Clemens Kübert hatte bei der Gemündener Bürgerversammlung eine Frage zur geplanten Erneuerung des Gasheizkraftwerks am Gemündener Neuberg. An dieses müssen sich die Bauwilligen dort seit 1994 anschließen lassen. Auch das Kreuzkloster ist angebunden. Jetzt soll das Blockheizkraftwerk wahrscheinlich, wie das in der Häfnergasse, auf Biomasse umgestellt werden. "Glauben Sie ernsthaft, dass die das Spielchen mitmachen und sich an Sie anschließen?", fragte Kübert den KU-Vorstand Roland Brönner.
Brönner zufolge ist alles noch "in einem sehr frühen Stadium", sowohl der Brennstoff als auch die Dimension der künftigen Anlage seien noch unklar. Der Bedarf bei den Anwohnern soll abgefragt werden. Bis Ende 2023 hätten die Angebundenen noch einen "sehr, sehr günstigen" langfristigen Liefervertrag, müsste man diesen jetzt abschließen, wäre der Preis fünfmal so hoch.
Auf Wunsch Küberts trug Brönner das Gesamtergebnis seit der Inbetriebnahme vor: minus 2,65 Millionen Euro. Vor allem die Abschreibungen und Zinsaufwendungen zu Beginn schlügen hier zu Buche. Erst in den vergangenen Jahren habe das Werk einigermaßen wirtschaftlich betrieben werden können. Ein anderer Bürger fragte nach, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, wenn die angedachte Stromerzeugung funktioniert hätte. "So weit mir bekannt, wäre das Minus noch größer gewesen", so Brönner. Die Anlage sei überdimensioniert, die Stromerzeugung habe sich als unrentabel erwiesen. "Warum wird dann so was geplant und gebaut?", wollte der Bürger wissen.
Lippert will aus Fehlern der Vergangenheit lernen
Clemens Kübert, früher Betriebsleiter der Überlandzentrale Mainfranken in Lülsfeld, warf für eine Warnung noch einen Blick zurück. Er habe 1994 auf Anfrage von Stadträten empfohlen, davon die Finger zu lassen, weil ein durchgängiger Wärmeverbraucher fehle. Das Ganze sei ein "Prestigeobjekt vom damaligen Bürgermeister", sonst nichts. Es sei so lange herumgerechnet worden, bis die Anlage auf dem Papier wirtschaftlich gewesen sei. "Diesen Betrag hätte man besser verwenden können zum Wohl der Bürger von Gemünden", so Kübert. Er habe selbst einige Blockheizkraftwerke bauen lassen. "Seien Sie vorsichtig", mahnte er.
Bürgermeister Lippert (BfB) sagte: "Wir sind weder die Entscheidungsträger noch dafür verantwortlich, dass die Zahlen da so stehen." Er gehe davon aus, dass die Planer es "nach bestem Wissen und Gewissen" gemacht haben. Bei der Neuplanung werde man versuchen, solche Fehler nicht zu wiederholen, sondern nach dem tatsächlichen Bedarf zu planen. "Wir wollen ein solches Fiasko bei einer zukünftigen Anlage nicht erleben", so der Bürgermeister.
Es stellt sich aber die Frage, was wäre, wenn das Heizkraftwerk keine Zukunft mehr hat. Die Anwohnerinnen und Anwohner am Neuberg sind bis heute per Grundbucheintrag dazu verpflichtet, ihre Wärme vom Blockheizkraftwerk zu beziehen. Eine Alternative haben sie kaum, denn viele haben in ihren Häusern gar keinen Platz für einen eigenen Brenner, manche haben keinen Keller. Die Dächer sind oft zu klein, als dass Photovoltaikanlagen einen großen Nutzen brächten.
Wasserversorgungsanlagen gesichert?
Der frühere Stadtrat Martin Geßner fragte an, ob die Wasserversorgungsanlagen durch Kameras oder Zäune abgesichert seien. Wenn man am helllichten Tag von einem Hochbehälter das Kupferdach klauen könne, wie dies vergangenes Jahr in Seifriedsburg offenbar passierte, dann könne der Schutz der Anlagen nicht sonderlich hoch sein, folgerte Geßner. Der technische KU-Leiter Henry Bürgermeister sagte, dass es keine Kameras gebe. Zäune schon, aber ohne Stacheldraht. Was es hingegen gebe, seien etwa Kontakte an Fenstern und Türen. "Man sieht zu jeder Zeit, ob eine Tür auf oder zu ist", sagte er.
Sollte ein Blockheizkraftwerk zum Einsatz kommen, wäre nicht nur der Einsatz von Biogas, sondern nach dem Zustandekommen des Wasserstoffdeals mit Kanada (wobei der Wasserstoff ja gebunden als Ammoniak geliefert wird) sogar der Einsatz von diesem "grünen" Ammoniak möglich. In den Kriegsjahren führen die Busse in Belgien mit Ammoniak, vom Chevrolet Impala wurde 1981 sogar eine gewöhnliche Limousine mit einem Ammoniak-Motor ausgestattet. Warum sollte das nicht bei einem Blockheizkraftwerk funktionieren?
Zum besseren Verständnis der Blockheizkraftwerke: Die Hanauer Wststadt wurde noch in den 1970er Jahren mittels eines Blockheizkraftwerks - einem alten Schiffsdiesel - mit Wärme und Strom versorgt.