
Morgens um 9 Uhr am Tag der Laurenzi-Eröffnung herrscht geschäftiges Treiben auf dem Festplatz. Die letzten Lieferungen kommen an, die Kehrmaschine fegt über das Gelände und den Schaustellern ist die Vorfreude auf die bevorstehende Woche anzusehen. Bevor sich jedoch am Nachmittag das Riesenrad drehen darf und die Menschen im Tornado ihre Runden drehen können, steht noch ein wichtiger Termin an: die Sicherheitsbegehung für die "fliegenden Bauten".
Der Begriff bezieht sich nicht etwa auf Fahrgeschäfte in der Luft, sondern steht für Anlagen, die an verschiedenen Orten auf- und wieder abgebaut werden, also typischerweise Fahrgeschäfte auf Volksfesten wie der Laurenzi-Messe. Für Aufmerksamkeit hatte vergangene Woche das Kettenkarussell auf der Lohrer Spessartfestwoche gesorgt, das wegen eines fehlenden TÜV-Nachweises am Kindernachmittag geschlossen werden musste.
Fluchtwege müssen von überall sichtbar sein
"Dieser Termin ist an sich nichts Besonderes, sondern absoluter Standard", erklärt Michael Zimmer bei dem Rundgang in Marktheidenfeld. Der Polizeichef ist bei der Kontrolle mit dabei, genauso wie Nicole Miltenberger vom Ordnungsamt der Stadt und der Marktheidenfelder Feuerwehrkommandant Bernhard Nees. Im Mittelpunkt steht aber Klaus Weiglein von der Bauaufsicht des Landratsamtes Main-Spessart. Nur wenn er seinen Stempel in das Prüfbuch der Schausteller setzt, dürfen diese ihre Geschäfte betreiben.

Los geht's im Festzelt. Hier geht es vor allem darum, dass die Gänge breit genug sind, die Rettungswege ordentlich ausgeschildert und die Schilder auch von allen Punkten aus sichtbar sind. "Wenn jemand aus dem Festzelt herauskommt, muss er gleich sehen, wo der Fluchtweg verläuft", sagt Michael Zimmer. In den Küchenbereichen schaut Feuerwehr-Kommandant Nees, ob die Feuerlöscher griffbereit und noch nicht abgelaufen sind.
"Im Festzelt sind auch die Bedienungen für uns ein wichtiger Partner bei der Sicherheit", erklärt Zimmer. Sie wissen genau über die Sicherheitsvorkehrungen Bescheid. Zum Beispiel gilt, dass im Notfall alle Menschen in Richtung Mainwiesen geleitet werden soll, um die Anfahrt für die Rettungsfahrzeuge freizuhalten, die von Richtung Georg-Mayr-Straße kommen. Das Personal weiß auch genau, was zu tun ist, wenn sie die Frage "Wo ist Mia?" hören. Damit kann ein Gast auf sich aufmerksam machen, wenn er oder sie zum Beispiel belästigt wird, sich aber nicht traut, das offen anzusprechen. Die Bedienung kann dann an die Polizei oder das Sicherheitspersonal um Hilfe bitten.
Die technische Prüfung übernimmt der TÜV
Nach einem kurzen Gespräch mit dem Festwirt Papert heißt es am Freitagmorgen, dass am Ausgang des Festzeltes Richtung Mainwiesen noch ein gut sichtbares Rettungsweg-Schild angebracht werden soll. Ansonsten ist alles in Ordnung und Klaus Weiglein setzt seinen Stempel samt Unterschrift in das Prüfbuch des Festwirtes.

Der Trupp zieht weiter zum nächsten "fliegenden Bau". Am "Tornado" rüttelt Weiglein an den Geländern, wirft einen prüfenden Blick hinter die Gatter und schüttelt dem Betreiber die Hand. Nach einem genauen Blick ins Prüfbuch kommt er auch hier zu dem Schluss, dass alles in Ordnung ist und hinterlässt seinen Stempel.
Die eigentliche technische Prüfung der Fahrgeschäfte übernimmt der TÜV, bevor die Schausteller überhaupt auf dem Messegelände anrücken. Dabei wird zum Beispiel kontrolliert, ob sich irgendwo Rost gebildet hat, ob die Sicherheitsgurte und -bügel richtig schließen und ob alle Böden standfest sind. Große Fahrgeschäfte wie Achterbahnen müssen laut TÜV jährlich überprüft werden, bei kleineren Anlagen kann der Abstand auch größer sein.
Beim Betreiber der Büchsenwerf-Bude Karel Ropers herrscht kurz Aufregung. Ihm ist zwei Tage vor der Eröffnung eine Hydraulikpumpe ausgefallen und der Niederländer hätte beinahe gar nicht öffnen können. Nirgends sei ein Ersatzteil verfügbar gewesen und so musste er kurzerhand einen Fahrer nach Holland schicken, wo es noch eine passende Pumpe gab. "Die hat mir ein Fahrer extra 700 Meter Kilometer hierhergefahren", berichtet Ropers. Ein Handwerker ist am Freitagmorgen gerade noch dabei, das Ersatzteil einzubauen. Der Betreiber ist aber guter Dinge, dass er am Nachmittag wie geplant öffnen kann.

Polizeichef lobt den partnerschaftlichen Umgang in Marktheidenfeld
Baukontrolleur Weiglein ist inzwischen am Riesenrad angekommen. Auch Bernhard Nees von der Feuerwehr hört aufmerksam bei den Erklärungen des Betreibers zu. "Es ist immer gut, wenn auch die Feuerwehr weiß, wie man die Kabinen bei einem Ausfall zum Beispiel wieder herunterbekommt. Oft sind das ja ganz einfache Handgriffe", so Nees.
Das Zusammenspiel zwischen Schaustellern und Sicherheitspersonal funktioniert in Marktheidenfeld sehr gut, so die Erfahrung von Michael Zimmer. "Alle sind ja an der Sicherheit interessiert, das ist ein sehr partnerschaftlicher Umgang hier", sagt er. Wichtig findet Zimmer aber auch, dass das Fest nicht überreguliert werde. "Man muss immer schauen, was sinnvoll ist und vor allem auch nachvollziehbar für die Gäste".
Nach knapp zwei Stunden ist der Sicherheitsrundgang beendet. Das Ergebnis an diesem Vormittag: Keine Beanstandungen.