Von einem "Meilenstein für das kulturelle Leben" in Karlstadt und der Region sprach Bürgermeister Michael Hombach (CSU) beim Festakt im historischen Rathaussaal am Donnerstagvormittag. Nach der fünfjährigen Sanierung des Gebäudeensembles an der Hauptstraße hat die Stadt das neue "Museum Karlstadt" nun offiziell eröffnet. Dieses ist in die Kunstausstellung "Zeitbrüche" und die historische Abteilung "Stadtgeschichte" unterteilt.
"Der Weg von der Projektidee bis hin zur Realisierung war lang, er war zum Teil steinig und stellte alle Beteiligten immer wieder vor neue Herausforderungen", berichtete der Bürgermeister. Zeitweise habe die Stimmung aller Beteiligten zwischen Zweifel und Euphorie geschwankt. Am Eröffnungstag überwiege nun aber die Begeisterung für das neue Museum.
Großer Dank an Karl-Heinz Goldkuhle für den Verkauf
Als "symbolischen Grundstein" für das Projekt bezeichnete Hombach den Kauf des Anwesens an der Hauptstraße 9 durch die Stadt im Jahr 2008. Seinen ausdrücklichen Dank richtete er dabei an Karl-Heinz Goldkuhle, in dessen Familienbesitz sich das Gebäude zuvor befunden hatten. Das Gebäude, besonders das zweite Obergeschoss, sei "städtebaulich und stadtgeschichtlich" eines der bedeutendsten Denkmäler der Stadt. Hombach: "Nur durch diesen Kauf war es uns möglich, die zwei in der Vergangenheit getrennten Gebäudeteile in der Hauptstraße 9 und 11 wieder zusammenzuführen."
Die Sanierung des neu erworbenen Gebäudeteils sei der erste Schritt und gleichzeitig der "größte Brocken" des Vorhabens gewesen. Das Architekturbüro Wiener + Partner habe jedoch "mit überaus großem Feingefühl für die Bedeutung und Geschichte des Anwesen eine vorsichtige Sanierung" umgesetzt. Hombach bedankte sich auch bei den verschiedenen Geldgebern, allen voran beim Bund und beim Freistaat Bayern, die den größten Anteil an Fördermitteln beigesteuert haben. Insgesamt hat die Stadt für das Projekt Fördergelder in Höhe von 2,2 Millionen Euro erhalten. Die Stadt selbst hat 1,5 Millionen Euro in das Museum investiert.
Hombach: Keine Kosten, sondern eine Investition
Aus Sicht Hombachs sind die Ausgaben für Kultur nicht als Kosten , sondern als "Investition in unsere Zukunft" zu sehen. Ein abwechslungsreiches Kulturangebot sei ein weicher Standortfaktor, der Besucherinnen und Besucher aus nah und fern anzieht. "Die Entwicklung, die wir mit dem Museum in Gang gesetzt haben, ist daher auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Stadtentwicklung."
Der ehemalige Kunstreferent der Diözese Würzburg, Dr. Jürgen Lenssen, hat die Ausstellung "Zeitbrüche" konzipiert. Die Kunst, die dort zu sehen ist, stammt zu großen Teilen aus seiner privaten Sammlung. Bei seiner Rede zur Museumseröffnung erläuterte er zur Gestaltung der Abteilung, dass die zeitgenössischen Kunstwerke in dem historischen Gebäude darauf verweisen sollen, "was die Geschichte grundlegend prägt und was den Menschen in ihr in immer neuer Weise abverlangt wird", nämlich "sich auf erlebbare Umbrüche einzustellen". Die Architektur und die Ausstattung der Räumen entsprächen einander und ließen "erkennen, dass unser Leben von ständigen Umbruchsprozessen geprägt war und ist", so Lenssen.
Architektin Silja Wiener verwies auf die bedeutenden archäologischen Funde während der Baumaßnahme. So stammen Teile des Gebäudes noch aus der Stadtgründungszeit im Mittelalter, also etwa aus dem Jahr 1200. "Diese Tatsachen machen für uns das Gebäude zu einem Baudenkmal nationaler Bedeutung", so Wiener. Entdeckt wurden zum Beispiel auch Wandmalereien aus dem Jahr 1536. Das wichtigste Ziel des Architekturbüros sei es gewesen, die historische Bausubstanz zu erhalten.
Markus Söder durch Sandro Kirchner vertreten
Wolfgang Merklein vom Historischen Verein Karlstadt sagte, dass ihm und seinen Mitstreitern eine Schärfung des Museumprofils wichtig gewesen sei. In der Zeit der Bauarbeiten mussten die gesamte Sammlung in einem Depot eingelagert werden. Das ist nun vorbei. Ab sofort gibt es im 1. Obergeschoss des Museums die Ausstellung unter dem Titel "Karolinger am Main – Karlstadts Vergangenheit auf der Spur" zu sehen. Noch sei nicht alles so, wie man es sich vorstelle. Das werde sich aber in den kommenden Jahren ändern.
In Vertretung für Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war Sandro Kirchner, Staatsekretär des Bayerischen Innenministeriums, zu Gast. Der unterfränkische Abgeordnete lobte das Museum und nannte es einen "großartigen Ort zur Selbstvergewisserung unserer Identität und Geschichte". Im 21 Jahrhundert sei es wichtig, dass die Menschen wissen, wo sie herkommen. Zudem sei das Museum auch "geistiger Proviant" für kommende Generationen. Kirchner betonte, dass Kultur in Bayern einen "Verfassungsrang" habe.
Die Pfarrer Simon Meyer und Matthias Hörnig segneten das neue Museum. Im Anschluss gab es Führungen für die geladenen Gäste. Für die Öffentlichkeit ist das Museum ab Freitag geöffnet; bis Sonntag, 8. Mai, ist der Einritt frei.