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MÜNCHEN
Holzrechte kein Hindernis für Nationalpark
Spessart       -  Ein neues Gutachten kommt zu dem Ergebnis: Holzrechte dürfen eingeschränkt werden.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Ein neues Gutachten kommt zu dem Ergebnis: Holzrechte dürfen eingeschränkt werden.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:37 Uhr

Die mehr als 150 Jahre alten Holzrechte der Spessartbewohner gelten als eines der größten Hindernisse für einen möglichen Nationalpark in der Region. So war ein von den Bayerischen Staatsforsten beauftragtes Rechtsgutachten des Münchner Verwaltungsrechtlers Josef Geislinger Ende 2016 zu dem Schluss gekommen, dass sich Nationalpark und Holzrechte nicht in Einklang bringen ließen.

Da angesichts der kritischen Stimmung vor Ort eine freiwillige Vereinbarung mit den Rechte-Inhabern unrealistisch sei, bliebe vor der Einrichtung eines Nationalparks „im Ergebnis nur die Durchführung von Enteignungsverfahren“, hieß es in dem Gutachten. Eine Option, die vor dem Hintergrund des Seehofer-Versprechens, das Schutzgebiet nicht gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung durchzusetzen, als politisch völlig ausgeschlossen gilt.

Holzrechte und Nationalpark in keinem Widerspruch

Nun kommt allerdings ein von dem Würzburger Uni-Professor und WWF-Ehrenpräsidenten Detlev Drenckhahn beauftragtes Rechtsgutachten des Augsburger Staatsrechtlers Professor Josef Franz Lindner zu dem Schluss, dass die umstrittenen Holzrechte und ein möglicher Nationalpark im Spessart nicht im Widerspruch stünden: „Aufgrund der neuesten Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts stellen die mit der Ausweisung eines Nationalparks zum Schutz der Lebensgrundlagen verbundenen Beschränkungen der Holznutzungsrechte keine entschädigungspflichtige Enteignung dar“, heißt es in dem 16-seitigen Papier, das dieser Redaktion vorliegt. Vielmehr gehe es nur um „Nutzungseinschränkungen“, die von den Rechte-Inhabern „hinzunehmen sind“.
 

Holz-Nachfrage stark nachgelassen

Drenckhahn argumentiert zudem, dass die auf dünnes Oberholz beschränkten Rechte ohnehin kaum noch ausgeübt würden, „weil die Nachfrage nach diesem eher minderwertigen Holz stark nachgelassen hat“. Der Bedarf könne im Staatswald außerhalb der Nationalpark-Kernzone leicht gedeckt werden.

Die CSU-Staatsregierung will Mitte Juli entscheiden, ob der Spessart als möglicher Standort für einen Nationalpark weiter im Rennen bleibt. Angesichts des zum Teil massiven Widerstands vor Ort gilt dies allerdings als unwahrscheinlich.

 
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  • rebnik
    Die Staatsforsten erteilten doch in den 70er Jahren den Holzrechtlern widerruflich die Erlaubnis, den Staatswald motorisiert zu befahren und stärkeres Holz zu nehmen.

    >>> Erlaubnis widerrufen, peng, aus, fertig.

    Abgesehen davon halte ich die Holzrechte eh nur für vorgeschoben. Das rührselige Gewinsel von Tradition und umweltbewußter Energiegewinnung ist erbärmlich. Es geht wahrscheinlich um Besitz-Interessen am Staatswald von Privatleuten, stillschweigende Vereinbarungen mit Staatsforsten und Lokalpolitikern. All jene sehen nun mit dem Nationalpark ihre Felle davonschwimmen.

    Besitzstandswahrung statt Weitsicht und Gemeinwohldenken, Gier frisst Hirn, das ist rückständig und traurig.
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  • ToHeLuga
    Der Redaktion glaub ich kein Wort mehr...kann man das Gutachten denn mal einsehen?
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  • DieWahrheit
    Hallo,
    wisst Ihr überhaupt was einen Spezialisten (z.B. Biologen) auszeichnet?
    Und dabei spielt es keine Rolle ob Städter (die Ihr bevorzugt) oder Ureingeborene!

    Warum sind denn dann nur die städtischen Spezialisten erwähnenswert, die Euren Wortschatz sprechen und alle anderen sind in Euren Augen ahnungslose "Spesarter"?

    Wenn man es auf die Spitze treiben und die Diskussion ernst nehmen will, müsste man ja zu dem Ergebnis kommen ein Spezialist hat keine Ahnung. Ich will damit sagen, ein Spezialist weis von nichts alles!

    Jetzt ist die Frage erlaubt Eure Spezialisten oder die, die andere Wege für den Umweltschutz beschreiten wollen?
    Ich jedenfalls habe einmal gelernt, egal von welcher Seite aus man eine Aufgabe auch immer angeht. Das Ergebnis ist immer das Gleiche.

    Jedenfalls hat die Natur mehrere Wege und Ansätze verdient als nur die althergebrachte Unterschutzstellung und Urwaldforderung.

    Die Natur reagiert nicht auf Eure Ideologie sondern auf den Klimawandel.

    Gruß
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  • rebnik
    Das Posting enthält beleidigende Inhalte und wurde daher gesperrt.
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  • Lufti
    Genau so wäre das Vorgehen, käme ein Nationalpark. Erst wird das Blaue vom Himmel versprochen - kein Betretungsverbot, keine Enteignung von Privatbesitz, keine Auflösung von Wegen und Straßen u.v.m. - und dann wird genau das schweibchenweise durchgesetzt. Man hat ja dann das "Recht" dazu und für irgendwas müsste eine Nationalparkverwaltung ja da sein.
    Zitat eines Landrats der sich damit auskennt: "hütet Euch vor dieser Bagage".
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  • rebnik
    Das Posting enthält beleidigende Inhalte und wurde daher gesperrt.
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