
Heute erinnern nur noch Fundamentreste nahe am ehemaligen Gasthaus Bischborner Hof an das im September 1933 eröffnete Arbeitsdienstlager des NS-Reichsarbeitsdienstes. Das mit viel Pompon eröffnete Lager hielt nicht viel länger als das Dritte Reich.
Im Prospekt zur Eröffnung wurde die Entstehungsgeschichte des Lagers beschrieben: "Mitten im Hochspessart, weit entfernt von Großstadtasphalt und Bogenlampen, von Bars und Kinos, ist durch den Opfermut der neuen deutschen Zeit eine große revolutionäre nationalsozialistische Idee Wirklichkeit geworden", hieß es dort im damaligen, ideologisch gefärbten Pathos. Das Lager könne "in Aufbau, Anlage und Einrichtung als Musteranlage bezeichnet werden" und sei "beispielgebend für den ferneren Ausbau des Arbeitsdienst- und Siedlungsgedankens". Im Stile eines geschlossenen römischen Legionslagers sei es in "architektonischer Gestaltung und Farbengebung künstlerisch in die Landschaft gestellt".

Sieben Schlafbaracken
Das Lager bestand dem Prospekt zufolge aus sieben Schlafbaracken, zwei Verwaltungsgebäuden, einer Krankenbaracke, einem großen Gemeinschaftsraum mit Bühne, einem Küchenhaus, einer riesigen Turnhalle und den übrigen notwendigen Nebengebäuden und gab Unterbringungsmöglichkeit für eine Arbeitsabteilung – Etatstärke 216 Mann.
Die Entstehung dieses Lagers zeige, dass "Opfersinn und vaterländisches Empfinden auch dort Großes zum Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes zu vollbringen vermochte, wo Not und Arbeitslosigkeit in ihrer ganzen Schwere lastete". Die Spessartbevölkerung des Bezirks und der Stadt Lohr haben sich nach Ansicht der Verfasser des Prospekts "mit dieser nationalsozialistischen Tat ein bleibendes Verdienst erworben".
Ganz Lohr erwartete gespannt die Ankunft der Gäste, die an den Einweihungsfeierlichkeiten am 10. September 1933 teilnehmen wollten. Ihre Teilnahme hatten hochrangige NS-Parteifunktionäre zugesagt, so der bayerische Ministerpräsident Siebert, Julius Streicher, berüchtigter Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer" und Gauleiter Hellmuth. Schon Tage zuvor waren auswärtige Angehörige des Arbeitsdienstes in Lohr angekommen. Es waren schließlich über 1000 Arbeiter, die an dem Eröffnungsmarsch von der Stadt Lohr zum Lager teilnehmen sollten.

Am Sonntag, 10. September, dem Tag der Einweihung des Lagers, fuhr die braune Parteiprominenz unter dem Jubel der Bevölkerung und der Ehrengarde der örtlichen SA und SS über die Adolf-Hitler-Straße, die heutige Hauptstraße, zum Rathaus, wo sie vom Bürgermeister Wolpert begrüßt wurde. Vorbei an den winkenden Menschen und girlandengeschmückten Häusern fuhr dann der Autokonvoi zum Arbeitsdienstlager. Dort begann der offizielle Teil mit Reden der NS-Größen.
Gegen Liberalismus
Anschließend erfolgte der Einmarsch der Lagerbesatzung und die Übernahme der Anlage durch den Lagerkommandanten Hellebrand. Dann ergriff Oberst Hierl, der oberste Führer des Arbeitsdienstes, das Wort und sagte unter anderem: "Der Arbeitsdienstgedanke ist der nationalsozialistischen Weltanschauung entsprungen. Diese fordert, dass jeder einzelne sich als Diener seines Volkes betrachtet (…). Hauptsache ist es, hinsichtlich der zu bewältigenden Arbeit (…) die Brotfreiheit für unser Volk zu erkämpfen, d.h. unser Vaterland unabhängig von fremden Erzeugnissen zu machen. Der Typ des deutschen Menschen, wie er unserer nationalsozialistischen Anschauung entspricht, soll im Arbeitsdienst erarbeitet werden. Der Arbeitsdienst verlangt unbedingte Unterordnung des einzelnen unter das Wohl der Gesamtheit. Strengste Pflichterfüllung und straffe Manneszucht sind Forderungen, die jeder zu erfüllen hat, wenn der Kampf gegen Liberalismus und Marxismus bis zu Vernichtung geführt werden soll."

Nach diesen und ähnlichen Ausführungen, die dem kritischen Zuhörer die wahren Ziele des Arbeitsdienstes aufgezeigt hatten, wurden die Eröffnungsfeierlichkeiten durch eine Parade mit über 1000 Arbeitsdienstlern abgeschlossen. Die anschließenden Aktivitäten wie "Sportformübungen" dauerten bis zum Abend an und fanden im Beisammensitzen am Lagerfeuer ihren Abschluss.
In einem Artikel anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten schrieb Heimatdichter Nikolaus Fey in der Lohrer Zeitung: "Ueber der Weihefeier der Spessartführerschule wird ein Rauschen hinauswehen über alles deutsche Land. Und hundertmal eindringlicher wird das Rauschen werden, germanischer Spessart, als je. Und einen Namen wird es tragen, jubelnd und stolz, den Namen des Erlösers und Befreiers, der die deutsche Seele wieder heimführte in das Land der Ahnen, in die Feierlichkeit des Erlebens aus Blutgemeinschaft, Würde und Größe, den Namen Hitlers. Heil deiner Sendung, Volkserlöser!"
Fast religiöse Begeisterung
Das war nicht das opportunistische Geschreibsel eines darbenden Poeten, sondern Ausdruck einer tiefen emotionalen, fast religiösen Begeisterung, wie sie wohl auch in ähnlicher Weise bei der Masse des deutschen Volkes vorhanden war. Dass mit der Machtergreifung Hitlers das schlimmste und unheilvollste Kapitel der deutschen Geschichte begonnen hatte, konnten sich, wie in Lohr, die meisten Deutschen 1933 nicht vorstellen.

Vielleicht erklären die Autoren mal, was das ganze mit (Woll-) Bommeln zu tun hat?
Am besten keine Fremdwörter verwenden, die man nicht kennt.