Wie ein Lauffeuer hat sich am Montagabend und Dienstag die Nachricht im Sinngrund ausgebreitet, dass die Sozialstation in Aura in vier Wochen ihren ambulanten Pflegedienst einstellt. Ab 28. Februar bietet sie nur noch hauswirtschaftliche Dienstleistungen an. Die meisten der etwa 65 Patienten und Patientinnen haben das Kündigungsschreiben am Dienstag per Post bekommen.
Darin heißt es, dass der Hintergrund der Kündigung "immense Kostensteigerungen bei den Sachleistungen" und die seit September 2022 geltende Tarifpflicht für Pflegepersonal seien. Zu einer kurzfristigen Stellungnahme waren die Geschäftsführer der Sozialstation nicht bereit, das Thema sei zu komplex, gerne später, teilt Oliver Wind mit.
Wolfgang Hirschmann aus Burgsinn ist schockiert: "Das ist mehr als dramatisch für uns." Seine Frau hat am Dienstag ihren 88. Geburtstag gefeiert, schon am Montagabend habe er vom Pfleger die Kündigung in die Hand gedrückt bekommen. Seit drei Jahren ist seine Frau bettlägerig, sie ist auf professionelle Hilfe angewiesen. Dreimal am Tag kam bisher das Auto der Sozialstation. "Ich weiß nicht, wie das weitergeht", sagt Hirschmann. Dass die Sozialstation jetzt nur noch Putzdienste anbietet, helfe ihm nicht weiter.
Auras Bürgermeister: Ende des ambulanten Pflegedienstes ist Katastrophe für den Sinngrund
"Das ist ein Kracher. Das ist ganz mies für uns", sagt Auras Bürgermeister Wolfgang Blum. "Wir sind erst einmal alle platt." Das habe er überhaupt nicht kommen sehen, am Montagabend habe er davon erfahren. Auf ihn sei zuvor niemand zugekommen, sonst hätte man ja mal darüber reden können. Er denke an die alten Menschen, die zu Hause liegen und zu denen jetzt keiner mehr kommt, weil die anderen ambulanten Pflegedienste auch schon voll sind. Die Sozialstation Aura habe ja zuletzt auch keine neuen Patienten mehr angenommen. Blum glaubt, dass das Problem die Bezahlung für Pflegeleistungen ist, die offenbar einfach zu niedrig sei.
Die Sozialstation Aura wurde 1997 von zwei jungen Männern gegründet, von Krankenpfleger Volker Heinz Losert und Altenpfleger Oliver Wind, der auch das "Gesundheitszentrum Main-Spessart" in Gemünden leitet. Der Bedarf war vor 25 Jahren offensichtlich schon da: Schnell hatten sie Patientinnen und Patienten im Sinngrund und auch in Gemünden, wie sie im November 1997 dieser Redaktion sagten.
Ambulante Pflegedienste aus Langenprozelten und Gemünden können nicht alle Patienten übernehmen
Woher sollen die betroffenen Patientinnen und Patienten nun Hilfe bekommen? Der Pflegedienst Bergmann/Ritschel in Langenprozelten kann sie jedenfalls nicht übernehmen oder zumindest nur wenige. "Das Telefon steht nicht still", berichtet Christof Bergmann am Dienstag. "Wir sind vom Personellen her noch in der Lage, unseren Dienst zu bewältigen. Aber was jetzt auf uns zurollt, werden wir nicht abdecken können."
Er müsse nun ganz individuell entscheiden, wen er noch aufnehmen kann – je nachdem, wie weit die Anfahrt ist und wie hoch der Pflegeaufwand. "Da muss ich im Team besprechen, wer noch schieben kann", so Bergmann – und das, obwohl die Touren seiner Mitarbeitenden schon sehr voll sind, wie diese Redaktion erst kürzlich berichtete. "Mir tun die Leute im Sinngrund leid", sagt der Pflegedienstleiter.
Sozialstation Gemünden: Gründe für die Schließung in Aura sind absolut schlüssig
Die Sozialstation der Caritas in Gemünden berichtet ebenfalls von vielen Anfragen und will versuchen, neue Patientinnen und Patienten in ihre Touren aufzunehmen. Dies sei allerdings schwierig. Die Gründe für die Schließung in Aura seien für ihn absolut schlüssig, sagt der Geschäftsleiter der Sozialstation, Alexander Martin. "Die Gründe betreffen alle ambulanten Pflegedienste. Die desolaten Zustände werden noch zunehmen. Das ist eine kleine Spitze des Eisberges."
Es sei kaum noch möglich, wirtschaftlich zu arbeiten. Zu groß sei die Lücke zwischen Personalkosten und Abrechnungsbeträgen. "Ohne viele, viele Angehörige, die das System mittragen, würde das alles nicht gehen", sagt Martin. "Ich will nicht sagen wer Schuld hat, aber ich brauche Lösungen." Er will so lange wie möglich weiterkämpfen.
Welche Themen sind besonders wichtig und wo gibt es Handlungsbedarf..
Die Frage nach dem Handlungsbedarf wäre ja damit geklärt..Ersatz für die Sozialstation steht ja wohl jetzt an erster Stelle der Sinngrundallianz..und das betrifft nicht nur Aura und Herrn Blum!
Nichtstestotrotz hat die Sache für mich ein "Beigeschmägle"..ist Herr Wind nicht der Leiter des Gesundheitszentrum Gemünden ( Josefshaus ) ..die Mitarbeiter werden da sicherlich nicht arbeitslos..man schaue nur auf die Webseite des Gesundheitszentrums..
Man wird das Gefühl nicht los der " Rahm" ist abgeschöpft und jetzt lässt man die Senioren und ihre Angehörigen im Regen stehen..Ich hoffe für alle es findet sich zeitnah ein Lösung und schnelle Versorgung..Tagespflege ist da wahrscheinlich die geringste Hilfe..nutzt nichts wen ich Hilfe beim anziehen/ ausziehen / waschen usw.benötige..
Erste Priorität an die Sinngrundallianz..schnell Ersatz suchen..
Sicher ist irgendwann auch mal eine Bestandsanalyse und ein daraus resultierender Bedarf für alle Bereiche der Bevölkerung gemacht worden, der u.a. auch die Situation der häuslichen Pflege beinhaltet. Das sind ja ganz andere Prioritäten als z.B. Fahrstuhl, Sinngrundbörger und Wanderwege.
Alleine die Tatsache, dass mit der Pflegestation in Aura kein Kontakt bestand, zeigt wohl, dass man das Thema nicht auf dem Schirm hatte.
Wenn das Kind nicht schon in den Brunnen gefallen ist, wäre mein Vorschlag: sofort mit Herrn Wind Kontakt aufzunehmen und über eine Lösung nachzudenken. Z.B könnten die Sinngrundgemeinden ja durch entsprechende Unterstützung helfen, wie Zuschüsse für die betroffenen Bürger oder Schaffung von Pflege-Teilzeitstellen in den jeweiligen Gemeinden. Personal aus Aura wäre ja vorhanden.