Leicht gefallen ist den Dreien der Schritt an die Öffentlichkeit nicht. Das spürt man. Was Thomas Grön, Monika Stamm und Stefan Ehrl dazu antreibt, sind zwei Beweggründe: Zum einen der Ärger darüber, wie mit ihren Anliegen umgegangen wird, zum anderen die Sorge, dass diese zwischen den Mahlsteinen der Politik zerrieben werden. Am Donnerstag wird sich der Marktheidenfelder Stadtrat mit dem Prüfauftrag der CSU befassen. Die Fragestellung: Ist die Erweiterung des Mehrgenerationenspielplatzes nicht am Jugendzentrum besser platziert? Die Familien Stamm, Ehrl und Grön sind schon lange dieser Ansicht.
Sie haben beim Landratsamt Main-Spessart Einspruch gegen die Pläne der Stadt erhoben. Ihre Anwesen grenzen an die Erweiterungsfläche an. Die Familien fürchten unzumutbare Lärmbelästigung, zunehmenden Parkverkehr, Vermüllung und Sachbeschädigung. Bislang hätten sie als Anlieger der Mainwiese nie etwas gesagt: Nicht, wenn zu Laurenzi-Zeiten dort geparkt wird, nicht bei Festen der Lorbser oder Events wie der BR-Radltour, schon gar nicht wegen des Kinderspielplatzes. Jetzt aber liegen ihre Nerven blank. "Keiner kann von uns erwarten, dass wir hier eine Partyzone erdulden", sagt Thomas Grön. "Wir wollen diese digital-elektronische Lärmbelästigung nicht."
Geräte machen Lärm und fressen Strom
Schon heute habe sich der Platz unterhalb der ehemaligen TV-Turnhalle bei jungen Leuten zum "Chill-Out-Bereich" entwickelt. Wiederholt hätten die Anwohner die Feiernden wegen nächtlicher Ruhestörung ermahnen müssen. Nun sollten nebenan auf das Gelände auch noch eine elektronische "Sutu"-Torwand und ein "Memo"-Spielfeld mit sieben Lautsprechern, dazu ein Beachvolleyballplatz. Dass sich alle Stadträte mit diesen Geräten, dem von ihnen erzeugten Lärm und dem Stromverbrauch befasst haben, bezweifelt Stefan Ehrl.
Die Aussagekraft des Gutachtens des Höchberger Büros Wölfel, das im Auftrag der Stadt Marktheidenfeld im Sommer 2017 eine "Schallimmissionsprognose Sport- und Freizeitlärm" erstellte, stellen die Anwohner in Frage. Zum einen sei die Ausrichtung und Lage der Sportgeräte in den heutigen Plänen eine völlig andere, so treffe etwa der Schall auf die Häuser und gehe nicht mehr in Richtung Main. Zum anderen würden Geräte und Volleyballfeld sicher auch am Abend oder gar in der Nacht genutzt, was bei der Torwand auch ohne Strom möglich sei. Vom Scheppern des metallenen Ballfangzaunes ganz abgesehen. Ohnehin finden es Gymnasiallehrer Grön und Ehrl, Inhaber der proLogo Nachhilfe, "absurd, Jugendlichen für ihre Freizeitgestaltung abermals digitales Spielgerät anzubieten".
Keinerlei Reaktion aus dem Rathaus
Was Grön, Stamm und Ehrl aber besonders enttäuscht, ist ihr Eindruck, dass die Stadt den Bauantrag im Februar 2019 "hinter unserem Rücken nach Karlstadt geschickt hat". Erst als man dort festgestellt habe, dass die Unterschriften der Nachbarn fehlten, habe der Stadtbote im Juli 2019 die Unterlagen vorbei gebracht. Ihren Einspruch haben die Familien am 12. August ans Landratsamt geschickt und am 2. September der Bürgermeisterin und allen Stadträten zur Kenntnis gegeben. Doch nur die CSU und Ludwig Keller hätten reagiert. Bei der Stadt selbst herrsche Schweigen. Stefan Ehrl: "Es ist unfassbar, dass keiner von uns auch nur einen Anruf oder eine Mail bekommen hat."
Dabei hätte man schon bei Erstellung der Pläne ein Gespräch erwarten können, meint Grön. "Mit uns hat niemand Kontakt gesucht." Das gelte auch für den Jugendbeirat, der große Umfragen bei den Jugendlichen durchführte, um deren Wünsche zu erkunden. "Vom Jugendbeirat ist niemand auf uns zugegangen", so Monika Stamm. Grön ärgert sich: "Es kann doch nicht sein, dass die jungen Leute ihren Spaß haben auf Kosten der Nachbarn und kein Mensch hat jemals vorher die Anwohner gefragt." Seit langem hat Grön Graffiti-Schmierereien an seiner Hauswand und rechnet damit, dass diese bei Einrichtung eines, wie er es nennt " Jugendplatzes", noch zunehmen werden.
Erweiterung liegt im Hochwasserbereich
Einig sind sich die Anwohner darin, dass der auf die Jugend ausgerichtete Bereich am Jugendzentrum besser aufgehoben ist. Dafür spreche auch, dass das Hochwasser die bisher dafür vorgesehene Wiese erreicht, was dann weder für den gesandeten Volleyballplatz noch für die Elektrogeräte bekömmlich sei. Das Argument mit der Förderung des Projekts, die es nur bei zusammenhängender Bebauung gebe, zieht nach Meinung von Ehrl nicht. Seiner Ansicht nach werde es auch Zuschüsse geben, wenn der Mehrgenerationenspielplatz zunächst um ein seniorengerechtes Areal und über weitere Bausteine dann mit dem Bereich Jugendzentrum verknüpft werde.
Die offenen Streitfragen an der Mainlände wie Baustraße und Mainkaiparkplatz seien nicht ihr Thema, betonen die Drei, fürchten aber, dass genau das bei der Entscheidung in den Vordergrund rücke nach allem was sie aus den Andeutungen der Politik herauszuhören glauben. Thomas Grön stellt klar: "Die Parteien instrumentalisieren ganz klar unsere berechtigten Einwände, um das Ping-Pong-Spiel Baustraße zu/Baustraße auf weiter zu spielen." Er macht aber auch deutlich, dass er, wenn die Stadt an ihrem Bauvorhaben am bisher ins Auge gefassten Platz beharre, Rechtsmittel einlege. In dieser Absicht sind sie sich einig – Thomas Grön und seine Mutter Melitta, Familie Ehrl sowie Monika Stamm und ihre Mutter Maria Leonore.
Genau dieses Verhalten sorgt dafür das der Unmut der Bürger wächst , weil
man leider auch hier keinen zur Verantwortung ziehen wird.
Muss man wirklich noch zusätzlich digitale Spielgeräte aufstellen ??
Das Leben ist nicht immer ein Wunschkonzert und für mich gibt es
wichtigere Dinge , auch noch im sozialen Bereich , wo man sich
noch besser aufstellen könnte.