Nun soll es in Main-Spessart womöglich doch schon früher weitere Öffnungsschritte geben. Das teilt das Landratsamt mit. Seit zehn Tagen liegt die Inzidenz in Main-Spessart unter der 100er-Grenze. Während es in anderen Landkreisen mit vergleichbar niedrigem Infektionsgeschehen wie Kitzingen oder Würzburg schon am Montag weitere Öffnungen gab, blieben die Biergärten, Theater und Kinos in Main-Spessart bisher noch zu.
Große Verwirrung: Zwei-Wochen-Regelung gilt doch nicht
Vergangene Woche begründete das Landratsamt diese Entscheidung mit einer "Vorgabe des Bayerischen Gesundheitsministeriums". Danach sollte die Sieben-Tage-Inzidenz für die Öffnung der Außengastronomie mindestens 14 Tage in Folge unter 100 liegen, hieß es von Seiten des Landratsamts. Für Main-Spessart hatte die Behörde errechnet, dass frühestens am kommenden Freitag, 14. Mai, die Gastronomie wieder öffnen darf.
Verwunderlich ist dabei, dass zum Beispiel im Landkreis Kitzingen schon Ende vergangener Woche Lockerungen für Montag in Aussicht gestellt wurden – und das, obwohl dort die Inzidenz zu diesem Zeitpunkt erst seit fünf Tagen unter 100 lag. Einen entsprechenden Antrag habe das bayerische Gesundheitsministerium am Freitagabend bereits genehmigt, erklärt Corinna Petzold-Mühl, Pressesprecherin des Landratsamtes Kitzingen auf Anfrage.
Tatsächlich gab es vergangene Woche große Verwirrung um die Frage, wann genau offiziell eine "stabile Inzidenz" vorliegt, bei der Landratsämter weitere Öffnungen beantragen können. Mal war die Rede von fünf Tagen, mal von sieben Tagen. Laut Petzold hat das Ministerium erst am Samstag noch einmal konkretisiert, was "stabil" bedeuten soll. Die Stabilität sei gegeben, wenn die Inzidenz fünf Tage in Folge unter 100 liegt. Dann seien zwei weitere Tage Zeit zur Umsetzung angedacht und am achten Tag dürfen Öffnungsschritte erfolgen. In Kitzingen hatte man vergangene Woche trotz der Unklarheit vorsorglich schon einmal einen Antrag gestellt – mit Erfolg.
Kenner: Zu wenige Informationen kommen bei Bürgern an
Das Landratsamt Main-Spessart hat am Montag nun auch die Genehmigung weiterer Öffnungsschritte beantragt. "Erst heute ging hierzu seitens des Ministeriums die Änderung ein, dass bereits sieben Tage als ausreichend erachtet werden, um eine Lage als stabil einzuordnen", heißt es von der Pressestelle des Landratsamtes Main-Spessart. Nun warte man auf eine Rückmeldung.
Dass viele Leute am Montag bei dem Regel-Wirrwarr nicht mehr durchblickten, bestätigt Rainer Kenner von der Karlstadter Kneipe Liesl, die auch einen Biergarten hat. "Den ganzen Tag haben Gäste angerufen, die ein Bier trinken wollen. Die Leute sind einfach heiß." Er selbst habe nicht gewusst, ob er aufmachen darf oder nicht. "Um nichts falsch zu machen, habe ich zu gelassen." Kenner kritisiert, dass zu wenig Informationen bei den Bürgern ankommen. Schon seit vier Wochen stünden er und sein Personal in den Startlöchern.
Sitter: Öffnungen bis spätestens Ende der Woche
"Unabhängig von den rechtlichen Vorgaben vertreten wir den Standpunkt – den wir übrigens nach Abfrage auch mit Gastronomen aus Main-Spessart teilen – hier vorsichtig zu agieren und die Lage genau im Blick zu behalten", wird Landrätin Sabine Sitter in einer Pressemitteilung zitiert. Sobald man von der Regierung von Unterfranken eine Antwort erhalte, sehe man sich in der Lage, "flexibel zu reagieren und bei weiterhin stabiler Lage" Öffnungen zu erlauben. "Dies wird spätestens zum Wochenende hin der Fall sein."
Bei all der Freude über weitere Öffnungen müsse es "unser Ziel" sein, dass "unsere Gastronomie, Kultureinrichtungen und Sportmöglichkeiten längerfristig geöffnet bleiben und nicht nach kurzer Zeit erneut Schließungen drohen", so Sitter. "Mit einem ständigen Auf und Zu ist niemandem gedient." Daher appelliere sie auch weiterhin an die Bevölkerung, sich umsichtig zu verhalten und weiterhin die Hygiene-, Kontakt- und Abstandregeln zu beachten.