zurück
Main-Spessart
Rätsel um unbekanntes Kampfflugzeug gelöst: Jagdbomber der Luftwaffe trainierte für den Tiefflug in Alaska
Auf dem Radar des Luftfahrtamts der Bundeswehr war der Tornado bei seinem Tiefflug über Main-Spessart zunächst nicht sichtbar. Ein Leser gab den entscheidenden Hinweis.
Ein solcher Tornado des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 übte am Dienstagvormittag den Tiefflug über Main-Spessart. Das Luftfahrtamt der Bundeswehr konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Foto: Werner Rach/Bundeswehr (Symbolfoto) | Ein solcher Tornado des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 übte am Dienstagvormittag den Tiefflug über Main-Spessart. Das Luftfahrtamt der Bundeswehr konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:54 Uhr

Zahlreiche Menschen in Lohr, Marktheidenfeld und dem Sinngrund wurden am Dienstagvormittag einmal mehr Zeuge eines passierenden Kampfflugzeugs. "Laut" und "tief" schoss es von Norden nach Süden in einer geraden Linie über den Landkreis Main-Spessart.

Kein ganz seltenes Ereignis, dessen Hintergründe diese Redaktion normalerweise mit einem Anruf beim Luftfahrtamt der Bundeswehr klärt. Normalerweise. In diesem Fall ließ die Antwort auf die schriftliche Anfrage zunächst einige Zeit auf sich warten – und bestand dann hinsichtlich des von vielen Augen und Ohren bezeugten Tiefflugs aus einer Fehlanzeige: "Kampfflugzeuge konnten zur angegebenen Zeit nicht festgestellt werden."

Ein Widerspruch, der auch nach wiederholten Auswertungen der Radardaten vonseiten des Luftfahrtamtes nicht aufgelöst werden konnte. Auch eine Recherche auf Flightradar24.com, einem öffentlich zugängigen Onlinedienst zur Echtzeit-Positionsdarstellung von Flugzeugen, ergab für das unbekannte Flugzeug keine Treffer. Nicht verwunderlich, da Militärmaschinen dort häufig nicht angezeigt werden.

Hinweis eines Lesers führt zur Identifizierung des Kampfflugzeugs

In Reaktion auf die Berichterstattung meldete sich nun jedoch ein Leser, der nach eigenen Angaben hobbymäßig vom Planespotting zum Beobachten von Flugbewegungen kam. Er verwies auf die Website Radarbox.com und die dort einsehbare Route eines Kampfflugzeugs, die mit den Beobachtungen in Main-Spessart übereinstimmen könnte.

Der entscheidenden Hinweis: Die Route des Flugzeugs mit dem Rufzeichen "APEX" kreuzt Main-Spessart zwar scheinbar nicht direkt, dies ist jedoch dem Tiefflug geschuldet.
Foto: Simon Hörnig (Screenshot) | Der entscheidenden Hinweis: Die Route des Flugzeugs mit dem Rufzeichen "APEX" kreuzt Main-Spessart zwar scheinbar nicht direkt, dies ist jedoch dem Tiefflug geschuldet.

Doch nicht nur das: Durch das spezifische Rufzeichen, das das Flugzeug aussendete, ließ es sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als Tornado-Jagdbomber des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 identifizieren. Ein Treffer, den ein Mitarbeiter der Pressestelle des Luftwaffengeschwaders auf Anfrage der Redaktion bestätigt.

Unbekanntes Flugzeug war ein Tornado auf einem Überführungsflug

Der Oberstabsfeldwebel erklärt, dass es sich dabei in erster Linie um einen Überführungsflug vom Fliegerhorst Nörvenich in Nordrhein-Westfahlen zum Fliegerhorst Ingolstadt/Manching gehandelt habe, wo das Flugzeug routinemäßig überprüft werde. Aufgrund einer bevorstehenden Tiefstflugübung in Alaska, für die die Pilotinnen und Piloten eine bestimmte Anzahl an Tiefflugstunden einbringen müssen, habe man den Flug auch dafür genutzt.

"Wir kriegen keine Maschine in die Luft, die nicht angemeldet ist."
Mitarbeiter der Pressestelle des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33

Über Lohr und Marktheidenfeld sei der Tornado deshalb in einer Höhe von etwa 198 Metern unterwegs gewesen. Tiefflüge sind in Deutschland für Kampfflugzeuge bis zu einer Minimalhöhe von 150 Metern mit vorheriger Anmeldung erlaubt – davon ausgenommen sind Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Hier gilt eine Sicherheitsmindesthöhe von 600 Metern. Tiefstflugübungen, bei denen die Pilotinnen und Piloten in Alaska bis zu 30 Metern über dem Boden unterwegs sein werden, sind in Deutschland verboten.

Luftfahrtamt der Bundeswehr bestätigt: Tiefflug über Main-Spessart war genehmigt

Warum der Tornado-Flug vom Dienstag über Main-Spessart nicht auf dem Radar des Luftfahrtamtes auftauchte, kann sich der Soldat nicht erklären: "Das wundert mich, weil alle unsere Flüge sind natürlich auch angemeldet – auch in diesem Fall." Das bestätigte am Freitag ein Sprecher des Luftfahrtamtes. Eine erneute Überprüfung der Radardaten bestätigte darüber hinaus auch den Tiefflug über Lohr.  Aufgrund der topografischen Verhältnisse und der geringen Flughöhe habe der Radar das Kampfflugzeug nicht durchgängig erfassen können.

Der Flug in Richtung Unterfranken ist laut dem Mitarbeiter der Pressestelle des Luftwaffengeschwaders untypisch gewesen. Jedoch könne es durch den verstärkten Trainingsbedarf aufgrund der bevorstehenden Übung in Alaska bis Anfang Juni zu vermehrtem Auftreten von Tiefflügen kommen.

Dass die unüberhörbaren Tiefflugübungen die Menschen interessieren, kann er verstehen: "Jeder sieht gerade die Krisen überall und dann kommt die Bundeswehr und macht noch Tiefflüge, das kann für manche durchaus erschreckend sein – deshalb geben wir ja gerne Auskunft." Der militärische Flugverkehr über Deutschland sei jedoch streng reguliert, beruhigt der Soldat: "Wir kriegen keine Maschine in die Luft, die nicht angemeldet ist." Würde ein Flieger bei einer Übung zu tief gehen, gäbe es sofort Alarm und die Verantwortlichen würden sanktioniert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Marktheidenfeld
Lohr
Burgsinn
Rieneck
Simon Hörnig
Bundeswehr
Jagdbomber
Kampfflugzeuge
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Florian Stenger
    Mittlerweile will die Menschheit immer gleich alles wissen, wenn mal was nicht so ist wie sonst.

    Jedes Mal das gleiche, sobald die Bundeswehr irgendwo rumfliegt. Geraten manche Menschen in Panik, und fragen dann sogar teilweise direkt bei Polizei und Presse nach.

    Die Bundeswehr muss auch mal üben. Das normalste auf der Welt.

    In den 80er war die Bundeswehr ständig für Übungen im Spessart unterwegs, da war das ganz normal.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Harry Amend
    Genauso ist es, diese gier nach Neugierigkeit ist kaum mehr nachvollziehbar und die Medien machen fleißig mit, wobei es bei den Medien wohl nur um Clicks geht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Bartosch
    In etwa habe ich dies bereits bei vorherigen Artikeln geschrieben. Was geht es jeden einzelnen an, wie wann wo die Bundeswehr oder die Nato Flugübungen macht. Das normalste der Welt. Und in Kriesenzeiten sowieso. Putin oder Chi braucht hier eigentlich gar keine Spione, wir machen ja alles publik in Fernsehen, Radio und in der MP.
    Einfach unfassbar was Leute vor Neugier alles wissen wollen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    "Wir kriegen keine Maschine in die Luft, die nicht angemeldet ist" - - - > dann ist die Maschine also unterwegs "verloren" gegangen....Mann kann also von NRW nach Ingolstadt fliegen, mit einen Jet - ohne dass dass unser Militär und unsere Luftüberwachung merkt.....na dann aber Danke! - ----> ehrlich - entweder zum Schämen oder oder Angst bekommen....entweder werden wir angelogen oder bei uns funktioniert wirklich nix in Sachen Militär. Gott sei Dank kämpfen die in der Ukraine....bei würden die reinfliegen und wir würden es nicht einmal merken....Da dann doch lieber angelogen werden....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Marco Kohlhepp
    Danke für die Berichterstattung. Manchen interessiert es tatsächlich und ich lese das gerne.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Robert Muthig
    Gott sei Dank ist der Fall jetzt aufgeklärt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Endlich geklärt!!! Sicherheit in MSP hergestellt!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    also Sicherheit - jedenfalls nicht durch das Luftfahrbundesamt...wenn da angemeldete Jets unbemerkt von NRW nach Ingolstadt fliegen können. Wenn konkrete Presseanfragen unbeantwortet, ohne Antwort oder mit falscher Antwort bleiben? Keine Rückfrage beim Militär? Sicherheit? Jedenfalls nicht durch das Luftfahrbundesamt. War der Flieger auf dem Radar der Bundeswehr? - Wenn nicht, dann kann einem Angst und Bange werden. Aber Gott sei Dank gibts ja Bürger mit dem Hobby fliegen...die klären dann alles auf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Friedrich Marshaus
    Scheinbar gibt es nichts wichtigeres .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Wenger
    Sie hätten sich doch leicht für die Lektüre des Wetterberichts entscheiden können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten