Am Sonntagmorgen steht Thomas Dauenhauer im Biergarten seines Hotels Franziskaner in Dettelbach. Der Himmel über ihm stahlblau, die Zukunft rosarot, wenn man das so sagen kann. Dauenhauer hat ernüchternde Monate hinter sich. Aber das ist in diesem Moment alles vergessen. Hier und jetzt geht es um gute Laune, um Zuversicht, um einen Neuanfang. Man kann Dauenhauers Fröhlichkeit durchs Telefon hören. An diesem Montag dürfen er und seine Kollegen im Landkreis Kitzingen ihre Außenbereiche wieder öffnen, und Dauenhauer will zu den Ersten gehören, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.
Tische werden gewischt, Scheiben geputzt. Nur mit dem Bier, sagt Dauenhauer, dauere es noch, viele Brauereien seien noch nicht so weit und müssten die Produktion erst wieder hochfahren. Dauenhauer hat den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da ruft ihm einer seiner Mitarbeiter etwas zu. „Also“, korrigiert sich der Chef, „Weizen und Pils sind gestern gekommen. Es gibt endlich auch wieder Bier mit Schaum.“
Die Stimmung in der Branche ist schwer zu beschreiben
Wenn es eine Branche gibt, die unter dem Corona-Lockdown besonders gelitten hat, dann ist es die der Hoteliers und Gastronomen. Als Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes ist Dauenhauer ihr Sprachrohr in Richtung Politik und Öffentlichkeit. Hunderte von Gesprächen hat der umtriebige Dettelbacher in den vergangenen Wochen und Monaten geführt. Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen? Schwierig, das in einem Wort zu beschreiben, weil sich diese Stimmung immer wieder geändert hat.
Beginnend am 2. November vorigen Jahres verhängte die Politik einen Teil-Lockdown, um – wie es hieß – die Welle der Corona-Infektionen zu brechen. Schon damals fand Dauenhauer es „rätselhaft, dass ausgerechnet wir Gastronomen die Welle brechen sollten“. Aber wie alle im Land trug er die Schließung der Gaststätten mit. Sie sollte – so hatte man den Wirten gesagt – ja nur von kurzer Dauer sein.
Immer wieder wurden Wirte vertröstet - manche sind verzweifelt
Im November hieß es, sie müssten bis Mitte Dezember durchhalten, „dann wird es eine schöne Weihnachtszeit“, erinnert sich Dauenhauer. Kurz vor Weihnachten sagte man ihnen, spätestens am 10. Januar könnten sie wieder aufmachen. Es wurde Februar und dann März.
Kurz vor Ostern richtete Dauenhauer seinen Biergarten her, weil er den Aussagen glaubte, dass an Ostern Außengastronomie möglich sein sollte. Auch diese Hoffnung zerschlug sich. „Manche Kollegen sind darüber verzweifelt“, sagt er heute. „Auch ich war am Verzweifeln. Umso wichtiger ist, dass wir jetzt eine Perspektive haben.“
An diesem Montag soll es im Biergarten seines Hotels in Dettelbach einen offiziellen Eröffnungstermin geben, stellvertretend für den ganzen Landkreis. Am Donnerstag saß Dauenhauer in einer Videoschalte mit dem bayerischen Gesundheitsminister, am Samstag kam die schriftliche Zusage des Landratsamts. Für Kreise mit stabilem Sieben-Tage-Inzidenzwert unter 100 soll es erste Öffnungsschritte geben.
„Eine tolle Entwicklung“, sagt Thomas Dauenhauer. Landrätin, Bürgermeister und Abgeordnete haben sich für den Termin angekündigt. Es geht nicht nur darum, einen Biergarten aufzusperren. Es geht um ein Signal: Wir sind wieder da! Nach all den tristen Tagen ist das schon eine gute Nachricht.