
Für kurze Zeit sah es am Donnerstagabend in der Sitzung des Marktheidenfelder Stadtrats so aus, als würden die Pläne der KRE Group für das Lermann-Areal scheitern. "Ich muss offen sagen: Wenn wir jetzt nicht zu einem Beschluss kommen, müssen wir uns etwas anderes für das Gelände überlegen", sagte Lars Krakat, Geschäftsführer von KRE. Ein kompletter Ausstieg aus dem Projekt komme zwar nicht in Frage. Doch wenn man nicht zu einer Einigung komme, müsse das Bestandsgebäude erst einmal so bestehen bleiben. Und das könne im Stadtrat wohl keiner wollen, ließ Investor Krakat anklingen. Nach dieser Art Machtwort und einer halbstündigen Beratungspause stimmte das Gremium mit fünf Gegenstimmen den vorgestellten Plänen zu.
Einzelhandel und betreutes Wohnen Richtung Luitpoldstraße
Bevor sich die rege Diskussion entspann, stellten Wolfgang Filippi von der Dreßler Bauträger GmbH und Architekt Alexander Pfeuffer von Orf + Vizl dem Gremium das Gesamtmodell vor. Die Stellungnahmen des Landratsamts und der Stadt Marktheidenfeld wurden darin bereits berücksichtigt. Die bestehenden Gebäude sollen abgerissen und der Neubau in zwei Teile gegliedert werden. Das Haus 1 soll zur Luitpoldstraße hin Platz für einen Drogeriemarkt (Rossmann) bieten, auf der Rückseite des Gebäudes ist im Erdgeschoss ein Supermarkt (tegut) geplant.
Darüber schließen sich auf drei Obergeschossen eine Tagespflege mit 20 Plätzen sowie 67 Einheiten für betreutes Wohnen an, betrieben von der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Alle Balkone sollen auf den begrünten Innenhof zeigen. Das Wohngruppenkonzept der AWO, das auf Eigenständigkeit im Alter setzt, stellte Ulrike Hahn vom Bezirksverband vor.
In einer Tiefgarage sind Parkplätze für die Mitarbeiter der AWO, des Supermarkts und des Drogeriemarktes vorgesehen. Kundenparkplätze soll es dort nicht geben. Stattdessen sind auf Wunsch von tegut 120 Stellplätze oberirdisch zwischen Ausgang des Supermarkts und dem zweiten Gebäude vorgesehen. Für den Bau ist eine Höhe von 16,50 Meter veranschlagt, darin ist bereits ein Meter Puffer enthalten. Zum Vergleich: Das jetzige Lermann-Hochhaus ist 24,20 Meter hoch.

Seniorenheim mit Café Richtung Echterstraße
Im Haus 2, das von oben durch die Echterstraße begrenzt wird, ist ein Seniorenheim vorgesehen, ebenfalls mit drei Obergeschossen und einer Höhe von 15,30 Meter. Hier sollen in sieben Wohnbereichen 112 Plätze entstehen, im Erdgeschoss ist ein Café geplant, das auch für die Allgemeinheit zugänglich sein soll. Vor dem Gebäude soll ein Gartendeck entstehen.
Die Stellungnahmen der Stadtratsmitglieder eröffnete Holger Seidel (FW) mit den Worten "Ich bin enttäuscht". Er kritisierte vor allem, dass von dem anfänglichen Plan, Wohnraum für alle zu bieten, nicht mehr viel übrig sei. Zwar sei er dankbar für den Platz für Senioren, doch gerade in Marktheidenfeld sei man händeringend auf der Suche nach Wohnraum für alle Altersgruppen. Auch die optische Gestaltung nannte er "Geschmackssache".
Kritik an Parkplätzen, Zufahrt und mangelnder Durchlässigkeit
Einige praktische Kritikpunkte brachte Hermann Menig (SPD) an: Die Ludwigstraße sei dem Verkehrsaufkommen nicht gewachsen und der Alte Festplatz werde vermutlich als Parkplatz missbraucht werden, da die vorgesehenen Stellplätze zu knapp seien. Außerdem sei die geplante Anlieferung der Waren für den Supermarkt über die einzige Zufahrt an der Ludwigstraße ein Unfallschwerpunkt, das könne er aus Erfahrung jetzt schon sagen. Insgesamt finde auch er enttäuschend, was aus den Plänen geworden sei.

Für die Grünen fragte Susanne Rinno, warum nicht mehr Durchlässigkeit in Richtung Luitpoldstraße möglich sei, um die Verbindung zur Innenstadt zu schaffen.
Wolfgang Filippi verwies auf die Vorgaben durch die Behörden, die zum Beispiel durch die Anzahl der Geschosse die Möglichkeiten beim Wohnungsbau eingeschränkt hätten. Die Durchlässigkeit zur Luitpoldstraße hätte der Marktbetreiber nicht gewollt, es seien aber Fenster geplant und keine geschlossene Wand. Hermann Menig entgegnete er, dass weitere Zufahrten ebenfalls vom Landratsamt blockiert wurden und der Stellplatzschlüssel sogar übererfüllt werde.
Warnung, dass der Investor die Lust verliere
Christian Menig (CSU) hingegen fand, dass es "völlig daneben sei, von einer Enttäuschung zu sprechen". Er erinnerte daran, dass das Areal nicht mehr der Stadt gehöre und es legitim sei, dass KRE damit Geld verdienen wolle. Er warnte davor, dass der Investor bei weiterer Ablehnung "irgendwann keine Lust mehr habe". Menig bezeichnete die Pläne als sehr gelungen, jedoch müsse das Gebäude zur Echterstraße hin niedriger werden.
Dem schloss sich Bürgermeister Thomas Stamm inhaltlich an: "Es geht verloren, dass sich auf dem Gelände etwas tun soll." Richard Oswald (CSU) verdeutlichte noch einmal den Wunsch vieler Räte nach einer kleinteiligeren Gestaltung, weg von der industriellen Standard-Fassade: "Damit haben viele Bauchschmerzen."
Geschosshöhe ist nicht mehr verhandelbar
Dass die Geschösshöhe des Gebäudes zur Echterstraße jedoch nicht mehr verhandelbar sei, machte Filippi deutlich. Ein Geschoss weniger bedeute 32 Plätze weniger. Damit sei das Seniorenheim nicht mehr rentabel. "Dann wird es die Einrichtung nicht geben", so Filippi.
Nach einigem Hin und Her wurde vom Geschäftsleitenden Beamten der Stadt, Matthias Hanakam, noch einmal klargestellt: Die jetzige Abstimmung sei zwar noch kein Entschluss über den Bebauungsplan. Doch die Höhe und Art der Nutzung werden damit eindeutig festgelegt. Das bedeutet, die drei Geschosse werden kommen. Alle weiteren gestalterischen Feinheiten könne man noch diskutieren, betonten die Investoren mehrfach.
Appell des KRE-Geschäftsführers Krakat
Das war auch der Punkt, an dem sich KRE-Geschäftsführer Lars Krakat einschaltete: "Ich habe den Eindruck, die Pläne werden hier zum ersten Mal vorgestellt." Er erinnerte daran, dass sein Büro seit drei Jahren mit dem Projekt beschäftigt sei und auch er an einer guten Lösung interessiert sei. "Ich habe Verständnis für Ihre Bedenken. Aber über die Fassadengestaltung kann man noch viel machen." Allen werde man es nie recht machen, doch es müsse jetzt vorangehen: "Sonst kann ich das nicht mehr verantworten."
Nach der Beratungspause stimmte das Gremium mit 15:5 für die vorgestellte Konzeptplanung, die Art und Maß der baulichen Nutzung festlegt und Grundlage für die Erstellung eines Bebauungsplan-Vorentwurfs ist. Außerdem wird vom beschleunigten ins Regelverfahren gewechselt. Die Anregungen des Sanierungsbeirates und der Sanierungsbeauftragten sollen, soweit realisierbar, berücksichtigt werden.
" Investorengeschichten " nichts gelernt !
Schwimmbad, Baumarkt , Rathaus : irgendwann müsste man es doch mal kapieren !
Und was die Gestaltung der Gebäude angeht: müssen es denn immer solche seelenlose Klötze sein, die da hingestellt werden? Am Ende dann schließlich noch in modern-freundlichem Weiß-Grau-Anthrazit. Da wohnt man doch gerne. Da geht‘s Dir gut!
Leider ist halt auch zu merken, dass Hädefeld langsam zum kompletten Altersheim wird.
Stark auch dass sich der Stadtrat mal wieder von einem Investor vor aller Augen vorführen lässt und zwar mit Armen und Beinen zappelt und zetert, aber am Ende doch die Hände hebt.
Zum Glück ist bald Laurenzi-Messe, dann redet keiner mehr drüber.