Bei der Leseprobe zu den Scherenburgfestspielen traf sich die Besetzung zum ersten Mal. Neun Schauspielerinnen und Schauspieler waren vor Ort, zwei per Videokonferenz zugeschaltet. "Die Leseprobe bildet den Auftakt in die Vorbereitungszeit der Theaterstücke", so Christoph Michl, einer der Geschäftsführer der Scherenburgfestspiele.
Durch das gemeinsame Lesen könne das Ensemble sich über wichtige Szenen austauschen. Der Regisseur bekomme ein Gespür dafür, wo am finalen Text zu feilen sei. Bei der Leseprobe sitzen alle am Tisch, oder vor der Kamera. Einzelne Szenen werden von der jeweiligen Person vorgelesen. Der Regisseur gibt Anweisungen. Manche Darstellerinnen und Darsteller zücken Stifte und Textmarker.
Die jüngsten Darsteller in Gemünden sind zehn und zwölf Jahre alt
Unter den Darstellenden: alte Hasen, die schon seit über 25 Jahren spielen, und junge Gesichter. Eine von ihnen ist Franziska Geßner. "Ich bin gespannt, was auf mich zukommt", meinte sie zu Beginn der Probe. Auch neu dabei sind die zehnjährige Helena und der zwölfjährige Kalle. "Beim Talent-Workshop im März stachen sie mit ihrer Präsenz und ihren Darbietungen aus den 40 Teilnehmern heraus", sagte Michl.
Die beiden werden sich die Rolle der Tochter beziehungsweise des Sohns von Gabriella im Stück "Wie im Himmel" teilen. In der Praxis heißt das: Während der Spielzeit werden sie abwechselnd auf der Bühne stehen. Michl erklärt den Grund für diesen alternierenden Einsatz: "Es hilft, die Kinder bei ihrem Hobby nicht zu überfordern." Schließlich werde das Stück hauptsächlich abends gespielt.
Hoffen auf Zuschauer in der neu gebauten Spielstätte
Regisseur Urs Schleiff hat etwas mit den drei "Neuen" gemeinsam. Auch er ist zum ersten Mal auf der Scherenburg dabei. "Ich fange genauso an wie ihr", meinte er, "wir gehen gemeinsam auf eine Reise." Sein Ziel ist, dass aus den Darstellenden - Profis wie Laien - eine Einheit wird.
"Es ist großartig, was ihr euch die letzten 30 Jahre hier aufgebaut habt", sagte er. Für Schleiff ist die neu gebaute Spielstätte ein Zeichen, dass die Scherenburgfestspiele eine Zukunft haben. Wichtig sei es nun, die Zuschauenden nach der Corona-Zeit wiederzugewinnen. "Das ist aktuell in allen Bereichen schwierig. Nicht nur hier", sagte Schleiff.
Das Stück der Scherenburgfestspiele passe in die heutige Zeit
Das Stück passe, so Schleiff, perfekt in die heutige von Corona und dem Ukraine-Krieg geprägte Zeit: Ein Mensch, der körperlich und seelisch zerbrochen ist, findet in einer Gemeinschaft wieder zu sich selbst. "Das Stück wird die Menschen berühren", ist er sich sicher.
"Die Leseprobe war ein wunderbarer Auftakt in die intensive Vorbereitungszeit", freute sich der Geschäftsführer. Als Nächstes werde die Musik einstudiert. Denn bei "Wie im Himmel" spielt diese eine wichtige Rolle. Ende Mai starten die schauspielerischen Proben auf der Burg. Szene für Szene wird das Stück dann unter Anleitung des Regisseurs erarbeitet.
Parallel laufen weitere Vorbereitungen. Das Bühnen- und Kostümbild wird komplettiert, die Requisiten zusammengestellt, erklärte Michl. Auch ein neues Klavier wird es geben. Was man denn damit mache, wenn es regnet, fragte eine der Schauspielerinnen. Das müsse man sehen, so Schleiff. Bei Regen sei auch die Rutschfestigkeit der neuen Bodenplatten auf der Bühne unklar. "Wir müssen uns langsam rantasten. Es ist alles neu und eben Freiluft."