Sollen das Gymnasium und die Realschule in Marktheidenfeld wirklich abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden? Könnte man die Gebäude nicht auch sanieren und durch Anbauten erweitern? Das wurde überraschend im Bauausschuss des Kreistages diskutiert, als es eigentlich nur um die Auslobung des Planerwettbewerbs für die Schulen ging. Die Sporthalle blieb dabei außen vor, hier ist der Landkreis schon weiter und geht das Vergabeverfahren für die Objektplanung an.
Sowohl den Ersatzbau der Halle an anderer Stelle als auch der beiden Schulgebäude auf dem bestehenden Areal hatte der Kreistag am 20. April 2020 beschlossen. Bisher stehen aber nur die Standorte und nötigen Größen (Raumprogramm) fest. Wie die Schulgebäude konkret aussehen könnten, soll aus einem Planungswettbewerb für den Schulcampus Marktheidenfeld hervorgehen. Dazu erläuterte Roland Wolf als Leiter des Hochbauamts Main-Spessart, dass man auf Entwürfe von 20 Architektur- und Planungsbüros hofft. Der Wettbewerb soll in der 25 Kalenderwoche (ab 20. Juni) bekannt gemacht werden. 30 Tage lang können sich dann Planer bewerben, ehe bis zu 20 davon für den Wettbewerb ausgewählt werden, der sich über zehn Wochen im dritten und vierten Quartal erstrecken wird.
Vertragsabschluss Anfang 2023 vorgesehen
Aus den vorgelegten Entwürfen wird dann ein Preisgericht einen Sieger ermitteln. Besetzt wird es mit drei Fachpreisrichtern oder -richterinnen – zwei Architekten aus dem Bereich Hochbau und einem für Freianlagen und Städtebau sowie zwei Sachpreisrichtern, das werden die Landrätin Sabine Sitter und der Bauamtsleiter Wolf sein. Um Patt-Situationen zu vermeiden, wird das Fachpreisrichter-Gremium stets mit einer Stimme mehr besetzt als das Sachpreisrichtergremium. Letzteres hat noch stellvertretende Preisrichter mit Beratungsfunktion (ohne Stimmrecht). Hier sind aus dem Landratsamt die Bereichsleiter Markus Krämer (Bauverwaltung) und Sebastian Gehret (Schulverwaltung) vorgesehen, außerdem die Schuleiter Matthias Schmitt (Realschule) und Hartmut Beck (Gymnasium), Bürgermeister Thomas Stamm und Mitglieder der Kreistagsfraktionen vorgesehen.
Das Preisgericht soll im vierten Quartal die drei besten Entwürfe küren, die Ersteller haben dann 30 Tage zur Angebotserstellung und Überarbeitung, Vertragsverhandlungen und -abschluss sind für das erste Quartal 2023 geplant.
Sanierung doch günstiger, weil Baukosten gestiegen sind?
Recht überraschend fragte Kreisrat Dirk Rieb (CSU) im Bauausschuss, ob im Wettbewerb auch Vorschläge für Anbauten und Sanierungen möglich wären. Darauf antwortete Roland Wolf zunächst, dass es der Beschlusslage des Kreistages widerspreche. Christian Menig (UGM) mahnte, dass die Zeit dränge.
Als Gast durfte mit Zustimmung des Ausschusses auch Kreisrat Thorsten Schwab reden. Er erinnerte daran, dass das derzeitige Konzept über acht Jahre entwickelt wurde und sich die Regierung von Unterfranken entschied, weil eine Sanierung mehr als 85 Prozent der Neubauten kosten würde. Weil das möglicherweise in der aktuellen Lage anderes wäre, spräche doch nichts dagegen, im Wettbewerb auch "alternative Ideen" zulassen. Kreisrat Walter Heußlein wusste als Schreinermeister, dass bei Ausschreibungen immer auch Nebenangebote möglich sind.
Dem widersprach allerdings Sebastian Gehret (Schulverwaltung). Das geforderte Raumprogramm wäre nur mit "Extrem-Neubau-Anbauten" umzusetzen. Roland Wolf argumentierte, der Planungswettbewerb müsse klar definiert sein. Auch warnte er vor der Idee, mit einer Sanierung könnten die inzwischen erfolgten Ausgaben für Zwischensanierungen, etwa EDV-Infrastruktur und Toiletten, praktisch "gerettet" werden: "Das würde auf einen Rohbau zurückgebaut und dann neu aufgebaut".
Turnhalleaus vorproduzierten Elementen im Gespräch
Einen Beschluss gab es zu dem kurzfristig auf die Tagesordnung genommenen Thema nicht, ebenso wie bei der Objektplanung für die Dreifach-Sporthalle handelte es sich um eine Information. Hier machten fünf Bewerber fristgerecht Angebote. Für den 31. Mai sind die Verhandlungsgespräche terminiert, die Vergabe soll am 8. Juli im Kreistag erfolgen.
Hierzu brachte Roland Wolf ins Gespräch, ob man nicht über "Typenreihen" mit Serienfertigung nachdenken solle, wie es etwa Berlin definiert habe. Gerade bei Sporthallen böte sich das an, weil ihre Größe und das nötige Raumprogramm (als Technikräume, Umkleiden, Duschen) ohnehin standardisiert sind. So könnte günstiger und schneller gebaut werden: Die Bodenplatte wird betoniert, darauf werden bis zu zwei Geschosse aus vorproduzierten Betonteilen und die Dachkonstruktion aus Leimbindern aufgesetzt.