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Main-Spessart
"Kein Konsens" in Main-Spessart: Regionalexpress wird nicht auf ICE-Strecke verlagert
Die Eisenbahngesellschaft hat in einem Gespräch mit Politkern aus Main-Spessart von der Idee Abstand genommen. Die Stadt Lohr war nicht eingeladen – und ist verärgert.
Der Regionalexpress wird auch künftig in Zellingen, Karlstadt und Gemünden halten. (Archivbild)
Foto: Uwe Miethe | Der Regionalexpress wird auch künftig in Zellingen, Karlstadt und Gemünden halten. (Archivbild)
Björn Kohlhepp
 und  Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Die Diskussion um eine mögliche Verlagerung des Regionalexpresses (RE) zwischen Würzburg und Lohr auf die Schnellfahrtstrecke hat hohe Wellen geschlagen. Retzbach, Karlstadt und Gemünden hätten womöglich ihren RE-Halt verloren, die Abgeordneten Hoffmann und Rützel sowie die betroffenen Bürgermeister forderten, die Idee gleich wieder zu begraben. Nun scheint der Plan vom Tisch zu sein – was nicht allen gefällt.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab, im Landtag Mitglied im Verkehrsausschuss, teilt in einer Pressemitteilung mit, er habe dazu ein Gespräch zwischen "betroffenen Mandatsträgern" und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) organisiert. Die BEG plant, finanziert und kontrolliert im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr. Als Ergebnis des Gesprächs werde die Idee einer möglichen Verlegung der Regionalexpress-Züge nicht weiterverfolgt.

Verlagerung nicht finanzierbar und nicht erwünscht

Beim Gespräch mit dabei waren laut Schwab unter anderem die Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann und Bernd Rützel, Landrätin Sabine Sitter und die Bürgermeister Jürgen Lippert (Gemünden), Michael Hombach (Karlstadt) und Stefan Wohlfart (Zellingen). Lohrs Bürgermeister Mario Paul war offenbar nicht eingeladen.

Die Idee, die Strecke entlang des Mains zu entlasten und im Gegenzug das Regionalbahnangebot weiterzuentwickeln, sei eine von mehreren Varianten gewesen, die im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Schienennahverkehrs in Unterfranken untersucht werden sollen, habe der stellvertretende Leiter der Planungsabteilung der BEG, Johannes Schneider, betont. Durch einen Bericht dieser Redaktion kam die Idee in einem frühen Stadium an die Öffentlichkeit, was Schneider offenbar bedauerte.

Lippert: Wollen keine Verschlechterung der Bahnstrecke entlang des Mains

"Die Option der Umleitung des Regionalexpresses über die Neubaustrecke hat sich bei näherer Betrachtung als verkehrlich und wirtschaftlich nicht zielführend herausgestellt", wird Schneider in Schwabs Pressemitteilung zitiert. Zum einen sei die Variante nicht finanzierbar, zum anderen bestehe "offensichtlich kein Konsens in der Region über einen solchen Lösungsansatz".

Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert betrachtet das Gesprächsergebnis als positiv. "Es ging uns darum, deutlich zu machen, dass wir für unsere Strecke entlang des Mains keine Verschlechterung wollen", sagt er gegenüber dieser Redaktion. "Grundsätzlich stehen wir einer Machbarkeitsstudie aber nicht negativ gegenüber." Alles, was dadurch an zusätzlichen Angeboten und Verbesserungen für den Schienenverkehr in der Region entstehe, begrüße er.

Stadt Lohr wurde nicht eingeladen

"Mit Bedauern und Verärgerung" hat die Stadt Lohr am Main von der Gesprächsrunde erfahren, heißt es auf Nachfrage der Redaktion in einer Stellungnahme des Rathauses. Die Information, dass diese stattgefunden hat, erreichte die Stadt offenbar erst über eine Presseanfrage. Dabei sei "unstrittig", dass Lohr "auch und im Besonderen" von der Machbarkeitsstudie betroffen sein wird.

"Trotz der deutlichen Bitte und Aufforderung an alle Entscheidungsträger in der Region, für Verbesserungen im gesamten Landkreis einzustehen" und dabei auch die Lohrer Interessen zu berücksichtigen, wurde die Stadt nicht über diese Gesprächsrunde informiert oder gar dazu eingeladen. Das verwundere umso mehr, da Landrätin Sabine Sitter in einer Kreistagssitzung im Februar für eine sachliche Diskussion unter Einbeziehung aller Akteure geworben habe. "Dass dies nicht erfolgte, ist ein befremdlicher Stil des Umgangs innerhalb unseres Landkreises Main-Spessart."

Oft keine halbstündige Bahnverbindung von Lohr nach Würzburg

Die Intension von Lohrs Bürgermeister Mario Paul sei "nie gewesen, die Neuordnung des Schienenpersonennahverkehrs in unserer Region auf dem Rücken von Nachbarkommunen auszutragen", heißt es weiter. Vielmehr bedürfe es zusätzlicher Angebote, um echte Verbesserungen für die Mobilitätsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu erzielen.

Es dürfe nicht vergessen werden, dass anders als in Gemünden, Karlstadt oder Zellingen für Lohr regelmäßig keine halbstündige, sondern nur eine stündliche Verbindung nach Würzburg existiert. Dies erachtet Paul als Kernforderung der Stadt Lohr im weiteren Prozess der Ausgestaltung des Regio-S-Bahnnetzes Mainfranken.

BEG: soll keine Verschlechterungen geben

Die 2022 beginnende Untersuchung soll laut der Pressemitteilung aus dem Büro Schwab insbesondere mittelfristige Verbesserungen für die überlastete Strecke Würzburg–Gemünden bringen, auf der es unter anderem erhebliche Pünktlichkeitsprobleme gebe. Aber auch für die Verbindungen nach Aschaffenburg sollen Verbesserungen erarbeitet werden. Unter dem Arbeitstitel "Regio-S-Bahn Mainfranken" solle zudem langfristig der Schienenpersonennahverkehr in Mainfranken weiterentwickelt werden. Entscheidende Infrastruktur-Maßnahmen des Bundes zur Entlastung des heutigen Schienennetzes würden jedoch frühestens in den 2030er-Jahren greifen.

Die BEG habe den Wunsch einer weiteren engen Abstimmung mit der Region im Rahmen der Machbarkeitsstudie. Diese sei die Grundlage dafür, dass das neue Angebot schließlich breite Akzeptanz finde. Für die einzelnen Kommunen solle sich dabei nichts verschlechtern, sondern die Zug-Anbindung im gesamten Landkreis verbessert werden – von der Mainschiene über den Sinngrund und das Saaletal bis in den Spessart. Dieser Punkt sei auch für das Landratsamt Main-Spessart entscheidend. Die BEG wünsche sich ihrerseits eine optimierte Verzahnung von Bahn und Bus in der Region.

 
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Kommentare
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  • Hindenburg
    Herr Schwab und Frau Sinner: setzen, Sechs!
    wie kann man den Landkreis nur so spalten. Einer wird eingeladen, andere nicht.
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  • Presse@Lramsp.de
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Und wer hat jetzt eingeladen, bzw. Lohr nicht eingeladen?
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  • molinarius21
    @Gardner: Warum wohl? War Lohr wohl negativ betroffen............? Sach- und Textverständnis erübrigt manche Kommentare.
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  • christian@kreatil.de
    Was ich mich bei der ganzen Diskussion frage: Wenn man prinzipiell den RE über die Nantenbacher Kurve nach Würzburg umleiten kann, wieso dann nicht auch Güterzüge? So viel langsamer fahren die nicht.
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  • kratz.obersinn@web.de
    Das ist doch mal eine gute Nachricht .. grinsen vielen Dank an alle Abgeordneten, Bürgermeister usw.die sich hier eingesetzt haben!

    Wen jetzt noch die Busse aus dem Sinngrund so ankommen bzw. getaktet werden
    daß sie nicht nur noch die Rücklichter des RE nach Würzburg sehen und der Aufenhalt für die Weiterfahrt nach Lohr/Frankfurt keine 40 min.mehr beträgt ,dann ist doch auch der ÖPNV einigermaßen attraktiv,vom Preis mal abzusehen.

    Einzige Kritik: Bahnsteig 9 in Gemünden ist eine Zumutung, da müsste man eigentlich sein Fahrgeld zurück bekommen!
    Schmal, kein Regenschutz,keine Sitzgelegenheiten und selbst wen man mittig steht max.1 mtr. zum Gleis rechts und links!

    Wäre doch mal eine Aufgabe für die MP,bitte mal anfragen bei der BEG weshalb der RB früh um 7.44 Uhr von Lohr kommend auf Gleis 9 fährt obwohl die restlichen 8 Gleise zu der Zeit ungenutzt sind..?!
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