
Ursprünglich sollte die geplante Höchstspannungsleitung von Mecklar nach Bergrheinfeld – auch bekannt unter den Namen Fulda-Main-Leitung beziehungsweise P43 - entlang der Autobahn 7 verlaufen. Nachdem Netzbetreiber Tennet nun jedoch wegen eines Wasserschutzgebiets bei Bad Brückenau eine Alternativtrasse bevorzugt, ist auch die Stadt Karlstadt betroffen.
In seiner Sitzung am Dienstag beschloss der Stadtratsausschuss für Bauen, Umwelt, Land- und Forstwirtschaft einstimmig, die von der Verwaltung erstellte Stellungnahme bei der Genehmigungsbehörde Bundesnetzagentur einzureichen.
Unter 300 Meter von Wohnbereichen entfernt
Darin heißt es, dass die Verschwenkung des Karlstadt betreffenden Trassenkorridorsegments kategorisch abgelehnt werde, weil das "Schutzgut Mensch" dabei überhaupt nicht betrachtet werde. So rücke der mögliche Leitungsverlauf nun näher an aktuelle und künftige wohnbauliche Bereiche im Stadtteil Gambach heran, teilweise deutlich unter 300 Meter.
Zudem wird in der Stellungnahme darauf hingewiesen, dass Gambach bereits durch zwei bestehende Stromleitungen hoch belastet sei und die Trasse im weiteren Verlauf "den sehr hohen Raumwiderstand des Windparks im Norden des Stadtteils Heßlar" durchschneide. Dies stelle einen Eingriff in das Planungsrecht der Stadt Karlstadt dar und führe auch in diesem Bereich zu einer Ablehnung des geplanten Korridors. Abschließend heißt es in der Stellungnahme, es solle geprüft werden, ob die geplante Stromleitung in Gambach als Erdleitung verlegt werden kann.
Martha Bolkart-Mühlrath: "Gambacher fühlen sich übergangen"
In der vorausgegangenen Diskussion sagte Martha Bolkart-Mühlrath (SPD) mit Blick auf den geänderten Trassenverlauf, die Gambacher fühlten sich "völlig übergangen". Mit der Änderung habe keiner gerechnet, meinte dazu Bürgermeister Michael Hombach (CSU). Ihm zufolge ist die Alternativtrasse "länger und viele Millionen teurer" als die Ursprungstrasse entlang der A7. Es müsse geprüft werden, ob "drei Masten im Wasserschutzgebiet wirklich nicht sein können".
Ebenfalls einstimmig billigte der Ausschuss die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die geplante Erweiterung des bestehenden Solarparks Wiesenfeld und die damit einhergehende Änderung des Flächennutzungsplanes. In den Plan sind eingegangene Anregungen von elf Trägern öffentlicher Belange eingearbeitet worden. Der bestehende Solarpark Wiesenfeld hat eine Größe von 5,73 Hektar, die geplante Erweiterungsfläche umfasst 16,5 Hektar.
Festlegung von großem Stadtumbaugebiet
Damit Karlstadt über das Städtebauförderungsprogramm "Wachstum und nachhaltige Erneuerung – lebenswerte Quartiere gestalten" Fördergelder erhalten kann, ist laut Bürgermeister Hombach die räumliche Festlegung eines Stadtumbaugebietes nötig.
Der Ausschuss empfahl dem Stadtrat, ein solches Gebiet festzulegen. Umfassen soll es neben dem Hegewaldgelände das gesamte Mainufer, die Jahnanlage, den Stadteingang der Gemündener Straße sowie die Entwicklungsflächen nördlich und westlich des Bahnhofs, das Bahnhofsumfeld und Entwicklungsflächen östlich der Bahnlinie.
Zudem soll es die Ringstraße als Entwicklungsfläche westlich der Bahn beinhalten, den südlichen Stadtgraben sowie den südlichen Stadteingang "Würzburger Platz". Wie es hieß, sollen auch eine Umgestaltung des Stadtfriedhofs, eine Neuordnung der Verkehrsstrukturen sowie eine zentrale Parkmöglichkeit in der Südstadt ins Auge gefasst werden.