"Das gebackene Tatar schmeckt genauso gut, wie vor einem halben Jahr", sagt Michael Haas. Die Freude darüber, dass er die Spezialität des "Weinhauses am Spielberg" in Randersacker zusammen mit einem Freund und einen Schoppen auf der Terrasse genießen kann, merkt man ihm an. Es ist 12.30 Uhr, 10. Mai, im Landkreis Würzburg darf man zum ersten Mal seit der Schließung am 2. November wieder am Tisch eines Restaurants sitzen und etwas essen und trinken. Auf der Terrasse des "Spielbergs" genießen die ersten Gäste die neue Freiheit. Auf den Tischen dampft das Essen und die Stimmung ist hervorragend.
"Es tut gut", sagt Elke Braun, die ein paar Tische weiter in der Mittagssonne sitzt. Am Tisch zu bestellen, bedient zu werden und etwas zu essen, was frisch gekocht wurde, habe ihr wirklich gefehlt. "Das ist einfach etwas anderes als to-go-Essen." Mit dem Restaurantbesuch am hellichten Werktag holen Elke Braun und ihr Mann den Muttertag vom Sonntag nach. Da die beiden ein Haushalt sind und niemand sonst bei ihnen sitzt, mussten sie sich für das Mittagessen im Lokal nicht testen lassen.
Zwei Ehepaare, zwei Impfpässe und zwei Negativtests
Anders ist das bei den vier Personen, die Wirtin Stefanie Sokoll gerade am Stehtisch neben dem Desinfektionsständer am Eingang begrüßt. Die Gäste, ein Ehepaar aus Würzburg und dessen Freunde aus Mainstockheim, sind am Main entlang nach Randersacker gewandert. Ein Paar zückt die Impfausweise, mit denen die vollständige Immunisierung bestätigt ist. Das andere Ehepaar hat dagegen noch keinen kompletten Impfschutz und ist vor dem Treffen an einer Teststation gewesen. Wirtin Sokoll schaut sich die ausgedruckten Testergebnisse an und die vier Freunde werden zu ihrem Tisch gebracht.
Laut Corona-Verordnung darf die Außengastronomie bei einer 7-Tages-Inzidenz von unter 100 öffnen. Vorgeschrieben sind dabei Tischreservierung und die Dokumentation für die Kontaktnachverfolgung. Einen Negativtest müssen Gäste nur vorlegen, wenn Personen aus mehr als einem Hausstand an einem Tisch sitzen, die weder geimpft noch genesen sind. Wenn die Inzidenz zwischen 50 und 35 liegt, entfällt diese Testpflicht. Dann sind zwei Hausstände mit maximal fünf Personen pro Tisch erlaubt.
Auch Michael Haas und Udo Urlaub haben sich vor dem Mittagessen extra noch in Würzburg testen lassen. Ein bisschen umständlich, doch die Gelegenheit, wieder einmal im Stammlokal gemeinsam Mittagessen zu essen, sei es ihnen wert gewesen. "Außerdem wollen wir jetzt die Gastronomie auch unterstützen", sagt Urlaub.
Für die Gastronomie ist die Situation trotz erster Öffnungsschritte nicht ganz leicht. Erstens sind die Bestimmungen verwirrend und zweitens gibt es große Unsicherheit angesichts der Schwankungen bei den Inzidenzzahlen. Außerdem macht die Beschränkung auf Außengastronomie die Organisation von Personal und Speisenangebot schwierig - ist das Wetter schlecht, muss der Betrieb wieder runter fahren. Im "Spielberg" fängt man deshalb zunächst mit einer etwas kleineren Tageskarte an.
"Wunderschön", sagt Wirtin Sokoll auf die Frage, wie es sich anfühlt, wieder Gäste in ihrem Weinlokal willkommen zu heißen. "Auch mein Mann freut sich, dass er in der Küche wieder das Essen auf den Teller anrichten kann." Das to-go-Geschäft am Wochenende sei kein echter Ersatz für die persönliche Bewirtung gewesen, die es im Spielberg gibt. "Der Kontakt zu den Gästen hat mir gefehlt und den Gästen hat der Spielberg als Ort der Geselligkeit gefehlt."
Geselligkeit, Gemütlichkeit, Genuss - am Montag konnten Gäste im "Spielberg" und anderen Lokalen im Landkreis Würzburg das wieder erleben und feststellen, was sie die vergangenen sechs Monate vermisst haben.
Papier ist geduldig
Übrigens:
Diesbezüglich würde auch niemand Ihre Kommentare vermissen.
Persönliche Anfeindungen sollten eigentlich unterbleiben.
Ansonsten hat die Gastronomie genau genommen keinen Neustart da sie immer wieder mal öffnen konnte - andere Branchen haben seit Frühjahr 2020 durchgängig geschlossen und keine Chance auf baldige Arbeitsaufnahme. Davon ab hat die Gastronomie Wege gefunden, Einnahmen ohne grosse Ausgaben zu kreieren. Ich erwähne dabei den Aussenverkauf, Lieferdienste, Essen to go und das Wohnmobil-Dinner. So ganz pleite dürften die demnach nicht sein.