Auch künftig wird in der Kartause Grünau zwischen Schollbrunn und Hasloch zünftiges Speisen möglich sein: Ein neuer Pächter ist gefunden, im März soll es losgehen. Zuvor hatte der Gastronomie am Ausflugsziel das Aus gedroht – wie schon bei anderen Spessart-Ikonen wie Echterspfahl oder Karlshöhe.
Bei einem Treffen im Gastraum ist die Stimmung bestens, auch wenn die Küche bis auf die Fliesen blank ist und gerade mangels Deko keine Wirtshaus-Atmosphäre herrscht. Denn es geht weiter in der Kartause: Die langjährigen Wirte Karl Englert und Stefanie Merker haben die Kartause zum 31. Januar übergeben, es übernimmt ein Team um den Marktheidenfelder Sven Pfister (48 Jahre) und Artjom Abt (40).
Lange Suche nach einem Nachfolger
"Für uns ist das ziemlich angenehm, dass es erstens jemanden gibt, der aus der Nähe kommt, zweitens hier gearbeitet hat und die Kartause schon lange kennt und drittens Koch ist", sagt Ludwig Erbprinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, der froh ist, nach einer Zitterpartie doch noch einen Pächter für die Immobilie seiner Familie gefunden zu haben.
Denn Merker und Englert hatten nach elf Jahren angekündigt, sich aus der Kartause zurückzuziehen. Fast das ganze vergangene Jahr hatten der Erbprinz und der fürstliche Immobilienverwalter Artur Stang gesucht, vielversprechende Gespräche geführt und Ende November doch mit leeren Händen dagestanden, denn ein unterschriftsreifer Vertrag platzte in letzter Minute. Pfister und Abt hatten sich schon vergangenes Jahr beworben, waren aber nicht zum Zuge gekommen.
Neue Pächter haben Gastro-Erfahrung
"Aus einer Schnapsidee wurde Realität – und nun sitzen wir hier", sagt Abt und muss lachen, Pfister und seine Frau Alexandra stimmen ein. Der Koch und Hobby-Hip-Hopper ist auch unter seinem Spitznamen "Rap" bekannt. Seit 2016 war er Küchenleiter im Marktheidenfelder Café de Mar, zuvor lange im La Piazza im Wertheim Village. "Danke, dass ich die Möglichkeit habe und wir das gemeinsam umsetzen können", sagt er in Richtung von Pfister.
Der ist in Marktheidenfeld und Esselbach mit Metzgereien vertreten und hat Erfahrungen im Partyservice – unter anderem bei der Belieferung von Hochzeiten und größeren Feiern in der Kartause. "Seit wir Artjom kennen, haben wir uns gleich gemocht. Wir haben immer einen Spleen gehabt, zusammen was zu machen", sagt er. "Und wenn, dann sollte es etwas Besonderes sein."
Hier kommt dann Alexandra Kellner-Pfister ins Spiel: "Ich habe in der Kartause schon meinen Führerschein zusammengejobbt", sagt die 35-Jährige, die Gastro-Erfahrungen bei Käfer in München und im Hotel Lamm in Heimbuchental gesammelt hat und sich auch mit der Organisation größerer Events auskennt. Zum Team soll auch ihre Schwester Anne-Christin gehören, die 13 Jahre in der Kartause gearbeitet hat.
Sie wollte sich sogar schon vor 2012 für eine Übernahme bewerben. "Wir haben immer mal wieder drüber geredet, aber sie hat sich halt nicht getraut. Und dann waren halt Kalli und Steffi hier", sagt Kellner-Pfister. Dass ihre Vorgänger ihnen die Weiterführung zutrauen, unterstreicht Karl Englert. "Sobald wir es wussten, haben wir unseren Gästen immer gesagt, dass es weitergeht und dass wir ein gutes Gefühl dabei haben."
Großteil der Mitarbeiter bleibt erhalten
Auch einen großen Teil der Mitarbeitenden wollen die neuen Betreiber übernehmen, künftig packt ein bis zu 14-köpfiges Team an. Das Catering-Geschäft im Hintergrund sei eine sichere Bank und eine solide Basis, sagt Englert zu seinen Nachfolgern. "Ihr habt eine Familie hintendran. Und das ist der ganz große Vorteil, den wir nicht hatten. So hat man deutlich mehr Kraft für das Geschäft."
Bewährtes werde bleiben, kündigt Artjom "Rap" Abt an: Er spricht von einer "überschaubaren und bodenständigen Speisekarte, die ein bisschen in die Moderne geht". Fleisch soll komplett aus der eigenen Metzgerei kommen.
Auf Traditionsgerichte wie Forelle oder Schnitzel werde man auch künftig nicht verzichten. Auf die Karte kommen aber auch "Kartäuser-Bruschetta" oder "Kartäuser-Pfännchen". Und vielleicht noch der "Erbprinzen-Burger"? Alle lachen.
Vor Ostern soll es losgehen
Jetzt steht viel Arbeit an: Die Küche wird von Gas auf Strom umgerüstet, neue Geräte kommen, es wird renoviert. Wann es losgeht? "Im März, wenn es funktioniert. Auf jeden Fall vor Ostern", sagt Sven Pfister. Genaues werde auf der neuen Internetseite stehen, die noch im Februar ans Netz gehen soll. Auch Öffnungszeiten sind noch nicht festgelegt. In Überlegung ist von Mittwoch bis Sonntag mit durchgängiger Küche.
Der Vertrag läuft zunächst drei Jahre mit Option auf Verlängerung. Der Erbprinz freut sich schon auf die Eröffnung: "Dass das Leute sind, die sich hier in der Umgebung schon bewiesen haben, ist für uns ein absoluter Glücksgriff."