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Glasofen
Mehrmals im Jahr "Hochzeitstag": Das Brautpaar des Hochzeitszugs der Grafschaftstrachtengruppe
Adrian Götzelmann und Sandra Fleischmann aus Glasofen mimen das Hochzeitspaar des historischen Hochzeitszugs der Trachtengruppe "Die Glasf'lder". Seit kurzem sind sie "richtig" verheiratet.
Zwei Mal dasselbe Paar: Sandra Fleischmann und Adrian Götzelmann mimen in Tracht das 'Hochzeitspaar' beim historischen Hochzeitszug der Grafschaftstrachtengruppe 'Die Glasf'lder' (links). Seit dem 22. Januar 2021 sind sie 'richtig' verheiratet. 
Foto: Heinz Matschiner, Bernhard Fleischmann | Zwei Mal dasselbe Paar: Sandra Fleischmann und Adrian Götzelmann mimen in Tracht das "Hochzeitspaar" beim historischen Hochzeitszug der Grafschaftstrachtengruppe "Die Glasf'lder" (links). Seit dem 22.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:03 Uhr

Männern wird nachgesagt, dass sie wichtige Termine vergessen: Geburtstage, Kennenlerntage, Hochzeitstage. Vielleicht ist es nur ein Klischee, vielleicht auch nicht. Der Glasofener Adrian Götzelmann (40 Jahre) wird den oft beschworenen "wichtigsten Tag" in seinem Leben wahrscheinlich nicht vergessen. Denn er hat, gemeinsam mit seiner Frau Sandra Fleischmann (34) gleich mehrmals im Jahr "Hochzeitstag".

Die beiden führen regelmäßig den historischen Hochzeitszug der Grafschaftstrachtengruppe "Die Glasf'lder" an (siehe Infokasten). Mittlerweile sind die beiden auch "richtig" verheiratet. Am 22. Januar 2021 gaben sich der Qualitätstechniker und seine Frau, die im Marketing eines Onlineversandhändlers arbeitet, das Ja-Wort vor dem Standesbeamten im Marktheidenfelder Franck-Haus. Das war auf den Tag genau 16 Jahre nachdem sie ein Paar wurden.

Als "Hochzeitspaar" auf dem Münchner Oktoberfest

Das "Hochzeitspaar" in historischer Tracht mimen sie bereits seit über zehn Jahren gemeinsam, erstmals auf dem Münchner Oktoberfest 2011. Götzelmann erinnert sich: "Ich musste den ganzen Festzug lang einen Regenschirm halten. Nach vier Kilometern tat mir der Arm weh."

Zuletzt im Jahr 2019 präsentierte die Grafschaftstrachtengruppe 'Die Glasf'lder' den historischen Hochzeitszug auf den Cannstatter Wasen, dem Volkfest in Stuttgart.
Foto: Heinz Matschiner | Zuletzt im Jahr 2019 präsentierte die Grafschaftstrachtengruppe "Die Glasf'lder" den historischen Hochzeitszug auf den Cannstatter Wasen, dem Volkfest in Stuttgart.

Ist es allerdings heiß und der Umzug überwiegend in der prallen Sonne, kann es ebenfalls sehr anstrengend werden. Denn Mieder, Röcke, Hosen und Kittel sind vor allem aus dunklen Stoffen geschneidert. "Wichtig ist, dass die Kleidung sitzt", so Götzelmann, der seit zwei Jahren die Trachtengruppe leitet. Seine Frau ergänzt: "Dann ist sie auch bequem." Nach und nach haben sich die beiden deshalb persönliche Stücke schneidern lassen.

Von Brautführer und -jungfer zum "Hochzeitspaar"

Bevor Fleischmann und Götzelmann zum "Hochzeitspaar" aufstiegen, trugen sie die Tracht eines Brautführers und einer Brautjungfer. Als "Hochzeitspaar" hatten sie schon Auftritte auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg, den Canstatter Wasen (Stuttgart) und in Saint-Malo (Frankreich).

Das Paar findet, dass die Feste, auf denen sie auftreten, gar nicht groß sein müssen. Vor allem die Festbesuche in Tracht in der näheren Umgebung – egal ob in der Heimatstadt Marktheidenfeld, in Bad Mergentheim, Miltenberg oder Wertheim – finden die beiden immer wieder schön.

Die Braut und ihre Brautjungfern tragen bunte Flitterkrone auf dem Kopf, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Foto: Martin Harth | Die Braut und ihre Brautjungfern tragen bunte Flitterkrone auf dem Kopf, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Anfang Juli nahmen "Die Glasf'lder" am "Tag der Franken" in Aschaffenburg teil. Dort wurde das Paar des Öfteren gefragt, ob sie tatsächlich an diesem Tag heiraten würden. Das sei ihnen zuvor noch nie passiert, wundern sie sich. Vielleicht hat das Publikum gespürt, dass die beiden frisch vermählt sind. "Es ist authentischer, wenn man tatsächlich ein Paar ist. Dann gibt man sich auch mal einen Kuss oder hält Händchen", so Adrian Götzelmann.

Publikum freut sich über Festtrachten

Die eigene Hochzeit empfand er als etwas ganz Besonderes. Schade finden die beiden, dass sie coronabedingt nur im kleinen Kreis heiraten konnten. Ob es noch eine kirchliche Trauung geben wird, steht noch nicht fest. Wenn ja, dann auf jeden Fall in Tracht, mit der Flitterkrone aus dem 19. Jahrhundert, die in Adrian Götzelmanns Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird. 

Schon als Bub gehörte Adrian Götzelmann zur Kindertrachtengruppe, die 1987 gegründet wurde. Wie er dazu kam, kann er heute gar nicht mehr sagen: "Ich bin da einfach hin, so wie die anderen Kinder aus dem Ort auch." Als Jugendlicher hatte er dann andere Interessen.

Grafschaftstrachtengruppe fördert die Gemeinschaft

Später schätzte er die Gemeinschaft, die die Trachtengruppe mit sich bringt, wieder. Und auch seine Freundin Sandra Fleischmann, die aus Wüstenzell (Lkr. Würzburg) stammt, nahm er mit zu den Tanzproben. "Es macht mir Spaß und ich habe mich schnell aufgenommen gefühlt", sagt sie. "Seit ich mit ihr zusammen bin, gehe ich auch wieder gerne und regelmäßig hin," so Götzelmann.

Er hofft, dass sich auch andere Tanzbegeisterte finden, die zur wöchentlichen Probe am Dienstag um 20.30 Uhr in das Glasofener Bürgerhaus kommen. Gerne gesehen sind auch Neulinge. Sie müssen nicht in dem Ort wohnen. Auch für die Kindertanzgruppe, die dienstags um 18 Uhr übt, werden noch Nachwuchstänzerinnen und -tänzer gesucht.

Der Hochzeitszug aus der Grafschaft

Die Grafschaftstrachtengruppe "Die Glasf'lder" stellt seit 1985 den Hochzeitszug nach historischem Vorbild nach. An der Spitze geht immer der Hochzeitslader, gefolgt vom Brautpaar. Ihnen folgen die Eltern, Brautjungfern, die wie die Braut "hohe Kränze" (Flitterkronen) auf dem Kopf haben, und die Brautführer im schwarzen Kamisol.
Die bunten Flitterkronen werden von Seidenbändern gehalten und stammen aus dem 19. Jahrhundert. Dazu trägt die Braut eine schwarze Tracht mit weißem Tuch. Den Bräutigam kleidet ein schwarzer Kamisol, ein Gehrock, mit blauer Weste, eine "Hirschlederne" (Hose) mit wertvollen Silberknöpfen und hohen Lederstiefeln. Auf dem Haupt trägt er einen fränkischen Dreispitz, verziert mit Seidenblumen.
Auch die weitere Festgesellschaft erscheint in Festtagstracht: Die Frauen mit Hauben und einer Halskette aus Glasperlen. Zur eher zurückhaltenden evangelischen Festtagstracht der verheirateten Frauen gehören bunte Schürzen sowie ein schwarzes Mieder mit bunter Stickerei und aufwendiger Paspelierung. Jüngere Frauen und Mädchen tragen das "Fränzele", ein gehäkeltes schwarzes Kopftuch.
Die Männer der Festgesellschaft im Grünkittel waren als Grafschaftler ("Laabfrösch") zu erkennen. Dazu tragen sie einen "Brusti", eine grün-blaue ärmellose Weste. Zur schwarzen Stoffhose gehören aufwendig bestickte Hosenträger, die oft über mehrere Generationen hinweg vererbt wurden. Die langen Lederstiefel wurden sommers wie winters zum Kirchgang und zum Tanz getragen.
Quelle: www.mm-glasofen.de
 
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