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BURGSINN
Als Schach-Großmeister für Burgsinn spielten
Schachfußballer:  Die „Schachfreunde“ (hier beim Burgsinner Ortsturnier 1986) waren auch gefürchtete Fußballgegner.
Foto: Gutermuth | Schachfußballer: Die „Schachfreunde“ (hier beim Burgsinner Ortsturnier 1986) waren auch gefürchtete Fußballgegner.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 04.06.2014 20:31 Uhr

Vor fast genau 50 Jahren haben 19 Männer in Burgsinn beschlossen, sich zu einem Schachclub zu vereinen. Wolfgang Hirschmann, der um ein Haar Gründungsmitglied des Schachclubs Burgsinn geworden wäre, ist der Einzige, der aus der alten Garde heute noch aktiv ist. Hirschmann ist seit „ewigen Zeiten“ Kassier und hat den großen Überblick über die Finanzen. Er hat auch die Figuren des Freilandschachs repariert, die seit zwei Jahren im Schwimmbad allen zur Verfügung stehen und sehr stark frequentiert werden.

Ziel des Vereins war und ist auch heute noch „die Pflege des königlichen Spiels in organisierter Form“. In der Glanzzeit des Vereins, in den 1980er Jahren, hatte er 70 Mitglieder, die sich immer freitags trafen. Damals war Wolfgang Rützel Spielleiter, heute ist er zweiter Vorsitzender und Spielleiter – und deutscher Schach-Tennis-Meister. Ohne ihn ging schon früher nur wenig: Er fungierte als Chauffeur zu den oft weit entfernten Spielorten.

Einst war der Schachclub sogar international. Aus dem Frankfurter Raum und ganz Unterfranken kamen 2005 bis 2008 der Kroate Mario Karvesvski, Englands Großmeister und Englischer Meister Harold Plaskett, der schwedische Nationalspieler und Großmeister Cicak Slavko und – herausragend nach den Worten des Vorstandes – der Deutsche Klaus Klundt, internationaler Meister und Seniorenweltmeister. Rützel holte die ausländischen Spieler persönlich ab. Denn nur durch den Verzicht auf die Fahrtkosten und auch Gagen war es möglich, den Spielbetrieb mit den auswärtigen Spielern aufrecht zu erhalten.

Bei der Gründung war der Junglehrer Ortwin Krieg der rührige Organisator. Mit 24 Jahren war er einer der Jüngeren, Robert Mutig war mit 17 Jahren der Jüngste der Gruppe, die sich mehrheitlich aus ehemaligen Kriegsteilnehmern zusammensetzte. Für die Aufnahme in den Bayerischen Landessportverband berappten die 19 jeweils 40 Mark als Anfangskapital.

Ortwin Krieg wurde 1964 zum ersten Vorstand gewählt – nur für wenige Monate, denn dann wurde er berufsbedingt versetzt. Heute kann sich selbst Fast-Gründungsmitglied Wolfgang Hirschmann nicht erinnern, wohin dieser ging und was aus ihm geworden ist. Hirschmann trat 14 Tage nach der offiziellen Gründung der „Schachfreunde“ am 5. Juni 1964 in die „Spiel- und Vereinskameradschaft“ ein.

Wirtin „Marie“ war Mitglied

Er erinnert sich: Der damalige Gründungs- und Austragungsort war die Gaststätte Wenzel. Die Wirtin „Marie“ war natürlich Mitglied, allerdings ohne selbst zu spielen. Karl-Heinz Beck übernahm noch im Gründungsjahr die Leitung und gleichzeitig auch die Ausbildung des Nachwuchses. Der Friseurmeister Beck gab sein Amt 1967 an Josef Handick, Rektor der Burgsinner Schule, ab. Ihm folgte 1984 Bernhard Ceming, danach für zwei Jahre Ingeborg Pfeifroth, eine der ganz wenigen Frauen.

Helmut Jeckel war von 1990 bis 1998 und von 2000 bis 2010 Vorsitzender. Dazwischen hatte von 1998 bis 2000 Peter Keupp das Sagen. Seit 2010 ist Christian Gutermuth Vorsitzender der 45 Mitglieder, zu denen auch sieben Jugendliche gehören. Diese werden von Carsten Gutermuth in die Geheimnisse des königlichen Spiels, zum Beispiel das „Taktieren“, eingeweiht. Vater Christian vertritt ihn bei Bedarf. Die Finanzen, geführt von Wolfgang Hirschmann, spielten besonders beim Ausbau des eigenen Vereinsheimes, eines ehemaligen Kellerraums des evangelischen Gemeindehauses unter dem Chesseliussaal, eine große Rolle.

Wenn am Freitag, 6. Juni, um 20 Uhr eine kleine Feier zum Jubiläum stattfindet, werden sich, so hofft der Vorsitzende, viele Freunde aus alten und neuen Zeiten im Chesseliussaal treffen, um auf eine weitere erfolgreiche Zeit anzustoßen.

Blick in die Vereinschronik

Von 19 Schachfreunden wurde am 5. Juni 1964 der Verein gegründet. Bald gab es Erfolge. So 1969 der Aufstieg in die Kreisliga Sinn-Saale, die Kreismeisterschaft 1973 der Schüler/Jugend und der Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksliga. Besonders erfolgreich waren die Jugendspieler: Wolfgang Rützel belegte bei der bayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft den vierten Platz und Emil Fischer wurde 1975 sogar bayerischer Vizemeister. Vom Landrat geehrt und mit einer Kutsche durchs Dorf gefahren wurde die A-Jugend (Emil Fischer, Gilbert Volpert, Wolfgang Rützel und Bernhard Ceming), nachdem diese als Team Bayerische Vizemeister wurden.

In die Landesliga Nord ging es nach der Meisterschaft 1976 für die 1. Mannschaft. Die Vierer-Mannschaft mit Gilbert Volpert, Wilfried Elzinger, Wolfgang Rützel und Bernhard Ceming wird Bayerischer Pokalsieger. Die 1. Mannschaft schaffte 1984 den Aufstieg in die Regionalliga, was ihr 1992 erneut gelang.

Auch die 1990er Jahre brachten viele Erfolge, unter anderem 1997 den unterfränkischen Pokalsieg für die Vierer-Mannschaft (Solomunovic, Bubis, Karcevski, Gutzeit) sowie die Mannschaftskreismeisterschaft im Schnellschach (Rützel, Scheidt, Wuttig, Bachmann, Schilling).

Höhepunkte der letzten Jahre waren unter anderem der Wechsel von Seniorenweltmeister Klaus Klundt 2004 und Großmeister Cicak Slavko 2006 nach Burgsinn. 2007 werden die Burgsinner unterfränkische Mannschaftsmeister (Chandler, Kräuslig, Klundt, Schilling, Scheidt) und die erste Mannschaft steigt in die Bayernliga auf. 2013 wurde Wolfgang Rützel Deutscher Meister im Schach-Tennis.

Die Freilandschach-Anlage wird 1978 an der Zentralschule und 1995 neu an der Sinngrundhalle errichtet. Am 2. Februar 1986 wurde der neue Vereinsraum am Lindenberg eingeweiht.

Fast Gründungsmitglied: Vor 50 Jahren verpasste Wolfgang Hirschmann um nur 14 Tage den Termin der Gründung des Schachclubs Burgsinn.
Foto: Inken Kleibömer | Fast Gründungsmitglied: Vor 50 Jahren verpasste Wolfgang Hirschmann um nur 14 Tage den Termin der Gründung des Schachclubs Burgsinn.
 
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