Gerade haben im Stadtgeschichte-Museum in der Hauptstraße 11 in Karlstadt Mitglieder des Historischen Vereins den Prospekt der früheren evangelischen Kirchenorgel demontiert und in die Garage der Kirche St. Johannis als provisorisches Zwischenlager gefahren. Denn im Foyer, in dem der Prospekt stand, soll der Boden erneuert werden. Er wird dann eine Einheit bilden mit dem Boden im (Noch-)Nachbargebäude Hauptstraße 9. Dieses wird derzeit generalsaniert und dann mit der Hausnummer 11 wieder eine bauliche Einheit bilden.
Zum Hintergrund: 1627 war der Gebäudekomplex geteilt worden. In der Hauptstraße 9 wird nach der Sanierung das Museum "Zeitbrüche" mit moderner Kunst sowie Kunst zur Zeit der Reformation und der Karlstadter Humanisten einziehen. Und das Stadtgeschichte-Museum in der Hauptstraße 11 wird nach einem neuen Konzept gestaltet. Beide zusammen werden dann einfach und griffig "Museum Karlstadt" heißen.
Sanierung der Nummer 9 betrifft auch die 11 stark
Das Stadtgeschichte-Museum in der Hauptstraße 9 betreut der Historische Verein. Und dessen Mitglieder haben seit einigen Monaten alle Hände voll zu tun. Denn die Sanierung der Hausnummer 11 greift auch stark in die Nummer 9 ein. Beispielsweise ist im bisherigen Büro des Stadtgeschichte-Museums jetzt der Heizungsraum für den gesamten Komplex. Der sollte eigentlich im Nachbarraum unterkommen. Doch es gab Umplanungen. So gelangt man künftig über besagten Nachbarraum zur Fluchttreppe in der Nummer 9. Das erspart den Bau einer eigenen Fluchtmöglichkeit für die Nummer 11.
Zimmer im Stadtgeschichte-Museum mussten ausgeräumt werden. Türen sind teilweise gegen durchdringenden Staub abgeklebt. An anderer Stelle gibt es Staubschutzwände. Der Historische Verein hat mehrere Hundert Leihgaben den Eigentümer zurückgebracht. Das ist aufwändig, denn in der Regel gibt es Verträge mit den Leihgebern. Es war also nicht damit getan, die Sachen zu verladen und wegzubringen, sondern gab auch Papierkram zu erledigen.
Die Kritikpunkte von Wolfgang Merklein
Der Vereinsvorsitzende Wolfgang Merklein bringt in dem Zusammenhang eine ganze Liste von Klagen gegenüber der Stadt vor. Unter anderem kritisiert er, die Heizung sei im September 2019 ohne Vorwarnung ausgebaut worden, woraufhin die Mitglieder im Kalten arbeiten mussten. Die historischen Bücher mussten eilig ins Stadtarchiv im Keller des neuen Rathauses geschafft werden, weil die Luftfeuchtigkeit für die wertvollen Bände mit 90 Prozent zu hoch war. Für das erst für mehr als 4000 Euro restaurierte Latèneschwert bauten die Mitglieder kurzfristig eine Klimabox, um die empfohlene Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent einhalten zu können.
Erst nachdem er darauf drängte, sei im Februar eine Notheizung eingebaut worden, sagt Merklein. Er kritisiert, dass sein Vorschlag nicht aufgegriffen wurde, sich alle sechs Wochen mit dem Verein zu einer Baubesprechung zu treffen. Außerdem dauere der Bau länger als angekündigt.
Kruck: Habe gewarnt, dass der Zeitplan sportlich ist
Bürgermeister Paul Kruck sagt dazu, es lasse sich nicht abstreiten, dass es ab und zu Schwierigkeiten gegeben habe. Letztlich aber sei alles geklärt worden. In der anfänglichen Euphorie sei vorgesehen gewesen, schneller auch mit dem Stadtgeschichte-Museum zu beginnen. "Ganz ursprünglich hatten wir gehofft, mit der Nummer 9 jetzt im April fertig zu sein und ein Jahr danach die 11 fertig zu haben." Er habe aber immer schon gewarnt, dass dies "sportlich" sei. Bei Sanierungen aber sei man nie gegen Verzögerungen gefeit. Es werde jetzt "sauber alles abgearbeitet". Die Nummer 9 soll im Spätsommer baulich fertig werden. Und momentan beginnt die Planung für die 11. Kruck: "Aber ich wage in der jetzigen Situation keine Prognose, wann sie fertig wird."
Architektin Silja Wiener sagt, man hätte schneller bauen können, wenn es unbedingt hätte sein müssen. Sie gibt zu bedenken, dass es dem alten Haus guttut, wenn es nicht zu schnell geht. So hatte es in dem Gebäude umfangreiche Hebungen gegeben. Und da sei es nicht schlecht, wenn sich alles erst einmal wieder setzen kann. Sie merkt an, die nötigen Informationen seien dem Verein in der Regel rechtzeitig zugegangen.