Schlangestehen für Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden. So sah das Bild vor dem E-Center in Gemünden am gestrigen Dienstag aus. Der Hilferuf des Supermarkts, der zur Familie Trabold gehört, erreichte gegen Abend die Würzburger Facebookgruppe „Foodsharing“. Dort werden Lebensmittel getauscht und verschenkt, die entweder nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum sind, oder den Verschenkenden einfach nicht schmecken.
Kühlkette unterbrochen, Lebensmittel müssen eigentlich entsorgt werden
In einem mittlerweile gelöschten Posting in der betreffenden Facebookgruppe war zu lesen: „SOS: Uns hat vorhin der Marktleiter des E-Center Trabold in Gemünden kontaktiert. In seinem Markt sind die kompletten Kühlanlagen ausgefallen.“
In so einem Fall müssten alle Lebensmittel am nächsten Tag entsorgt werden, da die Kühlkette unterbrochen wird. In einer spontan organisierten Aktion, die unter anderem auch im Würzburger „Fair-Teiler“ auf Facebook kommuniziert wurde, konnten Lebensmittel bis 24 Uhr komplett kostenfrei abgeholt werden.
Aus nah und fern kamen diejenigen, die die Lebensmittel retten wollten. „Bis nach Mitternacht sind hunderte von Menschen gekommen, der Parkplatz war voll wie an Weihnachten“, sagt Juniorchef Julian Trabold auf Anfrage. Alles sei sehr zivilisiert und hilfsbereit abgelaufen.
Technischer Defekt führte zum Ausfall der Kühlanlagen
Ein technischer Defekt war für den Ausfall der Kühlschränke und Tiefkühltruhen verantwortlich, verrät Trabold: „Alles, was in den Kühlschränken verderblich ist, darf nicht mehr verkauft werden. Dazu gehören Butter, Milch, Käse, abgepackte Fleisch- und Wurstwaren und vieles mehr. Wir hatten das in der Vergangenheit schon einmal in Würzburg und dort ist – über die lokalen Tafeln hinaus – die Zusammenarbeit mit Foodsharing-Plattformen gut gelaufen.“ Auch damals wurde die Ware gratis abgegeben und dadurch vor einem sinnlosen Ende im Müll gerettet.
60.000 Euro Verlust, die Lebensmittel werden aber immerhin noch gegessen
Am Ende war die Aktion in Gemünden trotz rund 60.000 Euro verlorener Warenwert für den Supermarkt ein Erfolg. In die Mülltonne wanderte fast nichts und Julian Trabold betont, dass trotz erheblicher Mehrarbeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis in die Morgenstunden bei so einem Zwischenfall das Essen doch „viel lieber bei den Leuten als im Müll landen soll.“
Klar, es musste schnell gehandelt werden, um größeren Schaden zu verhindern. Aber es ist keinesfalls so, dass all diese Lebensmittel sehr schnell verderben. Molkereiprodukte wie Milch, Käse, Joghurt, Sahne, Butter usw. halten deutlich länger, als auf dem MHD angegeben. Und hier existiert kein Verbrauchsdatum (anders als bei Fleisch oder Fischprodukten).
Was mir leider ein wenig aufstößt ist, dass regionale Kunden, die jedes Jahr für tausende von Euro bei Trabold in Gemünden einkaufen, hiervon nichts erfahren haben. Da muss sich erst eine Blech-Karawane von "Foodsavern" aus Würzburg auf den Weg machen, hierbei bei mind. 80 km hin- und zurück Unmengen Co2 in die Luft blasen, anstatt diese Möglichkeit regional zu lösen? Wir haben alleine sechs Tafeln im Raum MSP.
Und wenn Trabold schon Werbe-E-Mails versendet, so hätte man über diesen Weg sicher auch noch tausende regionale Kunden erreichen können.
Außerdem hat ein Foodsaver eine Ausbildung absolviert, die ihm ermöglicht, ehrenamtlich überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel bei mit foodsharing kooperierenden Betrieben einzusammeln, um sie vor der Entsorgung zu retten.
https://praxistipps.chip.de/foodsaver-werden-aufgaben-und-was-sie-beachten-sollten_134154