauern sind im Schnitt 1,5 Meter dick.

Die Schenken von Clingenberg hatten Anfang des 13. Jahrhunderts ihren Höhepunkt der Macht erreicht, sagt Burgen-Experte Jung. Zu ihrem Herrschaftsbereich gehörten auch benachbarte Burgen. Nach dem Aussterben der Herren von Bickenbach, die 250 Jahre auf der Burg lebten, fiel Klingenberg Ende des 15. Jahrhunderts an das Erzstift Mainz zurück, das hier einen Amtssitz einrichtete.

Die Clingenburg begann langsam zu verfallen. Von 1994 bis 2019 fanden hier dann regelmäßig in den Sommermonaten Festspiele statt. Die stufige Freilichtbühne auf der Burg, vor der einzigartigen Kulisse des Burghofes mit Palais, wird jedoch anderweitig rege von Theater- und Musikgruppen genutzt. Und das Café-Restaurant "Burgterrasse Clingenburg" bietet eine Einkehrmöglichkeit mit Aussicht (www.burgterrasse.de).

Wann? Der Innenhof der Burgruine ist jederzeit kostenfrei zugänglich. Gegebenenfalls ist die Burg bei Veranstaltungen zeitweise gesperrt.

Wo? Auskunft gibt es bei der Tourist-Information Klingenberg, Wilhelmstraße 12, Tel. (09372) 1 33 60. E-Mail: info@klingenberg.de. 

Adresse: Clingenburg, Clingenburgstr., 63911 Klingenberg am Main, www.klingenberg.de

6. Ein Wahrzeichen im Wandel der Zeit: die Kollenburg in Collenberg

Eindrucksvoll verfallen: die Burgruine Kollenburg hoch über dem Maintal in Collenberg im Landkreis Miltenberg.
Foto: Stefan Weis, stock.adobe | Eindrucksvoll verfallen: die Burgruine Kollenburg hoch über dem Maintal in Collenberg im Landkreis Miltenberg.

Auf einem markanten Bergsporn, rund 50 Meter über dem Maintal, thront die eindrucksvolle Ruine der Kollenburg hoch über Collenberg (Lkr. Miltenberg). Schon von Weitem zieht sie die Blicke auf sich. Ihre Ursprünge liegen im Dunkeln. Der Name der Burg leitet sich von Kolbo ab, einem Beinamen der Reichsschenken von Schüpf. Der Streitkolben, der ihr Familienwappen ziert, findet sich auch im Gemeindewappen von Collenberg wieder, sagt Jürgen Jung.

Erstmals erwähnt wurde die Kollenburg zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Bald ging sie in den Besitz der Niederadelsfamilie Rüdt über, die sich fortan Rüdt von Collenberg nannten und mehr als 300 Jahre auf der Burg lebten. Um 1600 erfolgte ein weitgehender Neubau im Stil der Renaissance. Aus dieser Zeit stammt das sehenswerte Burgtor. 1635 starben die Rüdt von Collenberg aus, die Burg verfiel nach und nach. Die Burgruine gehört heute dem Freistaat Bayern, der Verein Burgfreunde Kollenburg bietet Führungen an (Kontakt: arnobauer51@web.de).

Wann? Die Ruine der Kollenburg ist frei zugänglich.

Wo? Die Kollenburg befindet sich zwischen den Ortschaften Dorfprozelten und Collenberg. Unterhalb der Ruine ist ein Parkplatz. Die Burg selbst ist nur zu Fuß zu erreichen.

Adresse: Ruine Kollenburg, 97904 Collenberg, www.collenberg-main.de

 
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  • Peter Howora
    Die Rüdt von Collenberg sind nicht ausgestorben, sie gibt es heute noch.
    Heinrich Rüdt von Collenberg (geb. in Baden-Baden) war ab 1933 bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1941 nationalsozialistischer Gesandter bei uns an der deutschen Botschaft (damals Gesandtschaft) in Mexiko. Sein großes Portraitfoto in Nazi- Uniform hing zusammen mit all den Fotos sämtlicher Botschafter und Gesandten bis zum zum Erlass unseres Bundesaußenministers in unserem Konferenzraum: dann wurde es von mir entfernt und kam in ein Archiv.
    Hasso Rüdt von Collenberg (geb. in Buchen) war ab 1965 an unserer Vertretung als Geschäftsträger (bis zu seiner Ablösung durch Botschafter Wilhelm Kopf) in Saigon/Vietnam tätig und wurde 1969 von den Vietkong ermordet. Sein Portraitfoto hängt im Auswärtigen Amt in Berlin.
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