Beim Vortrag der Vertreterin des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, Jessica Simon, in der Arnsteiner Stadthalle klafften die Intentionen der Referentin und die Erwartungen der knapp 100 Besucher leider weit auseinander. Die Fachfrau für Wasserbau wollte einen Überblick über die Zusammenhänge von Klimawandel, Starkregen und Hochwasserereignissen geben, aber auch pauschale Möglichkeiten des Hochwasserschutzes anreißen. Auf der anderen Seite waren die betroffenen Bürger, die anhand der konkreten geografischen und geologischen Gegebenheiten ihrer Heimatorte Tipps für Hilfen, Schutz und Prävention erwartet hätten. Das gab zumindest nach dem gut einstündigen Vortrag einigen Unmut.
Wie kann man künftig die Schäden von Starkregenereignissen im Stadtteil Binsbach vermeiden? Welche Maßnahmen sind im Umfeld des prekären Gebiets um den Sassengraben in Büchold möglich und vorgesehen? Wie geht es weiter mit der "unendlichen Geschichte" um den Kesselgraben am Ostrand der Kernstadt von Arnstein? Das waren die Fragen, die den Besuchern auf den Nägeln brannten. Sie wollten wissen, welche Unterstützungen es hier seitens des Wasserwirtschaftsamtes und der Staatsregierung gibt.
Die Intensität der Niederschläge verschiebt sich
Die Informationen über den globalen Wasserkreislauf waren durchaus interessant. Gezeigt wurde beispielsweise, dass kaum zwei Prozent des Oberflächenabflusses der jährlichen Niederschläge ins Grundwasser gelangen. Der Rest fließt ab, letztendlich in die Ozeane. Nicht neu, aber dennoch beunruhigend war die Information, dass nicht zuletzt durch den Klimawandel die Verdunstungsrate steigt und im Gegenzug die Grundwasserneubildung dramatisch zurückgeht – auch durch die weiter fortschreitende Flächenversiegelung. Bewegend waren Filmaufnahmen von einem Starkregenereignis in Simbach (Lkr. Rottal-Inn) im Jahr 2016.
Die Referentin stellte die Zusammenhänge zu vermehrten Sturzfluten, Starkregenereignissen und Flussüberschwemmungen her: Die Niederschlagsintensität verschiebt sich, während im Sommer oder Herbst oft Niedrigwasser auftritt, steigt die Hochwassergefahr im Winter drastisch, so Simon. Eine Besonderheit der Topografie von Arnstein sind die Wern in Ost-West-Richtung und die Zuflüsse von Krebsbach (Büchold) sowie Schwabbach (Schwebenried) aus dem Norden. Diese Wasserläufe sind durch die Tallagen eingeengt und können leicht über die Ufer treten.
Betonmauern schützen gegen Hangwasser
Was tun gegen die Gefahren von Starkregen und Überschwemmungen? Hier gab es zum Leidwesen vieler Zuhörer weitestgehend pauschale Hinweise. Die Nutzung von Gewässerrandstreifen, der Anbau von Zwischenfrüchten, begrünte Abflusswege in der Landschaft waren für viele nicht zielführend. Auch der Tipp zu mäandrierenden, also kurvenreichen, statt geradlinigen Flussläufen erfüllten nicht die Erwartungen.
Hilfreicher waren dann Präventionsmaßnahmen wie die wiederkehrende Unterhaltung der Gewässer, die Entfernung von Gefahrenstellen, um Verklausungen (Verstopfung durch Rückstau) zu vermeiden und die Schaffung von Ausufermöglichkeiten. Anlieger könnten sich durch Betonmauern vor Hangwasser schützen, Fenster in tiefer gelegenen und überflutungsgefährdeten Gebäudeteilen sollten nach außen öffnen, um den Wasserdruck abzuhalten und Vorräte oder Dokumente sollten nicht hier aufbewahrt werden. Gemeinden könnten technische Schutzanlagen wie Rückhaltebecken, Deiche, Mauern errichten oder mobile Elemente bereithalten.
Fischteiche am Sassengraben reichen nicht als Rückhaltebecken aus
In der Gesprächsrunde äußerten sich vornehmlich Anwohner aus Binsbach und Büchold. Mehr als zehn Jahre ist das gravierende Ereignis in Binsbach her, das in wenigen Minuten zu verheerenden Schäden geführt hatte. "Was ist danach geschehen? Es hatte für uns keine positiven Folgen", klagte ein Betroffener. Weder die Stadt Arnstein noch das Wasserwirtschaftsamt hätten Maßnahmen ergriffen, um Abhilfe zu schaffen. Ähnlich war die Unzufriedenheit beim Sassengraben in Büchold. Dort gibt es zwar Fischteiche, die als Regenrückhaltebecken dienen können, bei Überlauf ist aber der Graben dann schnell voll und das Dorf betroffen.
Gefordert wurden in der Diskussion mehr Rückhaltebecken, gezielte Ableitungen und Renaturierungsmaßnahmen. Bürgermeister Franz-Josef Sauer betonte, Starkregenereignisse müssten in der Fläche vor den Wohnorten angegangen werden. Dazu könne das Wasserwirtschaftsamt nach entsprechenden Raumordnungsverfahren sehr wohl wertvolle planerische Unterstützung leisten. Die Referentin Simon betonte aber, das Amt könne nur Konzepte erstellen und den Betroffenen an die Hand geben. Fördermöglichkeiten für Privatpersonen gebe es derzeit nicht. Simon versprach, die Anregungen der Arnsteiner mit nach Aschaffenburg zu nehmen.