Zwei neue Schulen und eine neue Halle sieht das für den Schulstandort Marktheidenfeld vom Kreisausschuss einstimmig beschlossene Konzept vor. Damit entschied sich das Gremium, das in Corona-Zeiten stellvertretend für den Kreistag tagt, für die mit über 70 Millionen Euro geschätzter Kosten teuerste von drei neuen Varianten.
Überraschend war die Entscheidung nicht, hatten doch schon der Bau- und der Schulausschuss in einer gemeinsamen Sitzung im November 2019 diese Variante favorisiert. Am 16. Januar fasste auch der Marktheidenfelder Stadtrat einstimmig einen entsprechenden Beschluss. Und auch die Leiter der Realschule und des Gymnasiums sprachen sich für diese Variante aus.
Geplant ist Neubau einer Sporthalle mit Mehrzwecknutzung und Tribüne auf dem derzeitigen Sportgelände bis 2024. Die Realschule wird dort neu gebaut, wo derzeit noch die Main-Spessart-Halle steht und soll 2026 bezugsfertig sein. Das neue Gymnasium soll 2028 fertig sein, für seinen Bau wird die derzeitige Realschule abgebrochen. Beide Schulen erhalten einen gemeinsamen Pausenhof, die vorhandene gemeinsame Mensa wird erhalten.
Main-Spessart-Halle war nicht wirtschaftlich sanierbar
Das alte Konzept aus dem April 2017 sah vor, eine neue Realschule zu bauen und im Anschluss das alte Realschulgebäude als neues Gymnasium zu sanieren. Aufgrund des von der Regierung von Unterfranken erweiterten Raumprogramms für das Gymnasium war es aber seit Dezember 2018 nicht mehr umsetzbar. Im September 2019 kam die Regierung nach Prüfung zu dem Ergebnis, dass auch zwei Neubauten für die Schulen förderfähig sind.
In der aktuellen Sitzung gab Sebastian Gehret, der Leiter des Sachgebiets Schulen, Sport und Kultur, zudem bekannt, dass die Main-Spessart-Halle nicht wirtschaftlich sanierbar ist. Die Kosten betrügen 102 Prozent eines Neubaus, als Fördergrenze gelten 80 Prozent eines Neubaus. Sie wäre bei der mit 66,6 Millionen "günstigsten" neuen Variante eins erhalten worden. Diese sah ein neues Gymnasium auf dem Sportgelände und die Sanierung des Gymnasiums für die Nutzung als Realschule vor. Bei der zweiten neuen Variante wären beide Schulen als großer Gebäudekomplex auf dem Sportgelände und die Sporthalle im Bereich der jetzigen Realschule gebaut worden, was 68,4 Millionen Euro gekostet hätte.
Die Kosten der beschlossenen Variante gliedern sich in 31 Millionen Euro für Abbruch und Neubau des Gymnasiums, bei der Realschule sind es 26,4 Millionen Euro. Die Sporthalle mit Mehrzwecknutzung schlägt mit 8,4 Millionen Euro inklusive Abriss Main-Spessart-Halle zu Buche, neue Freisportflächen kosten 900 000 Euro, die neuen Außenanlagen samt Pausenhof 3,7 Millionen Euro. Von den insgesamt 70,3 sind 62 Millionen Euro förderfähig, was 31,3 Millionen Euro Zuschüsse erwarten lässt, der Landkreis muss also 39 Millionen Euro aufbringen.
Schulden steigen auf 150 Millionen Euro
"Es ist die beste Variante", stellte Marktheidenfelds Bürgermeisterin und Kreisrätin Helga Schmidt-Neder in der Diskussion fest. Der Stadt sei es wichtig, das nach zehn Jahren noch in dieser Wahlperiode ein Beschluss gefasst wird, mit dem die Verwaltung arbeiten kann. Auch die kulturelle Nutzbarkeit der Halle sei der Stadt ein Anliegen, weshalb sie die nicht förderfähigen Kosten für eine Bühne übernehmen wird.
"Insgesamt ist das die einzig wahre Variante", fand Franz Wolf (SPD). Moderate Mehrkosten ermöglichten neue Gebäude ohne Altlastenrisiko. Er rief beide Schulen zur Kooperation auf.
"Wir tragen die Variante drei mit", sagte Walter Höfling (CSU). Allerdings müsse der Kreis seine Finanzen im Auge behalten, die Verschuldung werde von derzeit 68 Millionen Euro durch den Klinikneubau und die Marktheidenfelder Schulen auf rund 150 Millionen Euro steigen. Sollten die Darlehenszinsen über die Laufzeit steigen, würde das wohl problematisch.
Dazu merkte Landrat Thomas Schiebel an, die Verwaltung sei nicht in der Lage, die Finanzkraft weiter als drei Jahre in die Zukunft hinein zu bewerten. Rein theoretisch könnte der Landkreis alles über eine höhere Kreisumlage finanzieren.
Gerhard Kraft (Grüne) verwies auf Vorteile der beschlossenen Variante bei der Busanbindung. Insgesamt müsse man das Projekt mit Augenmaß angehen, eine Fertigstellung bis 2028 nannte er sportlich.