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Steinbach
Studentinnen wagen das Abenteuer Gastronomie in Mariabuchen
Ein Jahr ruhte der Betrieb in der Waldrast bei der Wallfahrtskirche. Jetzt kann man dort wieder einkehren. Kurios: zu verdanken ist dies einem schrecklichen Unfall.
Die neuen Pächterinnen der Waldrast in Mariabuchen: Sandra (links) und ihre Schwester Anna Jodlowski, im Hintergrund ihre Mutter Maria de Fatima Fresco.
Foto: Roland Pleier | Die neuen Pächterinnen der Waldrast in Mariabuchen: Sandra (links) und ihre Schwester Anna Jodlowski, im Hintergrund ihre Mutter Maria de Fatima Fresco.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:16 Uhr

Die ersten Pächter der 2012 eröffneten Waldrast hatten nach fünf Jahren gewechselt, die zweiten nach zwei Jahren das Handtuch geworfen. Danach stand der 1,3 Millionen Euro teure Neubau oberhalb der Wallfahrtskirche Mariabuchen für ein Jahr leer. Jetzt, mitten in der Corona-Krise, wagen drei Frauen einen Neuanfang: die beiden Schwestern Sandra und Anna Jodlowski sowie ihre Mutter Maria de Fatima Fresco. Sie geben dem Pilgerlokal eine portugiesische Note.

Auf die Waldrast stießen die drei per Zufall: Bei einem Spaziergang Ende 2019 wurden sie darauf aufmerksam, dass die Gaststätte leer steht – und begeisterten sich für das Objekt. Der Antrieb, dass sie spontan begannen, Pläne zu schmieden, resultiert aus einer bemerkenswerten Vorgeschichte.

Töchter führen das Unternehmen

Pächterin der Gaststätte mit ihren – im Normalbetrieb – 100 Sitzplätzen (und 80 weiteren im Biergarten) ist nicht etwa die Mutter. Die Geschäfte führen vielmehr die 25-jährige Sandra Jodlowski und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Anna. Dabei stecken die beiden noch tief im Examensstress: Beide wollen im kommenden Jahr ihre Studiengänge in Würzburg abschließen. Anna studiert Wirtschaftswissenschaften und Jura, Sandra will nächstes Jahr ihren Bachelor in Musikwissenschaft machen. Zudem ist Anna Jugendwartin im TV Zellingen, begleitet Sandra seit Mai jeden Sonntag die Andachten in Mariabuchen als Organistin.

Hier liegt die "Waldrast Lisboa"

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Dass sie das Abenteuer Waldrast dennoch angepackt haben, ist einem schweren Unfall geschuldet. 2015 nämlich war Anna in Würzburg von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Ein halbes Jahr hatte sie im Krankenhaus verbracht, erst wieder mühsam Gehen gelernt.

Für Maria de Fatima Fresco als alleinerziehende Mutter hatte es in dieser Situation nur eine Entscheidung gegeben: Um ihre Tochter bei der Genesung zu unterstützen, hatte sie ihre beiden Lokale in Aachen aufgegeben und war in die Nähe ihrer Töchter nach Erlabrunn im Landkreis Würzburg gezogen. "Mama hat alles aufgegeben für uns", verdeutlichen Anna und Sandra Jodlowski. Jetzt sei es an der Zeit, ihr mit der Waldrast etwas zurückzugeben. 

Waldrast hat nun einen neuen Beinamen

Die neuen Pächterinnen der Waldrast in Mariabuchen: Sandra (links) und Anna Jodlowski
Foto: Roland Pleier | Die neuen Pächterinnen der Waldrast in Mariabuchen: Sandra (links) und Anna Jodlowski

Die beiden Studentinnen "mit Öcher (Aachener) und portugiesischem Blut in den Adern" wandten sich an den Eigentümer der Waldrast, die Pflegestiftung Mariabuchen, und wurden mit ihr handelseinig. Die Waldesruh trägt jetzt den Beinamen "Lisboa" (Lissabon) als Hinweis auf die portugiesische Küche, für die Fresco verantwortlich ist. 

Den Namen hat sie mitgebracht aus Laudenbach, wo die 57-jährige Portugiesin aus der Küstenstadt Figueira da Foz (zwischen Porto und Lissabon) ab 2017 die Gaststätte des Vereinsrings Mehrzweckhalle Laudenbach als "Restaurante Lisboa" betrieb – bis das Frauentrio nun auf die Waldrast stieß. 

Töchter müssen nun portugiesisch kochen lernen

Einfach so wollte die Mutter, die seit ihrem 21. Lebensjahr begeisterte Köchin ist, den Enthusiasmus ihre Töchter allerdings nicht teilen. "Wir mussten ihr ein Versprechen abgeben", gesteht Anna im Gespräch mit der Redaktion. "Wir müssen in zehn Jahren portugiesische Küche erlernen." Das war die Bedingung der Mutter, die mittlerweile recht zufrieden ist mit den Fortschritten ihrer Töchter. "Beim Backen muss ich nicht mehr nachschauen", sagt sie stolz. "Das beherrschen sie schon hundertprozentig."

Als nächstes stehen Fleisch- und Fischgerichte auf dem Stundenplan der beiden, wobei Olivenöl aus Portugal, frische Produkte aus der Region sowie Gewürze wie Oregano, Thymian, Rosmarin, Anis und  Koriander wichtige Nebenrollen spielen.

Kontakt: (0 93 52) 6 03 04 61. Geöffnet: Montag bis Freitag 12-22 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10-22 Uhr. Homepage: https://www.waldrastlisboa.de/

Gebäude und Gastronomie am Wallfahrtsort Mariabuchen

Im Mittelpunkt des Wallfahrtsorts Mariabuchen, dessen Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, steht die Wallfahrtskirche. Diese wurde 1701 an der Stelle von Vorgänger-Kapellen in der heutigen Form erbaut. Die Außensanierung wird in Kürze abgeschlossen.
1726 gründeten Kapuziner der fränkischen Provinz das Kloster, das sie (mit einer Säkularisationspause von 1803 bis 1849) bis 2002 hielten. Dann wird der Konvent mangels Personal aufgelöst. Seitdem betreuen Franziskaner-Pater aus Polen das Kloster und die Pilger.
Die Buchenmühle, als Hutten'sche Mühle erbaut und 1726 erstmals erwähnt, war einst eine von sieben Mühlen im Buchental. Sie hatte von Anfang an eine Wirtsstube. Der heutige Hotelgasthof wird seit 2009 von den Eigentümern Heribert und Elfriede Endres selbst betrieben und steht seit Dezember 2017 aus Altersgründen zum Verkauf.
Das Gasthaus Buchenstüble wurde 1897 erbaut und ist bis heute im Besitz der Familie Brey. Bewirtschaftet wird es seit 2009 von Margit Renoth.
Gleich daneben – an der Stelle der ehemaligen Einsiedelei (Eremitage) aus dem 18. Jahrhundert – ist die Waldrast. Es gab zwei Vorgängerbauten. 1964 ersetzte die Waldrast die Buchenschänke, von der kein Baujahr bekannt ist. 2010 wurde dann auch die Waldrast abgerissen und machte Platz für den jetzigen modern gestalteten Neubau. Eröffnet wurde die neue Waldrast 2012 mit Sebastian Merz und Carmen Schulz als Wirten, danach folgten für zwei Jahre Joachim und Sandra Wilts
Quelle: rp
 
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  • N. R.
    Auf eigenen Wunsch gelöscht.
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  • M. B.
    Wow beeindruckend. Ich wünsche den Damen viel Glück und Erfolg und freue mich schon auf die portugiesische Küche.
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