
Knapp drei Jahre lang diente das ehemalige Krankenhaus in Marktheidenfeld dem Landkreis Main-Spessart als Notunterkunft (NUK). Kurz nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine wurden die Räume im März 2022 mit ukrainischen Flüchtlingen belegt. Damals rechnete Landrätin Sabine Sitter noch mit einer kurzfristigen Belegung von acht Wochen. Nun wird die Unterkunft 2025 – wieder im März – aufgelöst.
Die Verträge mit dem Klinikum Main-Spessart sowie mit dem Caterer und dem Sicherheitsdienst seien gekündigt worden, bis Ende März sei alles geräumt, informierte Sitter im gemeinsamen Pressegespräch, an dem auch Stefan Krebs, Leiter kommunale und soziale Angelegenheiten, Thomas Reuter, zuständig für die Unterbringung von Geflüchteten und Olga Hart, Integrationslotsin teilnahmen.
Grund für die Schließung der Notunterkunft seien die seit Monaten niedrigen Zuweisungszahlen. Derzeit würden im Schnitt nicht mehr als zehn Geflüchtete pro Woche in den Landkreis Main-Spessart kommen. Die Zahlen sahen in den letzten Jahren noch anders aus. So erreichten die Zuweisungen im November 2023 mit 50 Personen pro Woche ihren Höhepunkt. Der Landkreis sah sich damals gezwungen, mit der Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld und der Erwin-Ammann-Halle in Karlstadt auch Turnhallen zu Unterbringungszwecken für die Asylsuchenden umzunutzen.
Anfang 2024 waren es immer noch 20 bis 30 Geflüchtete, die wöchentlich über die Ankereinrichtung in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) nach Main-Spessart kamen. Nachdem die Notunterkunft in der MSP-Halle wieder aufgelöst wurde, stieg die Belegungszahl in der Unterkunft im ehemaligen Krankenhaus in Marktheidenfeld auf 240 im April 2024.
Auflösung hat auch finanzielle Gründe
Mittlerweile wohnen noch 55 Geflüchtete in den Räumen. Sie sollen bis März sukzessive in dezentrale Unterkünfte im Landkreis verteilt werden. "Hier haben wir massiv Akquise betrieben, haben extra eine Mitarbeiterin eingestellt, die Ansprechperson ist, sind in die Mitteilungsblätter gegangen", erläutert Thomas Reuter, wie der Landkreis seine Kapazitäten hier aufgestockt habe und somit derzeit ausreichend Wohnmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Die Auflösung der NUK am Krankenhaus hat aber auch finanzielle Gründe. Eine Einrichtung in der Größe mit Vollverpflegung und Sicherheitsdienst auszustatten und auch für weniger Leute aufrechtzuerhalten, sei wesentlich teurer, als die Unterbringung von Geflüchteten in dezentralen Unterkünften, in denen sie sich selbst versorgen. Langfristiges Ziel ist es allerdings, auch die dezentralen Unterkünfte weniger werden zu lassen und sich auf Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung zu fokussieren.
Langfristiges Ziel: Fokus auf Gemeinschaftsunterkünften
Vor allem beim Thema Sicherheit sorgt die Nachricht der Auflösung der NUK für Entspannung. Zwar sei nie etwas Gravierendes passiert, wie die Landrätin im Pressegespräch erläutert. Dennoch berichtet Thomas Stamm, Bürgermeister der Stadt Marktheidenfeld, auf Nachfrage, dass ihm gerade in den Hochzeiten der Belegung von den Bürgerinnen und Bürgern subjektiv ein Gefühl der Unsicherheit gespiegelt worden sei. Insofern sei er froh, dass sich die Situation hier lockert. So spüre man auch einen deutlichen Rückgang der Belastung im Bürgerbüro und bei den Sprachkursen. Positiv sieht er in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit Polizei und Hilfsorganisationen: "Wir waren immer gut informiert und eingebunden."
Wie es nun am ehemaligen Krankenhaus weitergeht? Derzeit sei man im Gespräch mit der Caritas, ob unter deren Betreuung dort eine Jugendpflegeeinrichtung für unbegleitete Minderjährige entstehen kann. Momentan leben 16 unbegleitete Minderjährige dort, die dann in zwei Wohngruppen weiterhin in Marktheidenfeld bleiben könnten. "Die Strukturen für so eine Einrichtung sind da", so Sitter.
Vom Krisenmodus in den Arbeitsmodus
Ob die Räume auch wieder kurzfristig zu Notunterkünften werden könnten, sollte der Bedarf wieder sprunghaft steigen? "Wir halten keine 100 Plätze irgendwo frei", so die Landrätin. Sollte der Fall eintreten, könnte man den Bedarf zunächst durch die dezentralen Unterkünfte auffangen.
Sollte es dann auch nicht reichen, wäre man wieder im Krisenmodus und müsste entscheiden. Momentan aber ist sie froh, aus diesem Modus heraus und in einem strukturierten Arbeitsmodus angekommen zu sein.