Der Bayerische Landtag stellt die bisherigen Pläne für das umstrittene Eichenzentrum im Hafenlohrtal (Lkr. Aschaffenburg) in Frage: Mit den Stimmen der Regierungsparteien CSU und Freie Wähler hat der Landwirtschaftsausschuss einstimmig beschlossen, dass die Staatsregierung bei ihren weiteren Planungen eine Petition des Vereins "Freunde des Spessarts" zu berücksichtigen hat. Sie fordert, das Eichenzentrum aufzugeben.
Petition fordert ein Umweltzentrum etwa am Bischborner Hof
Die Petition lehnt "eine millionenschwere Bauinvestition im Hafenlohrtal aus Finanz- und Umweltschutzgründen" ab. "Darüber hinaus zeugen mehr als 8000 Unterschriften aus der Region, dass auch für eine abgespeckte Form der Investition im Hafenlohrtal keine Akzeptanz gegeben ist", heißt es darin. Stattdessen fordern die Antragsteller ein Umweltzentrum an einem "geeigneten Ort im Spessart". Genannt werden als Vorschläge der Bischborner Hof in Neuhütten (Lkr. Main-Spessart) oder die Forstschule in Lohr.
Im Sommer 2018 hatte die damalige CSU-Regierung beschlossen, sowohl ein Seminarzentrum im Hofgut Erlenfurt wie auch eine "Naturbegegnungsstätte" beim Bischborner Hofes einzurichten. Die geschätzten Kosten für das "Eichenzentrum" in Erlenfurt liefen jedoch schnell aus dem Ruder - auf zuletzt 26,5 Millionen Euro. Erschwert werden die Planungen auch durch Zuständigkeitsfragen: Während für das Eichenzentrum Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) verantwortlich ist, liegt der Bischborner Hof bei Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).
Umweltminister Glauber: Lösung kann nur aus der Region kommen
Im aktuellen Staatshaushalt 2020 sind für beide Projekte bislang nur sehr kleine Summen für Planungen vorgesehen. Umweltminister Glauber erklärte am Mittwoch auf Nachfrage der Redaktion, dass aus seiner Sicht "eine Lösung nur aus der Region kommen kann". Mit Blick auf die Gesamtkosten bleibe er aber bei seiner Position, "dass nicht am Ende vielleicht 40 Millionen Euro ausgegeben werden können für ein Projekt, das vor Ort niemand will".
Forstministerin Kaniber hält dagegen in ihrer schriftlichen Stellungnahme zu der Petition am Eichenzentrum fest: Dieses ermögliche "einen aktiven und hochwertigen waldbezogenen Dialog". Der ökologischen Verantwortung werde man etwa mit einem eigenen "Mobilitätskonzept" gerecht.
CSU-MdL Schwab hält Einwände gegen Eichenzentrum für begründet
Im Landtag herrsche große Einigkeit, dass beim Eichenzentrum "abgespeckt" werden müsse, erklärte dagegen der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab aus Marktheidenfeld. Die Einwände vieler Bürger gegen die bisherigen Planungen seien begründet. Schwab schlägt vor, das Hofgut Erlenfurt zwar baulich zu erhalten, alle touristischen Einrichtungen aber am Bischborner Hof zu konzentrieren.
Die unterfränkische SPD-Landtagsabgeordnete Martina Fehlner aus Aschaffenburg forderte die Aufgabe der Pläne für ein Eichenzentrum: "Der Politik steht es gut an, Entscheidungen, die vielleicht in guter Absicht getroffen worden sind, wieder zurückzunehmen, wenn sie sich als falsch erweisen."
Bernd Kempf vom Verein "Freunde des Spessarts" wertete das Votum im Landtag als Teilerfolg: "Ganz zufrieden bin ich dann, wenn die Planungen sich auf einen Standort konzentrieren und im Hafenlohrtal die Natur die erste Stelle einnimmt." Erfreut über das Votum des Landtags zeigte sich auch die "Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal e.V.": Mit der Entscheidung werde "der Erschließungsdruck vom Hafenlohtal genommen", sagte der Vorsitzende des Vereins, Sebastian Schönauer. Die bisherigen Planungen für das Eichenzentrum "mit einer gigantisch erscheinenden Bausumme von über 25 Millionen Euro" seien damit "fürs erste ad acta gelegt", glaubt auch Vereins-Vize Erich Perchermeier.
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