Zahlreiche Menschen in Lohr, Marktheidenfeld und dem Sinngrund wurden am Dienstagvormittag einmal mehr Zeuge eines passierenden Kampfflugzeugs. "Laut" und "tief" schoss es von Norden nach Süden in einer geraden Linie über den Landkreis Main-Spessart.
Kein ganz seltenes Ereignis, dessen Hintergründe diese Redaktion normalerweise mit einem Anruf beim Luftfahrtamt der Bundeswehr klärt. Normalerweise. In diesem Fall ließ die Antwort auf die schriftliche Anfrage zunächst einige Zeit auf sich warten – und bestand dann hinsichtlich des von vielen Augen und Ohren bezeugten Tiefflugs aus einer Fehlanzeige: "Kampfflugzeuge konnten zur angegebenen Zeit nicht festgestellt werden."
Ein Widerspruch, der auch nach wiederholten Auswertungen der Radardaten vonseiten des Luftfahrtamtes nicht aufgelöst werden konnte. Auch eine Recherche auf Flightradar24.com, einem öffentlich zugängigen Onlinedienst zur Echtzeit-Positionsdarstellung von Flugzeugen, ergab für das unbekannte Flugzeug keine Treffer. Nicht verwunderlich, da Militärmaschinen dort häufig nicht angezeigt werden.
Hinweis eines Lesers führt zur Identifizierung des Kampfflugzeugs
In Reaktion auf die Berichterstattung meldete sich nun jedoch ein Leser, der nach eigenen Angaben hobbymäßig vom Planespotting zum Beobachten von Flugbewegungen kam. Er verwies auf die Website Radarbox.com und die dort einsehbare Route eines Kampfflugzeugs, die mit den Beobachtungen in Main-Spessart übereinstimmen könnte.
Doch nicht nur das: Durch das spezifische Rufzeichen, das das Flugzeug aussendete, ließ es sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als Tornado-Jagdbomber des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 identifizieren. Ein Treffer, den ein Mitarbeiter der Pressestelle des Luftwaffengeschwaders auf Anfrage der Redaktion bestätigt.
Unbekanntes Flugzeug war ein Tornado auf einem Überführungsflug
Der Oberstabsfeldwebel erklärt, dass es sich dabei in erster Linie um einen Überführungsflug vom Fliegerhorst Nörvenich in Nordrhein-Westfahlen zum Fliegerhorst Ingolstadt/Manching gehandelt habe, wo das Flugzeug routinemäßig überprüft werde. Aufgrund einer bevorstehenden Tiefstflugübung in Alaska, für die die Pilotinnen und Piloten eine bestimmte Anzahl an Tiefflugstunden einbringen müssen, habe man den Flug auch dafür genutzt.
Über Lohr und Marktheidenfeld sei der Tornado deshalb in einer Höhe von etwa 198 Metern unterwegs gewesen. Tiefflüge sind in Deutschland für Kampfflugzeuge bis zu einer Minimalhöhe von 150 Metern mit vorheriger Anmeldung erlaubt – davon ausgenommen sind Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Hier gilt eine Sicherheitsmindesthöhe von 600 Metern. Tiefstflugübungen, bei denen die Pilotinnen und Piloten in Alaska bis zu 30 Metern über dem Boden unterwegs sein werden, sind in Deutschland verboten.
Luftfahrtamt der Bundeswehr bestätigt: Tiefflug über Main-Spessart war genehmigt
Warum der Tornado-Flug vom Dienstag über Main-Spessart nicht auf dem Radar des Luftfahrtamtes auftauchte, kann sich der Soldat nicht erklären: "Das wundert mich, weil alle unsere Flüge sind natürlich auch angemeldet – auch in diesem Fall." Das bestätigte am Freitag ein Sprecher des Luftfahrtamtes. Eine erneute Überprüfung der Radardaten bestätigte darüber hinaus auch den Tiefflug über Lohr. Aufgrund der topografischen Verhältnisse und der geringen Flughöhe habe der Radar das Kampfflugzeug nicht durchgängig erfassen können.
Der Flug in Richtung Unterfranken ist laut dem Mitarbeiter der Pressestelle des Luftwaffengeschwaders untypisch gewesen. Jedoch könne es durch den verstärkten Trainingsbedarf aufgrund der bevorstehenden Übung in Alaska bis Anfang Juni zu vermehrtem Auftreten von Tiefflügen kommen.
Dass die unüberhörbaren Tiefflugübungen die Menschen interessieren, kann er verstehen: "Jeder sieht gerade die Krisen überall und dann kommt die Bundeswehr und macht noch Tiefflüge, das kann für manche durchaus erschreckend sein – deshalb geben wir ja gerne Auskunft." Der militärische Flugverkehr über Deutschland sei jedoch streng reguliert, beruhigt der Soldat: "Wir kriegen keine Maschine in die Luft, die nicht angemeldet ist." Würde ein Flieger bei einer Übung zu tief gehen, gäbe es sofort Alarm und die Verantwortlichen würden sanktioniert.
Jedes Mal das gleiche, sobald die Bundeswehr irgendwo rumfliegt. Geraten manche Menschen in Panik, und fragen dann sogar teilweise direkt bei Polizei und Presse nach.
Die Bundeswehr muss auch mal üben. Das normalste auf der Welt.
In den 80er war die Bundeswehr ständig für Übungen im Spessart unterwegs, da war das ganz normal.
Einfach unfassbar was Leute vor Neugier alles wissen wollen.