Paul Woywod holt derzeit jeden Tag mehrere tote Fische aus den Teichen des Windheimer Angelsportvereins. "Heute waren es acht Tiere", sagt der Vereinsvorsitzende knapp zwei Wochen nach dem Unfall eines Kleintransporters, durch den 500 Liter Heizöl in den Bach gelaufen sind. Acht Teiche, 5 mal 40 Meter groß, besitzt der Verein im Hafenlohrtal. Einige Tage nach dem Unfall hat Woywod die ersten toten Fische gefunden.
Doch auch für die Tiere, die zurzeit noch lebendig in den Teichen schwimmen, macht er sich keine großen Hoffnungen. "Die Fische sind stark geschädigt", sagt Woywod. Wie stark, werde man in einigen Monaten sehen. Auf der Wasseroberfläche der Anlage sei immer noch Öl zu sehen. "Was wir letztendlich mit den Fischen machen, wissen wir noch nicht."
Am Mittwoch hat das Karlstadter Veterinäramt laut Woywod Wasser- und Tierproben aus den Teichen des Vereins genommen. Sie sollen Aufschluss geben, welche schädlichen Stoffe genau enthalten sind und wie man dem Fischsterben gegensteuern könnte, eventuell mit Medikamenten. Vielleicht sei auch ein Sauerstoffmangel schuld – aber das sei bisher alles Spekulation, so Woywod. Die Ergebnisse der Untersuchung werden wohl erst in mehr als einer Woche vorliegen.
Starke Verunreinigung am Ufer der Hafenlohr laut Bodenprobe
Das Landratsamt Main-Spessart hat am Mittwoch die Ergebnisse einer ersten Bodenprobe von der Unfallstelle erhalten. Laut Pressesprecher Markus Rill sind dort "noch teils erhebliche Verunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoff" (MKS) vorhanden. Ein Sachverständiger habe deshalb empfohlen, den Bereich weiter auszubaggern, damit nicht noch mehr belastetes Material in die Hafenlohr gelangt.
Außerdem wurden laut Rill weitere Ölsperren im Bach errichtet, um die Ausbreitung der Stoffe im Wasser zu verhindern. Das weitere Vorgehen werde jetzt mit dem Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg abgestimmt. Zu den Langzeitfolgen des Unfalls gibt es laut Rill noch keine weiteren Erkenntnisse.
Das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg bestätigt, dass in der Anlage in Windheim tote Fische gefunden wurden. Im Bach selbst seien aber bisher keine Fälle bekannt, sagt Abteilungsleiter Lukas Hofauer. Ob das bedeute, dass es für die Tiere dort erst einmal Entwarnung gibt? "Das würde ich vorsichtig bestätigen", so Hofauer.
Forellenzucht Hochspessart hat noch keine toten Fische gefunden
Forellenzüchter Peter Grimm hat bisher noch keine toten Fische in seinen Teichen an der Hafenlohr gefunden. "Das kann aber immer noch kommen", sagt der Inhaber der Forellenzucht Hochspessart. Die Langzeitfolgen ließen sich zurzeit kaum abschätzen.
Fest steht, dass der wirtschaftliche Verlust für ihn groß ist: "Aktuell gehe ich von einem Schaden von rund 150.000 Euro aus." Rund 20 Tonnen Forellen sind mit dem Heizöl belastet, fünf seiner Teiche sind betroffen. Als Grimm sich kürzlich die Lage vor Ort angeschaut hat, waren an der betroffenen Anlage Lindenfurt noch vereinzelt Ölschlieren zu sehen. Vor allem in dem Schwemmgut, das der Bach mit sich bringt, hänge noch Öl, ebenso an umgefallenen Bäumen, deren Äste ins Wasser ragen. Auf den Teichen selbst sehe man zum Glück kaum noch etwas, so Grimm.
Das Ostergeschäft der Forellenzucht sei trotzdem weitgehend gesichert. "Die Fische aus unseren anderen beiden Anlagen haben eine einwandfreie Qualität", sagt Grimm. Wie es für ihn und seinen Betrieb langfristig weitergeht, kann er noch nicht sagen. Er ist inzwischen in Kontakt mit einem Rechtsanwalt und einer Fischereifachberatung, Tiere aus seinen betroffenen Teichen werden in einem Labor untersucht. "Die Fische können auf jeden Fall noch circa drei bis vier Monate nicht verkauft werden, dann muss man weiter sehen", sagt Grimm.