Stumm und staunend saßen sie da, starrten durch den Gitterzaun auf das Paar auf dem Nachbargrundstück: Die Handvoll Kinder der Mittagsbetreuung waren am Mittwoch faszinierte Zeugen einer Geburt. Den Hintergrund auf der Rückseite der Scheune im Hutzelhof hatten sie tags zuvor schon registriert. Doch was kommt jetzt? "Cool!", jubelte einer der Jungs, als Stefanie und Jamie Paul Scanlon bestätigten: Das wird Superman.
Ein besonderer Superman allerdings: Einer, der aus den bewaldeten Hügeln des Spessarts aufsteigt und scheinbar das Dach der stattlichen Scheune im Hof des Anwesens in der Grabenstraße hält. Einer, den vor allem und fast ausschließlich die gut 200 Grundschüler sowie ihre knapp 20 Lehrer und Betreuer zu sehen bekommen. Gebannt verfolgten die Mittagsbetreuten, dass die Verwirklichung gar nicht so einfach ist.
Stefanie Scanlon kniete anfänglich noch am Boden, um mit einer feinen Klinge letzte Hand anzulegen an eine der drei Schablonen, die das Ehepaar aus dem Steinfelder Ortsteil Hausen vorbereitet hatte. Dann kämpften beide mit leichtem Wind und der bisweilen starken Sonne, die den Klebstoff der Klebebänder aufweicht: Die Klebebänder, mit denen die Schablone an der Wand festgemacht werden sollten, wollten auf dem gar nicht so rauhen Putz nicht so recht halten.
Erst dann kamen die Sprühdosen zum Einsatz: PSY und JPS, so die Signaturen der beiden Streetart-Künstler, legten los. Sie unten, er oben auf dem Gerüst. Sprühdosen wanderten in beide Richtungen, die Originalvorlage wurde nochmal studiert. Als die erste Schablone entfernt wurde, erkannten die Schüler den roten Umhang von Superman. Der Korpus selbst war noch ausgespart und folgte erst mit den nächsten Schablonen.
Am späten Nachmittag dann war das Werk vollendet: Dank Hermann Hutzel, der die Wand zum Besprühen zur Verfügung gestellt hat, wird Superman Generationen von Grundschülern begeistern und inspirieren.
Für den 42-jährigen Engländer und seine elf Jahre jüngere Frau ist es das zweite große Werk, dass sie in Lohr hinterlassen. Ihr Erstlingswerk sprühten sie vor drei Jahren auf die Betonwände am Lohrer Kaibachufer: Schneewittchen und die sieben Zwerge.