Zwei Jahre lang wurde er ausgebrütet. Dieser Tage nun ist er quasi geschlüpft: ein lebensgroßer Tyrannosaurus Rex, den Jamie Paul und Stefanie Scanlon an den Klärturm der Kläranlage im Steinfelder Ortsteil Hausen gesprüht haben.
Dass die beiden so lange gezaudert hatten, ihre Idee in die Tat umzusetzen, hat seinen Grund: Es ist das bislang größte Graffito, das der aus dem englischen Bristol stammende Streetart-Künstler und seine Frau geschaffen haben. Die Dimension der königlichen Echse war eine Herausforderung, die sie lange vor sich hergeschoben haben. Denn das Paar arbeitet mit Schablonen.
Wie fertigt man eine solch große Schablone?
Doch wie eine Schablone herstellen für ein Wesen, das um die vier Meter hoch und – auch perspektivisch gesehen – noch ein Stück länger ist? Zumindest die Proportionen und Abmessungen sollten stimmen. Die beiden wählten ein Saurier-Foto aus dem Film "Jurassic World" und vergrößerten es Stück für Stück, bis die Teile Original-Format erreichten. "Das waren einige hundert Din-A-4-Ausdrucke", schildert Stefanie Scanlon. "Einen Großformatdrucker haben wir leider nicht."
Diese Ausdrucke klebten sie dann auf Din-A-1-Bögen und setzten den Riesen auf diese Weise Stück für Stück zusammen. Zwei Jahre schlummerte diese Vorarbeit im heimischen Fundus in Hausen. Jetzt war es an der Zeit, das wahrhaft große Projekt anzugehen. Die Scanlons klebten die großen Bögen mit Klebebändern zusammen und befestigten sie an der Betonwand. Dafür brauchten sie dann auch eine Leiter und ein Gerüst, das Stefanie Scanlon von einer Arbeitskollegin ausgeliehen hatte.
Etwas anders als gewohnt
Anders als sonst, wo sie für jedes Detail, jede Farbe eine eigene Schablone anfertigen, sprühten sie bei diesem Werk größere Flächen frei Hand. Ein sonniger Nachmittag genügten dem 42-Jährigen und seiner elf Jahre jüngeren Frau, um es zu vollenden. Mit etwa zehn Sprühdosen Farbe setzt der Tyrannosaurus nun einen unübersehbaren Akzent auf dem ansonsten schnöden Zweckbau.
Der Saurier ist allerdings nicht allein: Um die 17 Ideen haben die beiden dort schon verwirklicht, manche davon im Miniaturformat, andere großflächiger, aber keines so groß wie das Monster am Klärturm. "Wir wissen es zu schätzen, dass uns die Gemeinde Steinfeld in der Kläranlage freie Hand lässt, damit wir uns künstlerisch austoben können", dankt Stefanie Scanlon der Kommune. "Uns geht es ja hauptsächlich um den Spaß und darum, die Leute glücklich zu machen – das ist das Wichtigste."
Nächste tierische Erscheinung
Welche Projekte als nächstes anstehen, soll eine Überraschung bleiben, sagt Stefanie Scanlon und macht nur eine Ausnahme: Eine Wildsau haben die beiden vorbereitet, und die wollen sie "möglichst schnell rausbekommen". Bleibt abzuwarten, wo sie die Katze letztlich aus dem Sack lassen, wer eine öffentlich sichtbare Wandfläche zur Verfügung stellt.