
Steht Hubert Aiwanger Gambacher Bürgerinnen und Bürgern zum geplanten Verlauf der Stromtrassen NordWestLink und SuedWestLink in Main-Spessart bald persönlich Rede und Antwort? Ein "deutlich formulierter" Brief samt Einladung zum Ortstermin von Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach (CSU) soll den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Staatsminister nun erreichen.
Hombach erzählte davon im Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss am Dienstag. Im Sitzungssaal ebenfalls anwesend waren zehn Bürgerinnen und Bürger, die größtenteils aus Gambach gekommen waren. Die beiden potenziellen Verläufe der Gleichstromtrassen NordWestLink (DC41) und SuedWestLink (DC42) sollen von nördlicher Richtung aus auf Gambacher Gemarkung in den Landkreis Main-Spessart eintreten und nah am Ortsrand entlang laufen.
Hombach: "Viele fühlen sich nicht ernst genommen"
"Ich habe mich bei Herrn Aiwanger über die häppchenweise Information zu der Thematik beschwert, die wir als Gemeinde, in der Verwaltung und auch als Bürgerinnen und Bürger bekommen. Viele fühlen sich weder ernst genommen noch kommunikativ mitgenommen", beschrieb Hombach den Inhalt seines Schreibens an den Wirtschaftsminister. Eine angemessene Beteiligung der Betroffenen, gerade aus Ortsteilen wie Gambach, gehe ihm bei der Trassenfindung gänzlich ab. Da Aiwanger Anfang April ohnehin im Landkreis Main-Spessart unterwegs sein soll, steht der 5. April als erster Terminvorschlag im Raum. "Ich bin gespannt, was da als Antwort kommt", so Hombach.
Marco Amrhein, Fachbereichsleiter für Bauwesen und Stadtentwicklung, stellte den Ausschussmitgliedern und Interessierten die beiden potenziellen Trassenverläufe im Karlstadter Gebiet detailliert vor, die auch online unter stromnetzdc.com (unter dem Punkt WebGIS) für alle einzusehen sind. Vereinfacht gesagt läuft der erste Vorschlag der Netzbetreiber (Tennet und TransnetBW bei NordWestLink DC41 sowie TransnetBW und 50Hertz bei SuedWestLink DC42) westlich an Gambach vorbei und um das Karlstadter Stadtgebiet herum, und der Zweite östlich an der Stadt vorbei.
Links oder rechts um Gambach rum
Bei der ersten Variante kommt es direkt westlich von Gambach schon zur Mainquerung, bevor die Leitung Karlburger Gemarkung erreichen würde und diese einmal in südlicher Richtung durchquert. Der Verlauf kreuzt dann die Staatstraße und führt über die Rohrbacher Steige in Richtung Rohrbach, am Aussiedlerhof Endres vorbei, kreuzt die ICE-Strecke und läuft dann nach Süden durch die Steinfelder Gemarkung und an Stadelhofen vorbei nach Duttenbrunn.
Die andere Möglichkeit wäre, die unterirdischen Trassen östlich am Gambacher Ortsrand vorbeilaufen zu lassen. "Hier gäbe es dann einen Teil, der ähnlich wie die Fulda-Main-Leitung laufen würde", erklärt Amrhein. "Vonseiten der Netzbetreiber heißt es immer, man möchte möglichst Bündelungsoptionen für mehrere Leitungen finden. Ich halte das für nicht erstrebenswert, weil es dann immer denselben Naturraum trifft." Die Trasse würde dann über Eußenheim geführt und kurz vor Schönarts wieder westlich in Richtung Karlstadt abbiegen.
Weiter kreuzt Option Nummer zwei die B26, läuft am Kalvarienberg in Richtung Maintal und kreuzt den Main bei Laudenbach. Dann geht es weiter auf Himmelstadter Gemarkung und schließlich ebenfalls nach Duttenbrunn, von wo aus beide Verlaufsalternativen identisch weiterlaufen.
Aktuell kein kommunaler Einspruch möglich
Martha Bolkarth-Mühlrath (SPD) ergriff stellvertretend für die Sitzungsgäste aus Gambach das Wort und sprach das weitere Verfahren an. "Wir müssen jetzt sagen, ob wir links rum oder rechts rum besser finden. Man hat das Gefühl, dass in Gambach derzeit alles zusammen läuft", sagt Mühlrath. Hombach entgegnete, aktuell noch keinen Einspruch als Kommune erheben zu können. "Uns wird ein Zeitslot kommuniziert, den wir natürlich nicht versäumen. Da werden wir dann nochmal gesondert einen Beschluss im Gremium fassen und entscheiden, für welche Variante wir uns aussprechen", erklärt der Bürgermeister.
Sorgen bereitet vor allem einigen Gambachern neben den Eingriffen in Raumwiderstände wie Naturschutz- und Wasserschutzgebiete auch der Faktor Strahlung. Da es sich bei den Leitungen um Gleichstromtrassen mit einem statischen Magnetfeld und keine Wechselstromtrassen handelt, ist die von ihnen ausgehende Strahlung deutlich geringer, wie auch Eugen Köhler (CSU) wusste. "Deshalb gibt es bei Wechselstromleitungen auch festgelegte Abstände zu geschlossenen Wohngebieten oder Höfen und in unserem Fall nicht."
TransnetBW habe schon mehrmals gesagt, dass das Handy in der Hosentasche mehr strahle, als die geplante Leitung, wenn man darüber steht, zitiert Köhler den Netzbetreiber. Ob das wirklich so stimmt, könne er aber auch nicht sagen.