
Rund sieben Jahre ist das Versprechen aus München schon alt, anstatt des umstrittenen Nationalparks im Spessart auf Kosten des Freistaats ein "Eichenzentrum" einzurichten. Fast zwei Jahre ist zudem eine kurz vor der Landtagswahl 2023 getroffene Grundsatz-Entscheidung für eine abgespeckte Version eines staatlichen Wald-Erlebniszentrums in der Region schon wieder her. Jetzt endlich sollen Nägel mit Köpfen folgen.
Ministerium: Fachlich-inhaltliche Planungen sind inzwischen abgeschlossen
"Die fachlich-inhaltlichen Planungen sind inzwischen abgeschlossen", teilt das zuständige Landwirtschaftsministerium auf Nachfrage mit. Wie vor zwei Jahren versprochen, soll "im Umgriff des Bischborner Hofes" bei Neuhütten "eine eigenständige Ausstellung Klima-Wald-Erlebnis mit einem innovativen Walderlebnispfad" realisiert werden.
Als Ersatz für die 2023 endgültig beerdigten Pläne für das Hofgut Erlenfurt soll zudem nun im Frühsommer die Ausschreibung eines neuen Standorts für eine "Waldakademie" im Landkreis Aschaffenburg beginnen.
"Die Waldakademie soll ein Fortbildungszentrum für Multiplikatoren werden", erklärt Sebastian Spatz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt. Lehrkräfte oder Kita-Personal, aber auch Vertreter von Vereinen, Verbänden oder Behörden sollen dort die Möglichkeit bekommen, "sich zum Thema Wald und Waldpädagogik weiterzubilden".
Standort-Bewerbung für neue "Waldakademie" wohl im ab Frühsommer möglich
Ob aktive Förster diese Kurse leiten oder eigenes Personal, sei noch offen, so Spatz: "Es wird aber in jedem Fall eine Einrichtung der Forstverwaltung sein." Interessierte Kommunen im Landkreis Aschaffenburg können sich wohl ab Mai mit geeigneten Bestandsgebäuden, Mietobjekten oder auch Grundstücken für einen Neubau bewerben. "Wir sind da für alle Vorschläge offen", so Spatz.
Anders, als einst im Hofgut Erlenfurt geplant, soll es in der Einrichtung keine Übernachtungsmöglichkeiten geben. Mögliche Standorte brauchen deshalb in der Nähe interessierte Hotels oder Pensionen als feste Partner.
"Wir sehen immer deutlicher, wie sich der Klimawandel auf unsere Wälder auswirkt", findet Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) als örtliche Landtagsabgeordnete. Es gelte deshalb "Fakten über die Notwendigkeit der Waldpflege wie über ökologische Zusammenhänge" zu vermitteln. Sie freue sich deshalb sehr über das "bayernweit einzigartige Fortbildungszentrum" im Spessart.
Erlebniszentrum am Bischborner Hof soll Ausflugsziel für Familien werden
Das Erlebniszentrum am Bischborner Hof soll derweil zum regionalen Ausflugsziel vor allem für Familien werden. Der Fokus dort soll auf dem Thema Klimawandel und Wald sowie auf der Wald-Geschichte im Spessart liegen, erklärt Spatz. Geplant ist neben einer Ausstellung ein "Walderlebnispfad mit digitalen Elementen", der vor allem Kinder ansprechen soll. Zudem soll ein neuer Abenteuerspielplatz entstehen. "Der aktuelle Spielplatz hat seine besten Zeiten eindeutig hinter sich", räumt Spatz ein.
"Das werden tolle Einrichtungen, um mit Spaß den Wald im Spessart zu erleben", hofft der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab. Es sei "höchste Zeit, dass der Spessart eine solche Anlaufstelle bekommt", findet er. Überlegungen für einen Aussichtsturm als Gegenstück zum Baumwipfelpfad im Steigerwald scheinen jedoch endgültig gescheitert.
Die Kosten für beide Projekte sollen weit unter den 26,5 Millionen Euro liegen, die einst mit dem Projekt am Hofgut Erlenfurt angesetzt waren. Auch die Frage, was aus dem verfallenen Hofgut nun werden soll, bleibt offen. Eigentümer dort ist aktuell der Freistaat Bayern.