Die Zugfahrt mit dem Regionalexpress von Würzburg nach Lohr über die Schnellfahrstrecke, auf der sonst nur ICE- und IC-Züge fahren, geht am Dienstagmorgen sogar noch schneller als im Fahrplan vorgesehen. Statt 30 Minuten dauert sie nur 21, normalerweise braucht der RE sogar rund 40 Minuten. Dafür ärgert sich ein Pärchen, das eigentlich nach Karlstadt wollte, dass es in diesem Zug gelandet ist und erst einmal in Lohr strandet. Die elektronische Anzeigentafel am Gleis in Würzburg war leider außer Betrieb.
Seit Dienstag können Lohrerinnen und Lohrer ganz bequem und flott mit dem Regionalexpress durch lauter Tunnel (inklusive Druck auf den Ohren) über die ICE-Strecke nach Würzburg brausen – so wie es auch einmal für die geplante "Regio-S-Bahn Mainfranken" vorgesehen, aber nach Protesten von Abgeordneten und Bürgermeistern aus Karlstadt, Gemünden und Retzbach, die um ihren RE-Halt fürchteten, wieder abgeblasen wurde.
Karlstadter und Gemündener müssen auf Regionalbahnen oder Ersatzbusse ausweichen
Für Zugfahrgäste aus Gemünden, Karlstadt und Retzbach wird es die kommenden Monate hingegen etwas weniger komfortabel. Wegen Bauarbeiten an der Strecke fahren bis 9. Dezember nur morgens und abends die Regionalexpresse (zwischen 19 und 8 Uhr) wie gewohnt über Gemünden und Karlstadt, tagsüber verkehren nur einmal stündlich die überall haltenden Regionalbahnen von und nach Würzburg – oder Ersatzbusse. Und Fahrgäste, die von Würzburg nach Karlstadt oder Retzbach wollen, müssen aufpassen, nicht aus Versehen im Zug nach Lohr zu landen.
Bis Dezember sollen zwischen Gemünden und Würzburg 19 Kilometer Gleis und zwölf Weichen erneuert werden, zudem Kabel und Signale, schreibt die Bahn auf einem Handzettel. Auf Höhe der Harrbacher Schleuse wird außerdem eine neue Überleitstelle eingebaut. Während dieser Bauarbeiten muss deshalb mindestens ein Gleis gesperrt werden. Bis 9. Dezember soll es Einschränkungen auf der Strecke geben. Zwischen Lohr und Gemünden fährt die nächsten Monate eine extra eingerichtete Zubringerbahn. Will man von Lohr nach Karlstadt, muss man in Gemünden noch einmal in die Regionalbahn von Schlüchtern nach Bamberg umsteigen.
Im Zeitraum 28. Oktober bis 5. November sollen sogar sämtliche Regionalexpresse zwischen Gemünden und Würzburg und die einmal die Stunde verkehrende Regionalbahn zwischen Gemünden und Karlstadt ausfallen, dann ist Schienenersatzverkehr angesagt.
Hinweise auf Busersatzverkehr wurden in Würzburg abgebaut statt angebracht
Vom für den Dienstagnachmittag erstmals geplanten Busersatzverkehr zwischen Würzburg und Karlstadt war am Vormittag noch nichts zu sehen. Am Hauptbahnhof in Würzburg gab es zwar jede Menge Hinweisaufkleber und -schilder, die auf Ersatzverkehr hinwiesen und zum nahen Busbahnhof dirigierten – nur wurden die gerade entfernt, da sie für den Ersatzverkehr für die nun aufgehobene Sperrung Richtung Nürnberg nicht mehr gebraucht wurden.
Ein Mann, der am Dienstag mit einem Trupp aus Köln zugange war, um die magentafarbenen Hinweise zu entfernen, sagte, er sei auch schon gefragt worden, warum er die entferne, wo es doch nun für mehrere Monate Schienenersatzverkehr in die andere Richtung gibt. "Ich weiß nichts, ich bin aus Köln", sagte er dazu. Die Fahrerin eines Schienenersatzverkehrbusses konnte ebenfalls nichts beitragen. Auch an der Information im Bahnhof wusste man nicht, wo die Busse nach Karlstadt abfahren sollen.
Neue elektronische Anzeigentafel in Karlstadt
Am Dienstagmorgen gab es eine möglicherweise für Bahnsteighistoriker interessante kleine Baustelle am Bahnsteig 2 und 3 in Karlstadt. Arbeiter haben dort für den Sockel einer neuen elektronischen Anzeige mit einem Presslufthammer an einer Stelle zunächst eine rund zwölf Zentimeter starke Asphaltschicht entfernt, unter der augenscheinlich die alten Gehplatten des Bahnsteigs zutage kamen. Irgendwann hat man den alten Bahnsteig wohl elegant erhöht.
Bei den am Dienstag fahrenden Zügen, egal ob RE über die Schnellfahrstrecke oder RB über die normale Strecke, gab es immer wieder teils auch größere Verspätungen. Die Bauarbeiten, so die Deutsche Bahn, dienen auch dazu, solche Verspätungen auf der Strecke künftig reduzieren.