
Seinen ersten Automaten stellte der 19-Jährige vor wenigen Wochen in Veitshöchheim auf, mittlerweile ist aus dem Projekt ein Vollzeit-Job für Oliver Fieder geworden. So folgte kürzlich auch ein Automat für Karlstadt, gefüllt mit ungeöffneten Retouren-Paketen. Wer hier etwas kaufen will, muss sich überraschen lassen.
Retouren oder nicht zugestellte Pakete wieder aufzubereiten, lohnt sich für Händler meist nicht. Über einen Großhändler bezieht Fieder genau diese Pakete und verkauft sie in seinen Automaten weiter, ohne den genauen Inhalt zu kennen. Der Großhändler prüfe allerdings, dass sich darin keine verbotenen Gegenstände oder etwa Waffen befinden würden.
Am Automaten in Veitshöchheim brumme das Geschäft, an den ersten beiden Wochenenden habe Fieder von morgens 8 bis abends 18 Uhr immer wieder aufgefüllt. "Ich arbeite sieben Tage die Woche momentan", sagt der Jungunternehmer. Damit komme er auf geschätzt 80 Stunden. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Würzburg muss so auch mal ein wenig zurückstecken; er lernt die betrieblichen Abläufe derzeit eher "Hands-on", also durch das eigene Anpacken.
"Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft", sagt Fieder. Auf die Idee kam er durch ein Video über einen solchen Automaten im Allgäu. Die Erweiterung des Geschäfts habe sich eher zufällig ergeben: Beim Auffüllen in Veitshöchheim hätten ihn die Besitzerinnen eines Biergartens bei Bamberg gesehen und gefragt, ob er bei ihnen einen solchen Automaten aufstellen wolle. Gesagt, getan. Und für die Aufstellung in Karlstadt habe ihn der Besitzer des Automatenladens in der Langgasse angesprochen.
Bald eröffnet er deutschlandweit Standorte
Spätestens damit wird deutlich: Fieder zögert nicht lange, wenn ihm ein Geschäft angeboten wird. "Ich bekomme fast täglich Anrufe, ob ich anderswo Automaten aufstellen will", sagt er. Allein im Laufe des Monats Juli sollen Standorte in Hamburg, Stuttgart und München folgen. Dort arbeitet er mit einem Franchise-Nehmer zusammen, will aber alles von seinem Lager in Unterfranken aus beliefern.
Im Lager schwärzt er die Adressen und sortiert die Pakete, die palettenweise ankommen. Wonach, wenn er selbst den Inhalt gar nicht kennt? Nach Größe, erklärt Fieder. Die größeren Päckchen kosten 9 Euro, die kleineren 6 Euro. In welchem Paket der wertvollere Inhalt steckt, lässt sich nicht sagen – doch "von der Psychologie her" würden bei gleichem Preis immer die kleinen Päckchen übrig bleiben, erklärt Fieder.
Hauptsächlich stemme er die Arbeit alleine, mit Aushilfen ab und an. Vor etwa einem Monat gründete er eine GmbH. Was seine Kundinnen und Kunden am Kauf wohl reizt? "Das ist die neue Wundertüte, sagen meine Eltern", erzählt Fieder. Er habe auch schon Stammkunden, die er immer wieder beim Auffüllen der Automaten treffe.
Nur positive Rückmeldungen kann er nicht vorweisen: "Es gibt viele, die haben das nicht so sportlich genommen, wenn nichts Gutes drin war", sagt er. Doch die meisten würden es mit Humor nehmen. "Es geht ja um den Spaß. Dass man für 9 Euro nicht jedes Mal ein iPhone erwarten kann, sollte den Leuten klar sein", so Fieder.
Amerikanische Süßigkeiten sind besonders beliebt
Den Automatenladen in Karlstadt, in dem nun auch der Secret-Pack-Automat steht, hat Patrick Hartl vor rund einem Jahr eröffnet. "Es läuft gut", sagt der Burgsinner. Er verkauft hauptsächlich Snacks und Spielzeug. Seit Januar stehe zudem ein Automat in Bad Kissingen. In der Karlstadter Siedlung und in Kitzingen seien weitere geplant.
Überrascht hat Hartl, dass die amerikanischen Süßigkeiten schnell weggehen. "Das hat mich gewundert. Das Zeug ist doppelt und dreifach so teuer", sagt er im Vergleich zu den herkömmlichen Marken, die nebendran im Automaten liegen. Am Anfang hätte er sich daher beinahe geweigert, diese Produkte im Sortiment zu halten – aber da sie nachgefragt werden, bleiben sie nun doch.
Angedacht war vergangenes Jahr noch, regionale Direktvermarkter ins Boot zu holen. Doch das sei schwer umzusetzen gewesen. Und wenn nicht sicher sei, ob ein Produkt laufe, sei der Aufwand aufgrund der Gegebenheiten zu hoch. Die Automaten müssen durch ein Fenster in den Laden gewuchtet werden, von den Räumlichkeiten her gibt es keine andere Möglichkeit.